Alisha Lehmann: Nati-Star spricht über ihr Leben und Vorurteile

Aktualisiert

Nati-Star im Interview«Bin zu 100 Prozent Fussballerin» – Lehmann will vom Social-Hype nichts wissen

Auf die Europameisterschaft hatte Alisha Lehmann verzichtet, weil sie sich mental nicht bereit fühlte. Nun spricht der Nati-Star erstmals über das Comeback. 

Alisha Lehmann ist zurück beim Schweizer Nationalteam. 
Auf die EM verzichtete sie vergangenen Sommer. Sie meinte, dass sie «mental nicht bereit» sei. 
Nun spricht sie erstmals über diesen Entscheid.
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Alisha Lehmann ist zurück beim Schweizer Nationalteam. 

Toto Marti/Blick/freshfocus

Darum gehts

  • Die Schweizer Nati befindet sich auf Marbella im Trainingslager. 

  • Unter Inka Grings (44), der neuen Trainerin, ist Alisha Lehmann (24) ins Team zurückgekehrt.

  • Im Interview spricht die 24-Jährige über ihr schwieriges letztes Jahr und ihren Erfolg auf Social Media. 

Im April 2022 stand Alisha Lehmann zuletzt für die Schweizer Nati auf dem Feld. Ende Mai, kurz vor der EM, gab sie dann bekannt, dass sie aus freien Stücken nicht teilnehmen wird. Sie sagte, sie sei mental nicht bereit für das Turnier. Nun sind mehrere Monate vergangen, mit Inka Grings steht eine neue Trainerin an der Seitenlinie. In einer Medienrunde spricht die 24-Jährige erstmals ausführlich.

Sie sind zurück im Nationalteam. Wie war Ihr erster Tag?

Es ist eine grosse Ehre. Ich schätze es sehr, zurück zu sein. Es ist einfach schön hier und es ist toll, mit meinen Kolleginnen zu lachen. 

Letzten Frühling verzichteten Sie kurzfristig auf die EM, weil Sie «mental nicht bereit» gewesen sind. Was war los?

Manchmal passieren im Leben unvorhersehbare Dinge, bei mir war es etwas Persönliches. Das wollte ich nur mit meiner Familie und engsten Freunden und Freundinnen teilen. Schlussendlich war die Kommunikation aber sicherlich nicht gut. Dafür möchte ich mich entschuldigen. 

Es waren rein private Gründe?

Es hatte nichts mit dem Club, der Nati oder dem Trainerteam zu tun. Es war etwas Persönliches. Und ich muss auch nicht alles teilen mit der Welt.

Was lief in Sachen Kommunikation schief? 

Ich bin eine junge Spielerin und es passieren Dinge, die ich nicht erwarte. In solchen Momenten weiss man nicht, was man machen soll. Man merkt erst im Nachhinein, wenn vielleicht etwas nicht so gut war. Auf Social Media wird alles sehr schnell geteilt. 

Auf Insta hat sie fast zwölf Mio. Followerinnen und Follower. 
Dazu meint sie: «Social Media ist nicht das echte Leben.»
Und: «Um klarzustellen: Ich bin zu 100 Prozent eine Fussballerin.»
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Auf Insta hat sie fast zwölf Mio. Followerinnen und Follower. 

Instagram

Sie sind auf Nati-Trainerin Inka Grings betreffend Nati-Rückkehr zugegangen. Wie verlief das Gespräch?

Ich habe Lia (Captain Lia Wälti, d. Red) nach der Nummer gefragt, dann telefonierte ich mit Inka. Ich habe ihr gesagt, dass ich unbedingt wieder zurückkehren möchte und mit dem Team Grosses erreichen will. 

Wenn jetzt Nils Nielsen noch Trainer gewesen wäre: Hätten Sie ihn auch angerufen?

Ja, schliesslich geht es ums Land. 

Ist die WM die Hauptmotivation für Ihre Nati-Rückkehr?

Jede Fussballerin und jeder Fussballer träumt von einer WM. Aber das Turnier war nicht der Hauptgrund. Ich wollte einfach wieder für mein Land auflaufen und die Fans glücklich machen. Das ist ein Privileg.

Nur schon das Eröffnungsspiel wurde jetzt in ein doppelt so grosses Stadion verlegt wegen der Anfrage.

Bereits nach der EM gab es einen Boom. Und die WM ist nochmals zehnmal grösser. Daher ist das Turnier sicherlich sehr wichtig für den Frauenfussball.

Auf Instagram haben Sie fast zwölf Mio. Follower, Sie sind die erfolgreichste Schweizerin und haben Roger Federer überholt. 

Wenn ich ehrlich bin, nehme ich das gar nicht so wahr. Social Media ist nicht das echte Leben.

Hat es Auswirkungen auf den Alltag?

Ich werde oft darauf angesprochen – besonders auch in England, wo der Fussball eine viel grössere Rolle spielt. In der Schweiz schauen die Leute eher und sprechen mich nicht an (lacht). 

«Fotos mache ich in zwei Sekunden. Ob ihr mir das glaubt oder nicht»

Fussball und Social Media – wird es manchmal zu viel?

Natürlich muss ich schauen, dass ich Fussball und Freizeit unter einen Hut bekomme. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Schlussendlich bin ich eine Fussballerin, trainiere jeden Tag, habe jedes Wochenende ein Match. Das sehen die Leute nicht. 

Nervt Sie das?

Von Mitspielerinnen oder Trainern wurde ich noch nie darauf angesprochen. Es interessieren sich vor allem die Medien dafür, weil sie nicht sehen, was ich alles leiste und fokussiert bin. Um klarzustellen: Ich bin zu 100 
Prozent eine Fussballerin.

Gab es schon einmal Probleme? 

Wenn ich ehrlich bin: Ich hatte im Club und bei der Nati noch nie ein Problem wegen Social Media. Vor allem investiere ich auch sehr wenig Zeit. Auch wenn es vielleicht anders aussieht. Fotos mache ich in zwei Sekunden. Ob ihr mir das glaubt oder nicht.

Zurück zu Ihrer Reichweite: Diese hätten Sie vor der EM auch nutzen können, um Ihre Sicht zu erklären. 

Das Ding ist: Will man alles auf Social Media stellen? Manchmal will ich Sachen nicht teilen und das war vor einem Jahr der Fall. Ich wollte, dass es keiner weiss und niemand sieht. Es ist jetzt so, wie es ist. 

Verfolgst du die Nati auf dem Weg zur WM im Sommer?

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