Snapchat: Teenies brauchen App für soziale Kontakte

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Basel«Fomo» vor Skilager: 13-Jähriger braucht dringend Snapchat

Snapchat ist bereits bei Schulkindern ein beliebtes Kommunikationsmittel – ohne die Social-Media-App herrscht «fear of missing out». Ein Experte ordnet ein.

Snapchat ist für Kinder und Jugendliche ein beliebtes Mittel, um mit Freunden zu kommunizieren und neue Gleichaltrige kennenzulernen.
So erzählt ein Vater, dass sein Sohn (13) die App unbedingt herunterladen will, um mit dem begehrtesten Mädchen der Schule zu chatten. (Symbolbild)
Ohne die App fühle sich der Sohn nicht informiert und aussen vor – umgangssprachlich «fomo» (fear of missing out) genannt.
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Snapchat ist für Kinder und Jugendliche ein beliebtes Mittel, um mit Freunden zu kommunizieren und neue Gleichaltrige kennenzulernen.

Alicia Windzio/dpa

Darum gehts

  • Snapchat wird vor allem von jüngeren Teenagern rege genutzt, um neue Kontakte zu knüpfen.

  • Ein Vater erzählt, dass sein 13-jähriger Sohn die App unbedingt herunterladen wollte, weil ein Mädchen nur dort kommunizieren wolle.

  • Ein Experte für Lernen und Digitalität ordnet das Phänomen ein. Er sieht Chancen, aber auch Probleme.

Vor dem Skilager hatte ein 13-jähriger Baselbieter Schüler einen ganz konkreten Wunsch. Wie sein Vater gegenüber 20 Minuten sagt, habe der Junge «dringend» Snapchat herunterladen wollen. Anscheinend fühle sich dieser ohne die Social-Media-App ab vom Schuss, nicht informiert, aussen vor. «Er erzählte, dass das begehrteste Mädchen der Schule in der Freizeit nur über Snapchat mit ihm kommunizieren wolle, ihre Nummer will sie nicht herausgeben.»

Dass bereits junge Teenager Apps brauchen, um Freunde zu finden, weiss auch Philippe Wampfler, Kulturwissenschaftler und Experte für Lernen und Digitalität: «In diesem Alter ist es wichtig, neue Leute kennenzulernen, die nicht über die Eltern vermittelt werden.»

«Flämmli» und Snap Map

Dass Jugendliche auf der Snapchat kommunizieren, sei der absolute Standard: «Wie Erwachsene Whatsapp brauchen oder E-Mails abarbeiten, benutzen Teenager Snapchat.» Es setze sich die Plattform durch, wo sich alle Gleichaltrigen rumtreiben. Auch wegen der Features.

«Wie Erwachsene Whatsapp brauchen oder Mails abarbeiten, benutzen Teenager Snapchat.»

Philippe Wampfler

So gebe es das Lokalisierungsfeature, die sogenannte Snap Map, «um einander zu überwachen oder zu sehen, wo die Freunde sind.» Auch das «Flämmli» bietet eine Möglichkeit, einen Score einzuführen und sich so gegenseitig zu zeigen, wie wichtig einem der regelmässige Austausch ist.

Auch schätzen Jugendliche laut Wampfler die Transparenz der App. Man kann kontrollieren, ob jemand einen Screenshot gemacht hat. Aber: «Diese Screenshot-Kontrolle ist ein grosses Stück weit eine Illusion.»

Snapchat ist verspielt, mit zahlreichen Emojis und Avataren. Mit ihrer Cousine hat diese Schülerin einen regelmässigen Austausch über 46 Tage (daher das «Flämmli»).
Philippe Wampfler, Experte für Lernen und Digitalität, sieht bei der Snapchat-Nutzung im jungen Alter Chancen, aber auch Probleme. (Symbolbild)
Insbesondere das Lokalisierungsfeature wird vom Experten kritisiert. (Symbolbild)
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Snapchat ist verspielt, mit zahlreichen Emojis und Avataren. Mit ihrer Cousine hat diese Schülerin einen regelmässigen Austausch über 46 Tage (daher das «Flämmli»).

Privat

Drei Elfjährige aus einer fünften Klasse ergänzen: Die Avatare (sogenannte Bitmojis) und die Filter sind ebenfalls «cool». Alle drei haben die Snap Map aktiviert, «aber nur für Familie und enge Freunde.» Und: «Unsere Eltern kontrollieren das, aber wir sind froh, denn so passiert nichts Schlimmes.» Eigentlich ist Snapchat erst ab 13, man könne aber rechtlich nicht belangt werden, wenn man jünger ist, meint Wampfler.

Mediale Vernetzung passiert früher und schneller

Das Kennenlernen und Kommunizieren habe schon immer eine mediale Komponente gehabt. «Heutzutage bekommen Kinder das Handy aber früher und auch das Internet wurde günstiger», so Wampfler. All dies löse Fomo – fear of missing out – aus, wenn man nicht auf den Zug mit aufspringe.

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Mit 13: Kognitiv noch gar nicht bereit dazu

«Es ist auch ein kognitives Problem», räumt der Experte ein. «Im Hinblick auf die psychosoziale Entwicklung kann man erst mit 15 oder 16 abschätzen, was das Teilen von Informationen eigentlich bedeutet.» Das Paradoxon ist also perfekt: «Man braucht Snapchat, um sozial am Ball zu bleiben, aber rein kognitiv ist man noch gar nicht in der Lage dazu.»

Insbesondere die Snap Map findet der Experte ungünstig. «Wenn ich könnte, würde ich das Feature abschalten», sagt Wampfler. Natürlich könne der Standort auch über die normale iPhone-Funktion freigegeben werden, «aber zu einem gewissen Punkt sind da auch die Eltern schuld, wenn sich die Kinder nicht bewusst sind, was das bedeutet.»

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