Binge Watching: Das passiert mit dem Gehirn bei stundenlangem TV-Konsum

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Binge WatchingDas richtet stundenlanges TV-Schauen mit deinem Gehirn an

Binge Watching kann offenbar das visuelle Kurzzeitgedächtnis stärken – doch langfristig drohen Risiken für Gehirn und Gesundheit.

Intensives Serien-Schauen kann das Gedächtnis fördern – birgt aber Risiken.
Stundenlang auf dem Sofa sitzen erhöht das Risiko für Krankheiten.
Experten raten dazu, Serien in kleineren Portionen zu schauen und regelmässige Bewegungspausen einzuplanen.
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Intensives Serien-Schauen kann das Gedächtnis fördern – birgt aber Risiken.

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Darum gehts

  • Binge Watching kann das visuelle Kurzzeitgedächtnis stärken, zeigt eine Studie der Universität Jena.

  • Teilnehmer, die spannende Serien sahen, lernten neue Fähigkeiten schneller.

  • Langfristige Risiken wie Demenz und Rückgang der grauen Substanz bleiben bestehen.

  • Langes Sitzen beim Fernsehen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

  • Experten empfehlen, Serien in kleinen Portionen zu schauen und Bewegungspausen einzulegen.

Stundenlanges Fernsehen gilt oft als ungesund. Doch eine neue Studie vom Universitätsklinikum Jena unter der Leitung des Neurologen Matthias Nürnberger zeigt, dass intensives Binge Watching auch positive Effekte auf das Gehirn haben kann.

Versuchspersonen, die fünf Tage lang täglich etwa acht Stunden Serien schauten, verbesserten ihr visuelles Kurzzeitgedächtnis und lernten neue Fähigkeiten wie Zehn-Finger-Tippen schneller als eine Kontrollgruppe. Besonders spannend: Diese Fortschritte waren ausgeprägter, wenn die Teilnehmer aufregende Serien wie Thriller sahen. Über die Ergebnisse berichtete die deutsche Wochenzeitung «Die Zeit», basierend auf der in Nature Scientific Reports veröffentlichten Studie (Nürnberger et al., 2023).

Langfristige Risiken bleiben bestehen

Trotz dieser positiven Ergebnisse warnen die Forschenden davor, stundenlanges Fernsehen als gesund zu betrachten. Grössere Kohortenstudien, darunter Arbeiten von Fancourt et al. (2019) und Dougherty et al. (2022), haben nämlich gezeigt, dass langanhaltender Fernsehkonsum mit negativen Auswirkungen wie einem Rückgang der grauen Substanz im Gehirn und einem erhöhten Demenzrisiko verbunden ist.

«Es ist unklar, ob diese Effekte durch das Fernsehen selbst oder andere Faktoren verursacht werden», erklärte Nürnberger gegenüber der «Zeit».

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Sitzen – die unterschätzte Gefahr

Neben den möglichen Auswirkungen auf das Gehirn birgt langes Fernsehen auch körperliche Risiken. In Deutschland sitzen Menschen durchschnittlich 9,2 Stunden pro Tag – ein Anstieg von 1,5 Stunden innerhalb von sieben Jahren, wie der DKV-Report 2023 zeigt.

Laut Studien erhöht langes Sitzen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und Stoffwechselprobleme (JAMA Network Open: Shi et al., 2024). Sportwissenschaftlerin Birgit Sperlich sagte der «Zeit»: «Wer sich nach einer Folge bewegt oder kurze Spaziergänge einlegt, kann die Risiken deutlich reduzieren.»

Snacks und Serien – eine ungesunde Kombination

Binge Watching wird oft von ungesundem Snacken begleitet. Forschungen (Chapman et al., 2014) zeigen, dass dieses Verhalten besonders bei langweiligen Serien zunimmt. Die Lösung? Spannende Serien können nicht nur das Gedächtnis fördern, sondern auch vom Snacken ablenken, so Nürnberger weiter.

Wer spannende Serien schaut, snackt weniger.

Wer spannende Serien schaut, snackt weniger.

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Experten raten ausserdem dazu, Serien in kleineren Portionen zu schauen und regelmässige Bewegungspausen einzuplanen. Eine Studie von First Monday (Horvath et al., 2017) zeigt, dass Inhalte besser im Gedächtnis bleiben, wenn sie über mehrere Tage verteilt konsumiert werden. «Am besten kombiniert man das Schauen mit Bewegung, etwa einem Winterspaziergang vor dem Serienabend», empfiehlt Sperlich.

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