KehrtwendeArmee nimmt Wachtmeister nach Prügel-Video in Schutz
Ein Video aus einer Kaserne in Liestal BL zeigt, wie ein Wachtmeister auf Soldaten einprügelt. Die Armee verurteilte das erst scharf – jetzt verteidigt sie den Wachtmeister. Es habe sich um eine Übung gehandelt.
Dieses Video löste bei der Armee erst Entrüstung aus. Einen Tag später änderte sie ihre Kommission nach Gesprächen mit den Soldaten.
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«Dieses Video entspricht in keiner Art und Weise den Werten der Armee. Die Armee akzeptiert und toleriert solches Verhalten nicht.» Das sagte Armeesprecher Daniel Reist, nachdem 20 Minuten ihn am Donnerstag mit einem Video aus der Kaserne Liestal BL konfrontierte. Darauf ist zu sehen, wie zwei Soldaten am Boden durch einen Gang robben. Ein Wachtmeister läuft ihnen hinterher und prügelt mit einem Übungsstock auf sie ein. Auch Sicherheitspolitiker waren alarmiert und forderten Nulltoleranz gegenüber Schikane und Diskriminierung.
Einen Tag später beurteilt der Armeesprecher die Situation völlig neu. Im Rahmen der Untersuchung der Vorfälle wurden Soldaten dazu befragt. «Ich habe die Einvernahmeprotokolle gelesen. Die Soldaten geben einstimmig an, dass es sich um eine ordentliche Ausbildungssequenz gehandelt habe», sagt Reist. Die Übung sei den Soldaten vorab im Detail erläutert worden.
«Soldaten wussten, was auf sie zukommt»
Sinn und Zweck der Übung sei es, dass die Soldaten sich auch unter psychischem oder physischem Druck richtig verhalten und primär deeskalierend reagieren. Das könne etwa bei Einsätzen am WEF vorkommen, sagt Reist gegenüber der «Basler Zeitung» (Bezahlartikel). «Kein Soldat war der Gefahr ausgesetzt, sich zu verletzen», sagt Reist weiter. «Im Gegenteil. Die Soldaten wussten, was auf sie zukommt.» Sie hätten ja schliesslich auch anderen zuschauen können und hätten «jederzeit die Möglichkeit, die Situation von sich aus zu stoppen».
Die bisher befragten Soldaten hätten «nur lobende Worte für die Ausbildungssequenz» gefunden. Es könne daher «nach bisherigen Erkenntnissen nicht von Schikane gesprochen werden», so Reist.
Einen klaren Beweis, dass es sich um eine Übung gehandelt hat, gibt es gemäss Reist nicht. «Unsere neue Einschätzung basiert auf den Aussagen der Soldaten, die anwesend waren. Die Untersuchung ist nun im Gange und wird andauern. Der zuständige Kommandant hat am Freitag eine vorläufige Beweisaufnahme durch die Militärjustiz angeordnet.»