Rassismus-Debatte: ARD zeigt keine Winnetou-Filme mehr

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Rassismus-DebatteARD zeigt keine Winnetou-Filme mehr

Karl Mays Erzählungen lösten in Deutschland eine  Debatte zum Umgang mit historischen Darstellungen anderer Kulturen aus. Die ARD will vorläufig keine Verfilmungen seiner Werke mehr zeigen.

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Winnetou und Old Shatterhand dürften künftig seltener im deutschen TV zu sehen sein.
Der Rundfunkverband ARD hat die Lizenzen bereits 2020 auslaufen lassen und wird diese nicht mehr erneuern.
Zuvor entbrannte eine Debatte darüber, ob die Werke von Karl May ein rassistisches Weltbild vertreten würden.
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Winnetou und Old Shatterhand dürften künftig seltener im deutschen TV zu sehen sein.

ZVG

Darum gehts

Fans der Abenteuer-Werke von Karl May gehen auf ARD-Sendern in Zukunft leer aus. Wie die «Bild» berichtet, wird der Rundfunkverband künftig auf seinen Sendern keine Winnetou-Filme mehr zeigen. Bereits vor zwei Jahren liessen die Anstalten die nötigen Rechte auslaufen, zukünftige Lizenzkäufe seien nicht geplant.

«I-Wort bitte vermeiden»

Auch in anderen Medienhäusern dürften ältere Filme und Serien, in denen amerikanische Ureinwohner thematisiert werden, künftig einen schwereren Stand haben: Nina Paysen, die beim Rundfunk Berlin-Brandenburg als «Sandmännchen»-Redaktorin tätig ist, lässt keine Folgen mehr ausstrahlen, in denen das Wort Indianer vorkommt. Das Social-Media-Team der Sendung «ZDF Heute» forderte vor kurzem seine Nutzerinnen und Nutzer auf, «das I-Wort in der Kommunikation zu vermeiden». Im Gegensatz zu ARD will der Sender aber auch in Zukunft Winnetou-Filme zeigen.

Die Karl-May-Gesellschaft und die Karl-May-Stiftung veröffentlichten am Donnerstag einen offenen Brief unter dem Titel «Ist Winnetou erledigt?» und starteten eine Petition. Das Karl-May-Museum in Radebeul sprach von einer «Winnetou-Cancellation».

Genozid verschwiegen?

Die Verfasserinnen und Verfasser des offenen Briefes gingen auf das Argument ein, dass May «angeblich ein überholtes rassistisches Weltbild vertrete und den Genozid an der indigenen Bevölkerung Amerikas romantisiere oder verschweige». Als deutscher Schriftsteller des 19. Jahrhunderts sei May «unvermeidlich vom Habitus eines kolonialen Zeitalters geprägt», heisst es in dem Brief.

Die zeitbedingte Weltsicht habe May mit praktisch allen Autorinnen und Autoren der Vergangenheit geteilt, lautet ein weiteres Argument der Verfasserinnen und Verfasser. «Die Besonderheit Karl Mays besteht darin, dass in seiner Darstellung des ‹Wilden Westens› von Anfang an die Sympathie des Erzählers der leidenden indigenen Bevölkerung gilt.»

Auch ein Rückzieher des Ravensburger Verlages bei einem neuen Winnetou-Kinderbuch sorgte für Diskussionen. Wie ein Unternehmenssprecher am Montag bestätigte, wurde die Auslieferung des Buchs aufgrund «verharmlosender Klischees» über die Behandlung der indigenen Bevölkerung in dem Werk bereits gestoppt. Zuvor hatte der Verlag den Schritt in einem Onlinenetzwerk angekündigt und mit «den vielen negativen Rückmeldungen» zu dem Buch «Der junge Häuptling Winnetou» begründet. 

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsnetz für Rassismusopfer

GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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