Andi (23), digitaler Nomade«Am Morgen gehe ich tauchen, die Arbeit beginnt dann um 14 Uhr»
Seit fast vier Jahren lebt Andi (23) als digitaler Nomade und arbeitet mehrere Monate im Jahr aus dem Ausland. Damit könne er die Arbeit und seine Leidenschaft fürs Reisen verbinden.
Darum gehts
Andi* (23) aus Bern arbeitet seit rund vier Jahren mehrere Monate im Jahr aus dem Ausland und bezeichnet sich als digitaler Nomade.
Während dieser Zeit hat er schon Länder wie Kenia, Kolumbien oder Malaysia besucht.
Trotz sechs Wochen Ferien nutzt Andi die Möglichkeit, auch während seiner Arbeit die Welt zu entdecken.
Seit 2019 lebt der 23-jährige Andi* aus Bern als sogenannter «digitaler Nomade». Er arbeitet somit oftmals nicht vom Büro aus, sondern von überall in der Welt. «Angefangen hat es mit einer Geschäftsreise nach Osteuropa – wir konnten neben der Arbeit auch das Land erkunden. Das gefiel mir sehr», erzählt er. Auf seinen Reisen erlebe er die Kulturen nicht als Tourist, sondern eher wie ein Einheimischer.
Rund drei Monate im Jahr arbeite Andi aus dem Ausland. Über die Jahre hat der 23-jährige, der im 80-Prozent-Pensum als Applikationsentwickler arbeitet und nebenbei studiert, so schon in vielen Ländern arbeiten können, wie etwa Kenia, Kolumbien, Marokko, Ägypten und Malaysia.
Mehr vom Tag dank Zeitverschiebung
«Ich reise gerne in den Osten, also etwa nach Malaysia oder Indonesien. Dort kann ich nämlich aufgrund der Zeitverschiebung den Morgen nutzen, um tauchen zu gehen oder sonst das Land zu erkunden», erzählt Andi. «Die Arbeit fängt dann etwa um 14 Uhr an – dann ist es in der Schweiz acht Uhr morgens.» Für seine Aufenthalte im Ausland mietet Andi oftmals Airbnb-Wohnungen.
Seine letzte Reise führte ihn nach Marokko. Dort lasse es sich sehr gut arbeiten: «Ich sass im Innenhof eines Hotels bei gemütlichen 26 Grad, während es draussen rund 40 Grad waren. Die Leute brachten mir immer wieder Tee und marokkanische Süssigkeiten vorbei.»
Westliche Regionen, wie etwa Südamerika, sind für ihn weniger interessant. «Wir haben morgens eine Teamsitzung und wenn ich diese nicht verpassen will, müsste ich in Südamerika mitten in der Nacht aufstehen – ich bin aber gar kein Morgenmensch», lacht er.
Hast du schon mal aus dem Ausland gearbeitet?
Ferien reichen nicht aus, um die Welt zu sehen
«Meine ehemalige Chefin ermunterte mich dazu, meine Arbeit mit dem Reisen zu verbinden», erzählt Andi. Bedenken gebe es jedoch trotzdem, vor allem was die Sozial- und Unfallversicherungen angehe (siehe Box). «Bei der Berufsunfallversicherung besteht derzeit im Gesetz noch eine Grauzone – das müsste besser ausgearbeitet werden», so der 23-Jährige. Auch aus diesem Grund möchte Andi in diesem Bericht nicht mit seinem echten Namen genannt werden.
Obwohl Arbeitnehmende in der Schweiz relativ viele Ferien pro Jahr zugute hätten, reiche ihm das nicht. «Ich bin begeistert davon, neue Kulturen kennenzulernen und die Welt ist so gross – vier bis sechs Wochen Ferien reichen nicht aus, um in seinem Leben die Welt gesehen zu haben», sagt er. Dazu komme, dass die Lebenskosten mit einem Schweizer Lohn im Ausland günstiger seien. «In Kenia bin ich beispielsweise für umgerechnet 3.50 Franken ins Kino gegangen – inklusive Popcorn», erzählt Andi.
Deckt mich die Unfallversicherung im Ausland?
Arbeitgeber müssen der AHV-Ausgleichskasse melden, wenn ihre Arbeitnehmenden aus dem Ausland remote arbeiten, schreibt die Suva auf Anfrage. Daraufhin wird eine Bescheinigung A1, das sogenannte «Certificate of Coverage» ausgestellt – damit kann der Arbeitnehmende gegenüber ausländischen Behörden belegen, dass für ihn während seines Auslandaufenthalts das schweizerische Sozialversicherungsrecht gilt. Bei Fernarbeit in Nichtvertragsstaaten beträgt die Weiterdauer der Versicherungspflicht zwei Jahre und kann auf Gesuch hin auf sechs Jahre verlängert werden.
Auslandsaufenthalte anstatt eigene Wohnung
Doch Andi bleibt nicht das ganze Jahr über weg – immer mal wieder komme er zurück in die Schweiz. Hier wohnt Andi noch bei seinen Eltern, denn eine eigene Wohnung lohne sich nicht, wenn er so viel Zeit im Ausland und auf Reisen verbringe.
Für Menschen, die selbst das Leben der digitalen Nomaden ausprobieren möchten, hat Andi einige Ratschläge: «Sprecht euren Arbeitgeber darauf an und fragt, ob es diese Möglichkeit gibt und fangt dann klein an, probiert es zuerst im nahen Ausland – wichtig ist auch herauszufinden, ob man wirklich die Selbstdisziplin dazu hat, so zu arbeiten.» Andis nächste Reise steht auch schon fest – im Juli geht es nach Indonesien.
*Name geändert.
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