Brienz GR«Wie soll ich die Ziegen füttern?»: Kai Bolliger sucht einen Stall
Ein Ziegenzüchter sucht dringend nach einem Stall für seine Tiere. Den alten Stall musste er aufgrund erneuter drohender Felsstürze in Brienz evakuieren.
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Der Stall sei nicht wintertauglich. Statt einer Wand musste Bolliger eine aus Decken bauen.
PrivatDarum gehts
Der Ziegenzüchter Kai Bolliger sucht verzweifelt nach einem Stall für seine Geissen.
Seinen alten Stall musste der 49-Jährige wegen erneut drohender Felsstürze in Brienz GR evakuieren.
Der Stall, den er als Übergangslösung nutzt, ist in desolatem Zustand.
Laut Bolliger erhalte er nirgends Hilfe.
Kai Bolliger (49), ein Ziegenzüchter, sucht dringend einen Stall mit mindestens 30 Quadratmetern und Auslauf in der Ostschweiz für seine 14 Geissen und einen Bock. Bis November lebten die Tiere vier Jahre lang in Brienz GR. Doch dann musste Bolliger, wie alle Bewohner des Dorfes, Brienz wegen erneuter drohender Felsstürze verlassen – zusammen mit seinen Ziegen und all seinem Material.
Als Übergangslösung konnte Bolliger einen Stall in Alvaneu Dorf mieten. Doch von Anfang an war klar: Der Stall ist keine langfristige Option. «Mir wurde gesagt, es sei nur vorübergehend, und ich könne bald in einen richtigen Stall», sagt der 49-Jährige zu 20 Minuten. Das war vor drei Monaten. Heute ist er noch immer in Alvaneu – unter Bedingungen, die ihn verzweifeln lassen.
«Der Stall ist eine Katastrophe»
«Der Stall ist in einem miserablen Zustand.» Es ziehe von allen Seiten, das Dach sei beschädigt, und durch einen vier Meter langen Spalt regnet es hinein – manchmal sogar Schnee. Der Boden ist an mehreren Stellen morsch. Der Geissenzüchter hat versucht, den Stall mit Karton, Blachen, Wolldecken und Heu notdürftig zu flicken. «Mehr kann ich nicht tun.»
Die schlechten Bedingungen belasten ihn zusätzlich, da 13 seiner Geissen nächste Woche Junge erwarten. «Sie haben Augenwasser und husten andauernd», sagt er besorgt. Wenn die Jungen zur Welt kommen, sei der Stall kein Ort für sie.
Bolliger fühlt sich im Stich gelassen
Zusätzlich erschwert die Futtersituation den Alltag: Sein gesamtes Heu musste er in Brienz zurücklassen. «Wie soll ich meine Ziegen füttern?», fragt Bolliger verzweifelt. Ein Freund unterstützte ihn bereits, indem er mit ihm in die Landi fuhr und Heu kaufte. Die Rechnung reichte Kai bei der Gemeinde Albula ein, um ein bisschen Unterstützung zu erhalten. «Ich bekomme keine finanzielle Hilfe, nur weil ich Züchter bin», sagt der 49-Jährige.
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Kai Bolliger ist seit zwölf Jahren Züchter, und es ist seine Leidenschaft.
PrivatDer Geissenzüchter fühlt sich gegenüber den Bauern im Stich gelassen. Während diese Direktzahlungen vom Staat erhalten, geht er leer aus, weil er kein Landwirt mit eigener Nutzfläche ist. Auch vom Plantahof, einem Bildungs- und Beratungszentrum für die Landwirtschaft, habe er sich mehr Hilfe erhofft. Zwar wurde ihm ein Stall für zwei Monate angeboten, doch das ist für ihn keine Lösung: «Ich brauche etwas Langfristiges.»
Auf Anfrage von 20 Minuten äusserte sich der Plantahof bis Redaktionsschluss bisher nicht zum Vorfall.
Alter Stall liegt mitten im Felssturzgebiet
Zurück nach Brienz kann er nicht, selbst wenn die Evakuierung endet. Sein Stall liegt direkt bei den Felsen, und bei einer erneuten Evakuierung müsste er wieder alles aufgeben. «Das ist jedes Mal eine riesige Arbeit», erklärt er.
Bolliger ist seit zwölf Jahren Ziegenzüchter – es ist sein Leben. Eine alte Verletzung, die er sich bei einem Unfall mit einer Baggerschaufel zugezogen hat, schränkt ihn jedoch ein. Mit einer IV-Rente von 50 Prozent sucht er seit fünf Tagen ununterbrochen nach einem passenden Stall. Die meisten Optionen, die er findet, sind Sommermaiensässe ohne Strom und Wasser – für den Winter völlig ungeeignet.
Bolliger sucht 30-Quadratmeter-Stall
Ein Freund konnte ihm immerhin einen Wohnwagen und ein Stromaggregat organisieren, damit Kai Bolliger bei einem Stall wohnen könnte. Doch bisher fehlt ein geeigneter Ort. «Ich habe Angst, wie es weitergeht.»
Was Bolliger sucht, ist ein Stall mit mindestens 30 Quadratmetern und Auslauf für seine Geissen. Er hofft auf die Unterstützung der Bevölkerung, denn seine Kräfte seien am Ende.
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