«Eine Nacht ohne Morgen»: Überlebende erzählen von Hotelfeuer

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76 Tote«Eine Nacht ohne Morgen»: Überlebende erzählen von Hotelfeuer

In der Türkei brannte am Dienstag ein Ski-Hotel ab. 76 Tote forderte der Brand. Überlebende berichten vom Horror, während ein Experte die Mängel aufzeigt.

Ein Brand in einem Ski-Hotel in der Türkei forderte 76 Todesopfer.

20min/jad

Darum gehts

  • In einem Hotel im türkischen Kartalkaya brach ein verheerendes Feuer aus, bei dem mindestens 76 Menschen starben.

  • Helfer und Überlebende berichten von chaotischen Szenen und verzweifelten Rettungsversuchen.

  • Taner Kaboglu, Experte für Brandschutz, kritisiert fehlende Sicherheitsmassnahmen wie Sprinkleranlagen.

«Es war eine Nacht ohne Morgen»: Helfer und Überlebende berichten gegenüber «Hürriyet» von der Schreckensnacht im türkischen Wintersportort Kartalkaya. Bei einem Brand in einem Hotel sind am Dienstag mindestens 76 Menschen ums Leben gekommen.

Das Feuer hätte sich niemals so schnell ausbreiten dürfen, meint Taner Kaboglu zur selben Zeitung. Kaboglu ist der stellvertretende Vorsitzende der Türkei Stiftung für Brandschutz und Ausbildung. In seiner Einschätzung machte er auf mehrere Mängel aufmerksam.

«Durch die Schreie der Menschen geweckt»

«Jemand sprang vor unseren Augen», erzählte ein Mitarbeiter eines Ski-Lifts in der Nähe des Hotels. Viele – sowohl im Hotel als auch aus der Umgebung – eilten den Hotelgästen zur Hilfe. «Mit dem Personal brachten wir um die 20 Personen in Sicherheit», erzählte ein Skilehrer, der sich im Hotel aufgehalten hatte. «Der Rauch war sehr stark, aber wir kannten das Hotel gut, deshalb konnten wir schnell raus.»

Ali Atmaca, der in einem anderen Hotel in der Nähe übernachtete, berichtete: «Wir wurden durch die Schreie der Menschen geweckt und gingen hinunter. Vor unseren Augen starben Menschen, das hat unsere Psyche zerstört.» Trotzdem versuchte er weiterhin zu helfen. «Menschen sprangen aus den Fenstern, also holte ich Matratzen, Decken und Bettlaken, um die Menschen vor dem harten Boden zu schützen.»

Ein Brand in einem Ski-Hotel in der Türkei forderte 76 Todesopfer.
Gäste sprangen aus den Fenstern oder seilten sich mit Bettlaken ab, um sich zu retten.
Das Feuer brach demnach in einer oberen Etage aus und breitete sich rasend schnell aus.
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Ein Brand in einem Ski-Hotel in der Türkei forderte 76 Todesopfer.

Anadolu

«Einige sprangen aus den oberen Etagen, andere versuchten sich mit Bettlaken abzuseilen», erzählte der Hotelmitarbeiter Hidir Yesis. «Ich warf ein Seil zum achten Stock.» Er habe mit weiteren Mitarbeitern um die 15 Menschen gerettet. «Die anderen retteten sich durch das Seil oder sprangen.»

«Es war eine Nacht ohne Morgen», berichtete der Ski-Lift-Mitarbeiter weiter. «Wir haben mindestens 40 Personen evakuiert. Bis zum Morgen versuchten wir zu retten, wer zu retten war. Wir waren alle erschöpft, völlig am Ende.»

«Es sollte nie passiert sein, aber es ist passiert.»

«Es sollte nie passieren, aber es ist passiert. Familien, Kinder, die zum Skifahren kamen, es war eine Katastrophe», trauerte einer der Helfer. Auch der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung für Brandschutz, Taner Kaboglu, teilt die Meinung, dass es nie passiert sein sollte.

«Das Feuer im Restaurant hätte nicht auf das gesamte Gebäude übergreifen dürfen», schätzte er gegenüber «Hürriyet» ein. «Es hätte bereits an der Stelle, wo es ausbrach, durch feuerfeste Materialien und Feuerverhinderungssysteme gestoppt werden müssen.»

Wärst du auf einen Brand vorbereitet?

Beispielsweise hätte es ein Sprinklersystem geben müssen. Auch ein besser überlegter struktureller Aufbau des Hotels hätte verhindern können, dass sich das Feuer über ein Stockwerk hinaus ausbreitet. «Bis die Feuerwehr eintrifft, wäre das Gebäude bereits leer gewesen, und sie hätten sich nur auf den kleinen Bereich konzentrieren müssen», sagte Kaboglu weiter. «Stattdessen wusste die Feuerwehr nicht, wo sie mit Löschen oder Rettungsaktionen beginnen soll.»

Feuerfluchttreppen sollten mindestens zwei Stunden feuerfest sein und mit speziellen Brandschutztüren gesichert werden, führte Kaboglu weiter aus. Dies sei offenbar nicht der Fall gewesen. «So können die Menschen im Inneren evakuiert werden, ohne verbrannt zu werden oder zu ersticken.»

Aufgrund der Mängel wurde neun Personen festgenommen. Unter den Verhaftungen, die Innenminister Ali Yerlikaya am Mittwoch bekannt gab, befand sich auch der Besitzer des Hotels.

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