BAV-Direktor Peter Füglistaler schiesst gegen SBB

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PreiserhöhungenBAV-Direktor schiesst gegen SBB

Laut Peter Füglistaler hat es ÖV-Unternehmen gegeben, die die Billettpreise moderat oder gar nicht erhöhen wollten. Er erklärt, warum das Bundesamt für Verkehr intervenierte.

BAV-Direktor Peter Füglistaler wirft der SBB vor, mit schlechtem Beispiel voranzugehen.
«Vielen Transportunternehmen ist das Bewusstsein abhandengekommen, dass sie keinen Rechtsanspruch auf Subventionen haben. Sie sind verpflichtet, haushälterisch mit Steuergeldern umzugehen», sagt der BAV-Direktor.
Es habe ÖV-Unternehmen gegeben, «die nur eine moderate oder keine Erhöhung wollten», so Füglistaler weiter. Das sei der Grund für die Intervention gewesen.
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BAV-Direktor Peter Füglistaler wirft der SBB vor, mit schlechtem Beispiel voranzugehen.

24HEURES

Darum gehts

  • Die Preise im öffentlichen Verkehr steigen beim nächsten Fahrplanwechsel.

  • Der Bund hat bei der ÖV-Branche interveniert, die Preise deutlich zu erhöhen.

  • BAV-Direktor Peter Füglistaler verteidigt nun das Vorgehen und schiesst scharf gegen die SBB.

Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember werden die Billettpreise im öffentlichen Verkehr erneut erhöht. In den letzten 15 Jahren sind die Preise für Generalabonnements der SBB um ein Viertel gestiegen, und der Durchschnitt des öffentlichen Verkehrs (ÖV) ist gemäss Bundesamt für Statistik um 18 Prozent teurer geworden – weit mehr als die allgemeine Teuerungsrate von knapp fünf Prozent. 

«Die SBB geht mit schlechtem Beispiel voran»

Für die jüngste Preiserhöhung sei die SBB nicht in erster Linie selbst verantwortlich. Hauptsächlich sei dies das Bundesamt für Verkehr (BAV) gewesen, wie der «SonntagsBlick» berichtete. BAV-Direktor Peter Füglistaler verteidigt nun das Vorgehen und schiesst scharf gegen die SBB.

Gegenüber dem VerkehrsMonitor von Tamedia sagt er: «Vielen Transportunternehmen ist das Bewusstsein abhandengekommen, dass sie keinen Rechtsanspruch auf Subventionen haben. Sie sind verpflichtet, haushälterisch mit Steuergeldern umzugehen. Stattdessen ist das Fordern von immer mehr Subventionen Teil der DNA der ÖV-Branche geworden. Und leider geht die SBB als grösstes und staatseigenes Unternehmen hier mit schlechtem Beispiel voran», sagt der BAV-Direktor.

BAV-Direktor fordert mehr Erträge und mehr Effizienz

Es habe ÖV-Unternehmen gegeben, «die nur eine moderate oder keine Erhöhung wollten», so Füglistaler weiter. Das sei der Grund für die Intervention gewesen. Man habe mitgeteilt, dass ohne eine spürbare Preiserhöhung sich das ÖV-System 2024 nicht mehr finanzieren lasse. Der BAV-Direktor erkennt «eine schlechte Entwicklung».  

Ein weiterer Vorwurf an die ÖV-Branche: Während der Pandemie habe der Bund die gesamten Ausfälle finanziert: «Seither glauben die ÖV-Unternehmen, das sei nun der Normalzustand. Ihnen fehlt das Bewusstsein, dass sie wieder selbst Verantwortung übernehmen müssen.» Der BAV-Direktor fordert von der SBB und anderen ÖV-Unternehmen mehr Erträge und mehr Effizienz. 

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Expansion in Europa

Gemäss dem BAV-Direktor sei es von grosser Bedeutung, dass die Bahnen effizient arbeiten und möglichst hohe Einnahmen erzielen. Falls dies nicht geschehe, würden die steigenden Kosten im öffentlichen Verkehr letztendlich den Steuerzahlenden aufgebürdet. Im Verlauf des Interviews äussert der scheidende BAV-Direktor weitere Kritik an der SBB.

Er könne beispielsweise nicht nachvollziehen, warum die SBB die Gelegenheit zur Expansion in Europa nicht nutze: «Die europäischen Bahnunternehmen mischen die Karten neu – und was macht die SBB? Sie bleibt zu Hause und konzentriert sich auf den Heimmarkt.»  Die italienische Staatsbahn fahre nach Paris, die Franzosen würden nach Spanien fahren, die österreichischen Bundesbahnen würden in den Nahverkehr nach Deutschland expandieren. Der BAV-Direktor befürchtet, dass «unsere Bahn gerade den Zug in die Zukunft verpasst».

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