Beauty-Trend: Abgelaufenes Make-up ist das neue Statussymbol

Sieht deine Make-up-Palette so aus? Dann liegst du jetzt total im Trend.

Sieht deine Make-up-Palette so aus? Dann liegst du jetzt total im Trend.

Getty Images/iStockphoto
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Abgenutzt«Törnt mich total ab»: Verdrecktes Make-up wird zum Trend

Influencer, Stars und sogar Marken selbst zeigen plötzlich halb verbrauchte Beautyprodukte. Ein Statement gegen den Überkonsum – oder nur der nächste Trend auf Social Media?

«Sind abgenutzte Beautyprodukte das neue Statussymbol?», fragt Kreativdirektorin Elysia Berman in einem Tiktok und beantwortet sich die Frage direkt selbst: zweifellos. Vor allem in den vergangenen sechs Monaten habe sie beobachtet, dass ein Schrank voller perfekt kuratierter, ungeöffneter Beautyprodukte nicht mehr das Mass aller Dinge ist. Stattdessen setzen Stars und Influencer auf wenige Produkte – die dafür tatsächlich benutzt werden und dementsprechend aussehen.

Weg vom Überkonsum – oder doch nicht?

Woher kommt der Wandel? Berman erklärt es so: «Nach dem Überkonsum von Hautpflege in der Pandemie entsteht der Wunsch nach einer einfacheren, auf das Nötigste reduzierten Routine.» Die Kreativdirektorin vergleicht die Produkte mit einer Capsule-Garderobe: Wenige Produkte, aber dafür welche, die wirken und die täglich ohne viel Aufwand benutzt werden können. Das wirke echter und glaubwürdiger.

In den Kommentaren zeigen sich viele begeistert: «Ich bin so froh, dass gesunder Menschenverstand wieder im Trend ist» und «Es ist so erfrischend, Dinge zu sehen, die benutzt anstatt einfach in Szene gesetzt werden, um den Verkauf anzukurbeln» schreiben zwei Frauen. Allerdings gibt es auch Gegenstimmen: «Es ist einfach eine andere Ästhetik. Überkonsum ist trotzdem noch da», meint etwa jemand. «Auf gar keinen Fall! Ranziges Make-up törnt mich total ab», sagt ein anderer Follower. Und eine Userin schreibt: «Nur der nächste nervige Trend. Ich kann es kaum abwarten, wie das Internet zum billionsten Mal Authentizität abfeiert.»

Wie gehst du mit Beauty- und Pflegeprodukten um?

Online, um das Offline-Leben zu zeigen

Denn: Nur weil die Produkte halb leer und dreckig sind, werden sie nicht weniger gezeigt. «Was ist ein grösseres Statussymbol als eine Feuchtigkeitscreme für 300 Dollar? Eine Feuchtigkeitscreme für 300 Dollar, die du tatsächlich benutzt – weil du es dir leisten kannst», erklärt Berman zum Beispiel. Dazu sei es laut Creatorin «cringe», wenn man jedes trendige Beautyprodukt kaufe (und es auch zeige). Hip ist, wer möglichst offline lebt – aber dabei gerade so viel online ist, dass andere ihn wegen des heruntergerockten Lippenstifts cool finden können.

Statt neue Produkte vorzustellen, präsentieren Influencer lieber, was sie so gut fanden, dass sie es aufgebraucht haben.

Statt neue Produkte vorzustellen, präsentieren Influencer lieber, was sie so gut fanden, dass sie es aufgebraucht haben.

Instagram/daisebedolla

Marken ziehen beim Trend mit

Die Entwicklung ist auch für Marken wichtig: Creators, die offensichtlich benutzte Produkte zeigen, wirken laut der Kreativdirektorin glaubwürdiger als Influencer, die in einer Woche drei verschiedene Cremes vorstellen. Auf ihren eigenen Accounts zeigen gehypte Make-up-Brands wie Merit oder Hailey Biebers Brand Rhode deshalb Swatches, auf denen man direkt erkennen kann, wie pigmentiert ein Produkt ist, welche Textur es hat oder wie es auf der Haut wirkt.

Andere zeigen Visionboards vom Entstehungsprozess eines neuen Produktes – auf Fotos wirken Verpackungen bereits angebrochen oder zerquetscht. Ob der Trend am Ende zu mehr Nachhaltigkeit führt, bleibt abzuwarten. Berman sagt aber: «Es zu idealisieren, Produkte tatsächlich aufzubrauchen, ist doch ein Anfang.»

Die Marke Violette zeigt ihren Followern, wie neue Produkte entwickelt werden – angefangen beim Mood-Board.
Bei diesen Produkten muss man nicht raten, wie viel Farbe sie im Gesicht abgeben.
Die cremige Konsistenz vom Rouge des Labels von Hailey Bieber kann man hier schon erahnen.
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Die Marke Violette zeigt ihren Followern, wie neue Produkte entwickelt werden – angefangen beim Mood-Board.

Instagram/violette_fr

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