Antarktis-Eis wächst so langsam wie noch nie

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EiswachstumDie rote Kurve bereitet Antarktis-Forschern grosse Sorgen

In der Antarktis fehlt derzeit Eis in der Grösse von Grönland. Das Eiswachstum ist in diesem Jahr langsamer als je zuvor. Über die Gründe kann derzeit nur spekuliert werden.

In der Antarktis fehlt das Eis: Es wächst so langsam wie noch nie. (Archivbild)
Noch ist völlig unklar, was der Grund für das langsame Wachstum ist.
In diesem Jahr ist der Eisschwund besonders ausgeprägt. (Archivbild)
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In der Antarktis fehlt das Eis: Es wächst so langsam wie noch nie. (Archivbild)

IMAGO/imagebroker/alimdix/xArterra

Darum gehts

  • Das Eis in der Antarktis wächst in diesem Jahr so langsam wie noch nie.

  • Noch ist unklar, was der Grund für das langsame Wachstum ist.

  • Forscher zeigen sich besorgt.

Jedes Jahr wächst und schrumpft das Eis in der Antarktis je nach Jahreszeit. Aber in diesem Jahr stellt das geringe Eiswachstum die Forscher vor ein Rätsel. Das Wachstum liegt deutlich unter dem Erwarteten – es ist sogar so tief wie noch nie, wie Daten des Bureau of Meteorology in Australien zeigen.

Noch ist völlig unklar, was der Grund für das langsame Wachstum ist. Während die Eismengen in der Arktis seit Jahren zurückgehen, blieben sie in der Antarktis stabil und wuchsen zeitweise sogar an. Erst seit 2016 zeigt sich ein Rückgang der Eismassen. In diesem Jahr ist der Eisschwund besonders ausgeprägt. Bereits im Februar wurden Minusrekorde verzeichnet, nach einer kurzen Stabilisierung im April zeigen die Daten jetzt wieder massiv nach unten.

So wenig wie noch nie: Das Eis in der Antarktis wächst nur langsam.

So wenig wie noch nie: Das Eis in der Antarktis wächst nur langsam.

Bureau of Meteorology, Australia

«Was da vor sich geht, ist aussergewöhnlich», sagt Professorin und Gletscherforscherin Nathan Bindoff gegenüber Cosmo Magazine. Eigentlich sollten sich die Auswirkungen des Klimawandels langsam über mehrere Jahre zeigen. Ausreisser wie derzeit beim langsamen Wachstum des Antarktis-Eis passen da nicht ins Schema.

Der grösste Süsswasserspeicher der Welt

Die Frage sei nicht, wieso das Antarktis-Eis derzeit so langsam wachse, sagt Bindoff, sondern wieso Jahre zuvor nicht wie erwartet ein Rückgang verzeichnet wurde. Eine Frage, die derzeit nur schwierig zu beantworten ist. Klar ist aber, dass das Meereis zuvor zwar wuchs, während das Landeis, das etwa 60 Prozent des gesamten Süsswassers der Erde speichert, schrumpfte.

Auch die UN zeigt sich alarmiert über den drastischen Rückgang in der Antarktis. Mehrere Forschende fordern eine sofortige Intensivierung der Forschungsarbeiten in der Antarktis und in der Arktis. Der Rückgang von Meereis stelle eine Bedrohung für die Umwelt, Bewohner und Tiere in den betroffenen Regionen dar und habe einen Einfluss auf das Klima weltweit.

Nordatlantik ist viel zu warm

Nicht nur in der Antarktis wird derzeit eine ungewöhnliche Anomalie beobachtet. Derzeit ist der Nordatlantik so warm wie noch nie um diese Jahreszeit seit Beginn der Satellitenmessungen vor 40 Jahren. Die Meeresregion ist Mitte Juni sogar um rund ein Grad wärmer als im Schnitt des Vergleichszeitraums 1982 bis 2011, wie aus Daten der US-Klimabehörde NOAA hervorgeht.

Die Temperatur der analysierten Meeresoberfläche vom Äquator bis zur Höhe der Südspitze Grönlands liegt aktuell um etwa 0,5 Grad über dem bisherigen Rekord für diese Zeit. Der Nordatlantik und auch der Grossteil der Ozeane weltweit zeigen den Messungen zufolge bereits seit März Rekordtemperaturen für den jeweiligen Tag.

Anhaltendes Tiefdruckgebiet

Der Hauptgrund: «Die Weltmeere haben 90 Prozent der Wärme aufgenommen, die durch die menschengemachten Treibhausgase entstehen», sagt Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Dadurch seien sie in bis zu 2000 Meter Tiefe, in wenigen Gebieten auch noch tiefer, deutlich wärmer geworden. Der Nordatlantik hat derzeit besonders hohe Temperaturen von im Schnitt knapp 23 Grad Celsius. Seit April hat sich vor allem der subtropische Bereich des Nordatlantiks stark erwärmt. 

Ein anhaltendes Tiefdruckgebiet habe dazu geführt, dass mehr warme Luft von Südwesten und weniger kalte Luft von Nordosten in den subtropischen Nordatlantik strömte, sagt Helge Gössling, Klimaphysiker am Alfred-Wegener-Institut. Zudem hätten sich die Windströmungen in der Region abgeschwächt, was die Oberflächentemperatur ebenfalls erhöhte. Zugleich gibt es im Moment laut Latif auch im Norden des Nordatlantiks eine Anomalie der Luftströmungen, die zur Erwärmung beitrage.

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