Grossbritannien: Ärzte beenden lebenserhaltende Massnahmen für Archie (12) am Montag

Aktualisiert

GrossbritannienÄrzte beenden lebenserhaltende Massnahmen für Archie (12) am Montag

Nach mehreren Gerichtsentscheidungen gegen die Familie des unheilbar kranken Archie Battersbee (12) stellt die Klinik die lebenserhaltenden Massnahmen für den Bub ein.

«Ein Bub, der meine Hand drücken kann, kann nicht hirntot sein», sagt Archies Mutter Hollie.
Archie liegt seit einem Unfall im April 2022 im Koma.
Gerichte haben entschieden, dass die Ärzte die lebenserhaltenden Massnahmen beenden dürfen.
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«Ein Bub, der meine Hand drücken kann, kann nicht hirntot sein», sagt Archies Mutter Hollie.

Screenshot/Privat

Darum gehts

Die Klinik, in der der unheilbar kranke Archie Battersbee liegt, wird am Montag die lebenserhaltenden Massnahmen für den Buben einstellen. Archies Eltern, Hollie Dance und Paul Battersbee, haben am Samstag  einen Brief des britischen Gesundheitsdienstes erhalten. Darin kündigt die Klinik an, dass alle Infusionen und Medikamentengaben am Montag um 14 Uhr (15 Uhr MESZ) beendet werden. Zuvor hatte Archies Mutter noch an Gesundheitsminister Steve Barclay appelliert, das Spital doch zur Fortführung der Pflege zu bringen, sowie die Vereinten Nationen um Hilfe gebeten.

«Wir verstehen, dass alle Debatten um das Ende von Archies Behandlung sehr schwierig und schmerzhaft sind», hiess es in dem Brief weiter. «Dennoch wollen wir sicherstellen, dass Sie und Ihre Familie so stark eingebunden werden, wie Sie es wünschen.» Ziel sei, die Würde des Buben zu bewahren. «Sie oder ein Familienmitglied könnte den Wunsch haben, mit Archie auf seinem Bett zu liegen oder ihn in Ihren Armen zu halten, falls das praktisch möglich ist», zitierte die Nachrichtenagentur PA.

Auch im Zimmer werde sich ein Arzt befinden, der «regelmässig untersuchen muss, um zu bestätigen, dass das Herz aufgehört hat zu schlagen».

Seit April im Koma

Archie hatte sich bei einem häuslichen Unfall im April schwere Hirnverletzungen zugezogen – womöglich bei einer Internet-Mutprobe. Er liegt seither im Koma. Ein Berufungsgericht hatte vergangenen Montag den Antrag der Eltern abgelehnt, die lebenserhaltenden Massnahmen fortzusetzen. Das sei im besten Interesse von Archie.

Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Grossbritannien. Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Massnahmen sehr viel früher zu entziehen, als das in anderen europäischen Ländern der Fall wäre. Zudem werden die Wünsche von Eltern und Angehörigen dabei nicht im selben Masse berücksichtigt. Was im besten Sinne des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern.

Ein Video, das am 26. Juli veröffentlicht wurde, soll Archies Gehirnaktivität zeigen. 

20min/Newsdesk

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Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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(DPA/kle)

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