Bienengesundheit«Es braucht mehr Geld für die Erforschung und Bekämpfung»
Die asiatische Hornisse breitet sich aus, der Bund hält sich zurück. Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst fordert eine national einheitliche Strategie und mehr Geld.
Darum gehts
2004 nach Europa eingeschleppt, bedroht die asiatische Hornisse zunehmend heimische Honigbienen und die Biodiversität.
Imker fordern jetzt mehr Geld und einen Plan für die Bekämpfung.
Auch Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst sagt im Interview, dass die Bekämpfung teilweise noch hapere und eine nationale Strategie helfen würde.
Die asiatischen Hornissen fressen kiloweise Bienen und vermehren sich auch in der Schweiz rasant. Imker Patrick Gubler verlor innerhalb weniger Tage all seine Völker, fast drei Millionen Bienen. Der Imker ist wütend und fordert mehr Mittel, um die «Killerhornissen» zu bekämpfen. Auch Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst sagt, dass mehr Geld für die Bekämpfung nötig ist.
Was sagen Sie zum von Patrick Gubler geschilderten Fall?
Ich kann seinen Frust gut nachvollziehen. Völkerverluste sind meist auf mehrere verschiedene Faktoren zurückzuführen. Möglicherweise haben auch noch Krankheiten oder andere Schädlinge eine Rolle gespielt. Das müsste man genauer abklären, um eine verlässliche Aussage machen zu können. Trotzdem ist die asiatische Hornisse für Imker ein Problem und die Bekämpfung funktioniert nicht immer optimal.
Wieso nicht?
Der Bund betrachtet die Hornisse anders als die Varroamilbe nicht als Tierseuche. Letztere ist nach wie vor für die meisten Völkerverluste verantwortlich. Im Falle einer Klassifizierung als Seuche gäbe es eine nationale Bekämpfungsstrategie. Derzeit ist die asiatische Hornisse aber ein reines Neobiota-Problem und liegt gemäss der aktuellen Gesetzeslage in der Verantwortung der Kantone. Die dort aufgewendeten Ressourcen unterscheiden sich stark.
Reichen sie aus?
Meistens leider nicht. Die kantonalen Neobiotastellen sind verantwortlich für alles von Quaggamuschel über Neophyten bis zur asiatischen Hornisse. Je nach vorhandenen Mitteln kann nicht immer sofort und adäquat auf Fundmeldungen reagiert werden.
Was können Sie als Bienengesundheitsdienst tun?
Leider so gut wie nichts, uns sind die Hände gebunden. Einzig dank der Mitfinanzierung durch das Bundesamt für Umwelt kann die vom BGD koordinierte nationale Taskforce im Auftrag der Kantone gewisse Schulungen anbieten. Weitere Aktivitäten sind dem BGD grundsätzlich nicht möglich.
Was müsste sich ändern?
Eine gesamtschweizerisch einheitliche Strategie und Geld vom Bund für die Eindämmung und Bekämpfung würden helfen. Eine Änderung des Umweltschutzgesetzes wäre notwendig, um den Kantonen weiterführende Verpflichtungen aufzuerlegen und Massnahmen zur Bekämpfung invasiver Arten zu unterstützen.
Könnten denn die Kantone mehr tun?
Grundsätzlich fehlen den Kantonen Ressourcen. Um dem entgegenzuwirken, hat beispielsweise der Verband Bernischer Bienenzüchtervereine im Grossen Rat eine Motion eingereicht, damit mehr Geld gesprochen wird. Die wurde angenommen, da tut sich etwas. Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass diese Vereine und Verbände durch Freiwilligenarbeit getragen werden. Auch da sind nicht immer Ressourcen vorhanden für politisches Engagement.
Wie gross ist denn die Bedrohung für unsere Bienen?
Sicher noch nicht so gross wie in anderen Ländern, doch die asiatische Hornisse breitet sich schnell aus. Das Problem ist bereits da, es ist auch erkannt, doch noch fehlen vielerorts die professionellen Strukturen, Techniken und gesetzlichen Grundlagen für die Bekämpfung. Wir vom Bienengesundheitsdienst hoffen sehr, dass sich das bald ändert.
Eine gute Imkerpraxis und eine funktionierende Varroa-Bekämpfung helfen, die Bienen gesund zu halten, um sich bestmöglich gegen die Angriffe der asiatischen Hornisse verteidigen zu können.
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