Umstrittene NeuauflagenVerlag Ravensburger zieht «Winnetou»-Bücher nach Rassismus-Kritik zurück
Der neue Film «Der junge Häuptling Winnetou» und die dazugehörige Bücher ernten in den sozialen Medien und von Experten viel Kritik. Nun reagierte der Verlag und nahm die Bücher aus dem Verkauf.
Darum gehts
In Deutschland läuft seit einigen Tagen der Kinofilm «Der junge Häuptling Winnetou», welcher in der Schweiz im Oktober erscheinen soll. Der Verlag Ravensburger hat zwei Bücher zum Film herausgebracht. Nachdem der Verlag in den sozialen Medien mit Kritik überhäuft wurde, zieht er die Bücher nun zurück, wie er in einem Instagram-Post schreibt. «Wir danken Euch für Eure Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren», schreibt der Verlag und entschuldigt sich.
Karl Mays Klassiker beinhalte rassistische Stereotype aus dem Kolonialismus, lautet ein Kritikpunkt der Instagram-Nutzenden, wie die «Schwäbische Zeitung» berichtet. Insbesondere für Kinder solle die Geschichte deshalb nicht mehr verlegt werden. Der Verlag habe «sorgfältig abgewogen» und entschieden, die Titel aus dem Programm zu nehmen, erklärte ein Sprecher des Verlags gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Ravensburger sei «zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein romantisierendes Bild mit vielen Klischees gezeichnet wird». Der Stoff um Winnetou habe «viele Menschen begeistert», sei aber «weit entfernt von dem, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging». Der Verlag wolle daher «keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten».
Auch die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung habe so ihre Probleme mit dem Inhalt des Films und Buches. Zwar bewerteten sie den Film als «besonders wertvoll», doch die Jury sei absolut gespalten zwischen starker Zustimmung und vehementer Ablehnung, wie sie auf ihrer Internetseite schreiben. Karl Mays literarische Idylle im Herkunftsland der indigenen Völker Nordamerikas sei, so die Aussage der Jury-Mitglieder, «eine Lüge, welche den Genozid an den Ureinwohnenden Amerikas und das ihnen zugefügte Unrecht der Landnahme der weissen Siedler und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes vollkommen ausblenden» würde. Die Jurymitglieder, welche den Film befürworten, sähen in ihm hingegen die schönen Botschaften «Folge deinem Herzen», «Frieden zwischen Menschen, egal welcher Herkunft» und «Waffen sind keine Lösung».
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143