Hyaluron-PfuschAbgestorbene Nasenspitzen und Erblindungen – Experten warnen vor illegalen Eingriffen
Expertinnen und Experten warnen vor kosmetischen Behandlungen, die von unqualifiziertem Personal durchgeführt werden. Denn die Folgen können schwerwiegend sein.
Darum gehts
Ärztinnen und Ärzte behandeln vermehrt Personen aufgrund von Komplikationen oder unschönen Resultaten nach Hyaluron-Behandlungen.
Denn die Folgen einer Fehlinjektion können verheerend sein, wie auch Betroffene gegenüber 20 Minuten erzählen.
Eitrige Lippen, abgestorbene Nasenspitzen und überspritzte Wangen: Die Zürcher Schönheitsklinik Skkins behandelt jede Woche mehrere Patientinnen und Patienten nach missglückten Behandlungen. «Das Problem ist, dass Unterspritzungen mit Hyaluronsäure Fillern, welche länger als 30 Tage halten, heute vermehrt in Kosmetikstudios von unbefugten Personen, wie zum Beispiel medizinischen Kosmetikerinnen und Heilpraktikern, injiziert werden», sagt Inhaberin Désirée Köfer. 20 Minuten hat mit Betroffenen gesprochen.
Laut dem Heilmittelinstitut Swissmedic dürfen Produkte mit Hyaluronsäure, die länger als 30 Tage im Körper bleiben, ausschliesslich durch eine Ärztin oder einen Arzt und durch diplomierte Pflegefachpersonen unter der direkten Kontrolle und Verantwortung einer Ärztin oder eines Arztes mit einer entsprechenden Weiterbildung angewendet werden. Gemäss Köfer vertuschen unseriöse Anbieter aber ihr illegales Handeln unter anderem mit dem Vorwand einer Zusammenarbeit mit einer Ärztin oder einem Arzt.
«Zudem locken sie mit günstigen Angeboten ihre gutgläubigen Kundinnen und Kunden an. Dass die Personen, die diese Behandlungen anbieten, jedoch unqualifiziert sind, ist den meisten nicht bewusst», so Köfer. Die Folgen einer Fehlinjektion können verheerend sein: «Es können Blutgefässe verstopft werden, was schlimmstenfalls zu einem Absterben des Gewebes oder sogar zu einer kompletten Erblindung führen kann.»
«Viele haben schon während der Behandlung ein mulmiges Gefühl»
Auch der Schönheitschirurg Georg Noever behandelt in der Klinik Pyramide regelmässig Patientinnen und Patienten aufgrund von Komplikationen oder unschönen Resultaten: «Oftmals wissen die Betroffenen gar nicht, was ihnen genau gespritzt wurde. Das erschwert die Entfernung des Produkts enorm», sagt Noever.
Insbesondere bei Fillern wie Silikon, die sich nicht von selbst abbauen oder anderen teils unbekannten und nicht zugelassenen Materialien, sei das ein Problem: «Diese müssen dann chirurgisch entfernt werden, was unschöne Narben hinterlassen kann.»
Laut Noever melden viele Patientinnen und Patienten die illegalen Injektionen jedoch nicht den Behörden, weil sie sich dafür schämen: «Viele haben schon während der Behandlung ein mulmiges Gefühl, lassen den Eingriff aber zu, weil sie so Geld sparen wollen.» Um unschöne Ergebnisse zu vermeiden, sollte man bei Angeboten, die unter 300 Franken kosten, vorsichtig sein, so Noever.
Problematik in Fachkreisen bekannt
Christoph Schänzle, Chefarzt Dermatologie der Pallas Kliniken, warnt vor solchen Behandlungen. «Mit der stetig wachsenden Nachfrage nach kosmetischen Eingriffen wächst auch der illegale Markt. Wir werden mehrmals im Jahr mit den Ergebnissen von missglückten Fällen konfrontiert.» Die Problematik sei in Fachkreisen bekannt.
Schänzle rät, sich grundsätzlich nur von Ärztinnen und Ärzten behandeln zu lassen, die ihre Fähigkeiten durch eine fachärztliche Ausbildung oder eine anerkannte ästhetische Zusatzqualifikation nachweisen können. «Um diese zu erkennen, lohnt es sich, auf bestimmte Informationen, wie Mitgliedschaften bei ästhetischen und medizinischen Ärzte-Fachgesellschaften, zu achten».
Diese Zusatzinformationen seien oftmals auf der Webseite von qualifizierten Ärztinnen und Ärzten zu finden. «Seriöse Firmen, die Filler vertreiben, haben zudem meist Links zu den Websites von zertifizierten, vertrauenswürdigen Ärztinnen und Ärzten», so Schänzle.
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