Armend (29)1540 statt 21’300 Franken Lohn: «Aber es ging mir nie besser»
90-Stunden-Wochen, durchgearbeitete Nächte und nur am Sonntagvormittag frei: So beschreibt Armend seine frühere Karriere und ruft nun als CEO zu mehr Lohntransparenz und einer besseren Work-Life-Balance auf.
Darum gehts
Der Lohn von Armend Mustafa schrumpfte von einer Viertelmillion auf ein Zehntel.
Er arbeitete früher bis zu 120 Stunden pro Woche und verpasste wichtige Momente im Privatleben.
In seinem Unternehmen legt er Wert auf flexible Arbeitszeiten und mehr Ferien.
Bei seinem früheren Arbeitgeber verdiente Armend Mustafa als damals 25-Jähriger in einem Jahr fast eine Viertelmillion. Doch für den finanziellen Erfolg zahlte er einen hohen Preis – nun will der mittlerweile selbstständige Personalvermittler andere Arbeitnehmerinnen und -nehmer für die Problematik sensibilisieren.
Mustafa war als Geschäftsführer einer Personalvermittlungsagentur tätig und arbeitete auch selbstständig im Coaching-Bereich. Während sich sein Einsatz finanziell auszahlte, kam sein Privatleben zusehends zu kurz: So habe er 90 bis 120 Stunden pro Woche gearbeitet, oft auch Nächte im Büro durchgemacht und maximal zwei Wochen Ferien pro Jahr genommen. «Ich habe die ersten Jahre meiner Kinder praktisch verpasst und über 20 Kilogramm zugenommen», erinnert er sich.

Statt wie früher nur am Sonntagmorgen frei zu machen, geht Mustafa seit 2023 auch regelmässig fischen.
Privat«Lange habe ich mir eingeredet, dass das einfach der Preis sei für eine erfolgreiche Karriere – finanziell hat sich das Ganze durchaus gelohnt», berichtet er im Gespräch mit 20 Minuten. So verdiente er laut eigenen Angaben in nur einem Jahr fast eine Viertelmillion Franken. «Aber mit der Zeit wird einem klar: Geld alleine macht nicht glücklich, dafür braucht es auch Zeit, Gesundheit und ein starkes privates Umfeld.»
So krass schrumpfte der Lohn des Neo-CEO
Der heute 29-Jährige kündigte im Herbst 2021 nach knapp drei Jahren beim Unternehmen, beendete seine Coachingtätigkeit und gründete kurz später seine eigene Personalvermittlungsfirma – damit schrumpfte sein Nettolohn praktisch von einem Tag auf den anderen von monatlich über 20'000 auf 1540 Franken. «Und es ging mir nie besser», sagt der CEO rückblickend.
Dabei habe es ihm auch geholfen, dass er als Hauptverdiener seiner Familie in den ersten Monaten auf sein Erspartes zurückgreifen konnte und schon zuvor kein extravagantes Leben geführt hatte: «Ich pflegte nie einen 20'000-Franken-Lifestyle», so Mustafa. Durch den Jobwechsel hätten sich etwa auch die Ferien verändert: «Ich mache mehr und andere Ferien und schalte dabei viel besser ab – früher arbeitete ich auch im Urlaub zwei bis drei Stunden pro Tag.»
«Pflegte nie einen 20'000-Franken-Lifestyle.»
Zudem sei das Geschäft schon kurze Zeit nach der Gründung gut angelaufen – «wären die ersten sechs Monate Flaute gewesen, hätten wir wohl Abstriche machen müssen». Auch dass die Familie bei der Firmengründung bereits ein Haus und ein Auto hatte, half laut dem Personalvermittler, dass sie ihren Lebensstandard nicht merklich anpassen mussten: «Ich hatte sozusagen das Glück, dass genug Geld auf der Seite war, als ich merkte, dass ich keine Lust mehr habe», so Mustafa. Für die Firmengründung habe er aber nie auf einen bestimmten Betrag hingespart.
Darauf achtet Mustafa bei seiner Firma nun
Beim von ihm gegründeten Unternehmen Meron AG lege man viel Wert auf eine gute Work-Life-Balance, so gebe es etwa sechs Wochen Ferien, hybride Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Homeoffice oder im Büro zu arbeiten. «Es geht nicht darum, im Job gar keine Anstrengung mehr in Kauf zu nehmen, aber die Balance muss stimmen. Langfristig zahlt es sich nicht aus, alles für den Job zu opfern», so Mustafa.
Würdest du für eine bessere Work-Life-Balance auf Lohn verzichten?
Mittlerweile liege sein Lohn wieder leicht über dem Median von 6600 Franken pro Monat – «und damit bin ich absolut zufrieden», sagt der CEO. Sein Lohn-Vergleich und andere Posts für mehr Lohntransparenz und eine gesündere Work-Life-Balance hätten ein grosses Echo mit viel positivem Feedback ausgelöst. «Das ist ein starkes Zeichen – es geht definitiv in die richtige Richtung.»
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