BernWeil sie dieses Signal ignorierte, wurde ihr Beifahrer verurteilt
Weil eine Lernfahrerin ein Kein-Vortritt-Schild missachtete, kam es fast zur Kollision mit einem Polizeiauto. Zur Kasse gebeten wird jedoch ihr Begleiter.
Darum gehts
Bei einer Lernfahrt ignorierte eine Frau ein Kein-Vortritt-Signal.
Ihr Beifahrer griff nicht ein und wurde deshalb nun verurteilt.
Ein Fahrlehrer appelliert an Begleitpersonen, Lernfahrten nicht zu unterschätzen.
Die Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland hat einen Mann wegen Widerhandlung gegen das Strassenverkehrsgesetz verurteilt. Dabei ist der 47-Jährige nicht einmal selber gefahren.
Was ist passiert? Mit einem Opel war eine Frau im Juni 2023 auf einer Lernfahrt im Berner Wankdorfquartier unterwegs, wie es in einem Strafbefehl heisst, der 20 Minuten vorliegt. Auf dem Schermenweg missachtete sie ein Kein-Vortritt-Signal und fuhr einfach weiter.
450 Franken Strafe
Damit zwang sie ein Polizeiauto zu einem abrupten Bremsmanöver, um eine Kollision zu verhindern. Verurteilt wurde nun ihr Beifahrer, denn die Staatsanwaltschaft argumentiert, dass er die «elementare Vorsicht» nicht eingehalten und damit gegen das Strassenverkehrsgesetz verstossen habe.
Der 47-Jährige hätte laut Ansicht der Staatsanwaltschaft rechtzeitig mit der Handbremse eingreifen und damit dafür sorgen müssen, dass die Lernfahrerin die Verkehrsregeln nicht verletzt. Dadurch hätte die Lernfahrt gefahrlos absolviert werden können, heisst es im Strafbefehl weiter.
Nun muss der Mann, der im Raum Bern wohnhaft ist, 450 Franken bezahlen: 300 Franken Busse, 150 Franken Gebühren. Einen Eintrag im Strafregister erhält er nicht. Der Strafbefehl ist rechtskräftig.
Hattest du auf einer Lernfahrt mal eine brenzlige Situation?
«Lernfahrt ist nicht ungefährlich»
Fahrlehrer Patrick Straubhaar erachtet die Strafe als «fair und angemessen». Schliesslich habe der Begleiter dafür zu sorgen, «dass die Lernfahrt gefahrlos durchgeführt wird und der Fahrschüler die Verkehrsvorschriften nicht verletzt», zitiert er aus dem Strassenverkehrsgesetz. Theoretisch könne in Fällen wie diesem auch der Fahrschüler gebüsst werden, merkt Straubhaar an. Das hänge unter anderem von seinem Fortschritt ab: «Je besser er ist, desto mehr Verantwortung kann auf ihn übertragen werden.»
Der Experte mahnt: «Eine Lernfahrt ist nicht ungefährlich und darf nicht unterschätzt werden.» Wichtig sei daher, dass die Begleitperson die gefahrene Strecke kenne, um den Schüler frühzeitig auf mögliche Gefahren hinweisen zu können. Auch Straubhaar zufolge hätte der Beifahrer im vorliegenden Fall zwar die Handbremse betätigen müssen. Der Eingriff dürfe aber erst im allerletzten Moment erfolgen, zumal er nicht ganz unproblematisch sei: «Bei vielen, vor allem älteren Fahrzeugen wirkt die Handbremse nur auf die Hinterräder. Wenn man relativ schnell unterwegs ist und sich auf einer nassen Strasse oder in einer Kurve befindet, kann es den Wagen drehen.»
Er stelle immer wieder fest, dass sich Begleitpersonen mit ihren Fahrschülern zu früh auf verkehrsreiche Strassen begeben, sagt Straubhaar. «In der Stadt sind die Schüler dann total überfordert.» Ratsam sei, erst einmal auf wenig befahrenen Strassen zu üben, beispielsweise in der 30er-Zone. Weiter falle auf, dass viele Schüler die erste Fahrlektion zu spät in Angriff nehmen, nachdem sie sich auf etlichen Privatfahrten bereits Fehler angeeignet hätten. «Wir bilden dann nicht aus, sondern sind nur noch mit Flicken beschäftigt», so Straubhaar. Der frühe Einstieg in die Fahrschule mache auch finanziell Sinn: «Bei denen, die später mit der Fahrschule beginnen, wenden wir durchschnittlich mehr Lektionen auf, bis wir sie an die Prüfung schicken.»

Etwas gesehen, etwas gehört?
Schick uns deinen News-Input!
Speichere unseren Kontakt im Messenger deiner Wahl und sende spannende Videos, Fotos und Dokumente schnell und unkompliziert an die 20-Minuten-Redaktion.
Handelt es sich um einen Unfall oder ein anderes Unglück, dann alarmiere bitte zuerst die Rettungskräfte.
Die Verwendung deiner Beiträge durch 20 Minuten ist in unseren AGB geregelt: 20min.ch/agb
Aktivier jetzt den Bern-Push!
Nur mit dem Bern-Push von 20 Minuten bekommst du die aktuellsten News aus der Region Bern, Freiburg, Solothurn und Wallis blitzschnell auf dein Handy geliefert.
Und so gehts: In der 20-Minuten-App tippst du rechts oben auf «Cockpit». Dort auf «Mitteilungen» und dann «Weiter». Dann markierst du bei den Regionen «Bern», tippst noch einmal «Weiter» und dann «Bestätigen». Voilà!
Wir sind auch auf Instagram. Folg uns für Posts, Storys und Gewinnspiele aus der Region – und schick uns deine Bilder und Inputs: 20 Minuten Region Bern.
Brauchst du oder braucht jemand, den du kennst, eine Rechtsberatung?
Hier findest du Hilfe:
Rechtsauskunftsstellen nach Region
Reklamationszentrale, Hilfe bei rechtlichen Fragen
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.