Offene RechnungKommts in Bern zur Schlacht zwischen Belgrad- und Roma-Ultras?
Im letzten Februar verbrannten serbische Fans die geklaute Fahne einer römischen Ultragruppe. Deren Gegenschlag soll nun ausgerechnet in der Bundesstadt erfolgen.
Darum gehts
Laut Informationen aus der aktiven YB-Fanszene sollen Roma-Ultras in Bern einen Angriff auf Fans von Roter Stern Belgrad planen.
Der Grund sei eine offene Rechnung: Serbische Anhänger stahlen im letzten Februar das Banner einer römischen Ultra-Gruppe und verbrannten es in ihrem Stadion.
Die Stadt Bern hat Kenntnis vom Szenario einer Auseinandersetzung zwischen den rivalisierenden Ultra-Gruppen.
Zwischen den Ultras von Roter Stern Belgrad und der AS Roma herrscht seit dem 4. Februar ein erbitterter Streit. In der Nähe des römischen Olympiastadions griffen damals etwa 50 Anhänger von Roter Stern die Ultragruppe «Fedayn» an. Die Serben waren aus Mailand angereist, wo sie ein Basketballspiel ihres Vereins besucht hatten. Beim Überfall, der sich im Anschluss an das Serie-A-Spiel zwischen Roma und Empoli ereignete, gelang es ihnen, mehrere Fahnen der Roma-Fans zu entwenden. Zwei Wochen später wurde im Belgrader Fussballstadion ein verkehrt aufgehängtes Banner mit der Aufschrift «Fedayn» in Brand gesteckt.
Dazu muss man wissen: In der Ultra-Szene kommt Zaunfahnen und Bannern eine besondere Bedeutung zu. Ihr Verlust gilt als Schmach, das Erbeuten eines fremden Banners als Triumph. Zahlreiche Ultra-Gruppen haben sich schon aufgelöst, nachdem ihre «heiligen Fetzen» von rivalisierenden Fans geklaut und anschliessend im Stadion zur Schau gestellt wurden (zumeist verkehrt herum oder angezündet).
Racheakt in Bologna?
Den «Fedayn» scheint allerdings nicht nach Auflösung, sondern vielmehr nach Rache zumute zu sein: Am 20. Oktober griffen in Bologna Vermummte mit Knüppeln und Hämmer eine Gruppe Roter-Stern-Fans an, die sich ein Auswärtsspiel ihres Basketballteams ansehen wollten. Auch wenn es sich bei den Opfern um Erasmus-Studenten und nicht um Belgrader Ultras handelte, soll es sich laut serbischen Sportmedien um einen römischen Vergeltungsakt für den Bannerklau Anfang Jahr gehandelt haben. Auch die italienische Polizei schloss einen solchen Zusammenhang nicht aus.
Umso mehr sind die Augen nun auf die nächsten Termine gerichtet, an denen die Ultras beider Seiten aufeinandertreffen könnten – und der erste davon ist heute Dienstag in Bern. Denn: Nur zwei Tage nach der Champions-League-Partie zwischen YB und Roter Stern Belgrad spielt die AS Roma in Genf gegen Servette. Wie aus der aktiven YB-Fanszene, die auch freundschaftliche Beziehungen zu italienischen Clubs pflegt, zu vernehmen ist, sollen die Römer extra früher in die Schweiz anreisen und einen Angriff auf die serbischen Ultras planen.
«Wir haben Kenntnis von diesem Szenario»
«Seitens Behörden haben wir selbstverständlich Kenntnis vom Szenario, dass Roma-Ultras nach Bern kommen könnten», sagt der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause auf Anfrage von 20 Minuten. Ob sie tatsächlich auftauchen, wisse man aber erst am Abend. Zudem sei fraglich, ob die beiden verfeindeten Ultra-Gruppen tatsächlich in der Berner Innenstadt aufeinandertreffen würden; denkbar sei beispielsweise, dass sie sich in einem Aussenquartier verabreden, so Nause.
Doch ist die Polizei gewappnet, wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen den Hardcore-Fans kommt? Das hänge mitunter davon ab, wie viele Personen sich daran beteiligen und ob sich die Szenen mitten in der Stadt oder ausserhalb zutrage, sagt Nause. Gleichzeitig stellt er klar: «Wenn die Ultras ein Aufeinandertreffen wollen, werden wir sie kaum daran hindern können. Doch wenn es passiert, wird die Polizei intervenieren.»
Unschöne Erinnerungen
Nause geht weiter davon aus, dass die serbischen Fans, wie bereits im Sommer 2019, einen Fanmarsch durch Bern planen und rechnet mit rund 2000 Teilnehmenden. Vor vier Jahren sorgten die als rechtsnational und gewaltbereit geltenden Belgrader Ultras für Schlägereien und massive Zerstörungen, insbesondere im Lorraine- und Breitenrainquartier. Die Polizei werde den unbewilligten Marsch daher eng begleiten, Ladenbesitzer und Gastrobetreiber entlang möglicher Routen seien vorgewarnt worden.
«Es ist erfahrungsgemäss schwierig, mit solchen Fangruppierungen einen Dialog aufzubauen», sagt Nause. Ob es gelingt, werde sich im Verlaufe des Nachmittags zeigen. Was die Route des Fanmarschs anbelangt, habe man aktuell lediglich Szenarien, jedoch keine fixen Vereinbarungen.
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