Brot: Dickmacher oder gesunde Energiequelle?

Brot hat für manche einen schlechten Ruf – zu Unrecht, wie ein Arzt und passionierter Bäcker erklärt.
Ein frisches Brot zum Feierabend gehört für viele Schweizerinnen und Schweizer einfach dazu.
Beim Zmorge unter der Woche oder beim ausgedehnten Brunch am Wochenende: Hier dürfen Brötli, Zöpfli und Weggli nicht fehlen.
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Brot hat für manche einen schlechten Ruf – zu Unrecht, wie ein Arzt und passionierter Bäcker erklärt.

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ErnährungsmythosMacht Brot wirklich dick? Ein Arzt klärt auf

Kaum ein alltägliches Lebensmittel polarisiert so wie Brot. Der «Brotdoc» Dr. Björn Hollensteiner verrät, warum wir aufhören sollten, Brot zu verteufeln.

Viele könnten nie darauf verzichten, andere streichen es aus Angst vor Extra-Kilos vom Speiseplan und setzen stattdessen auf Low Carb: Brot spaltet die Gemüter. Hausarzt und Hobbybäcker Dr. Björn Hollensteiner – bekannt als «Brotdoc» – erklärt, warum Kohlenhydrate nicht unser Feind sind und du dein Brötli zum Zmorge nicht verteufeln solltest.

Wie wichtig sind dir Kohlenhydrate in deiner Ernährung?

Dr. Björn Hollensteiner, viele Menschen sehen Brot als «Dickmacher». Sie hingegen sagen, es kann sogar beim Abnehmen helfen. Wie passt das zusammen?

Brot kann nur dann «dick machen», wenn Menschen viel zu viel davon essen, das zur falschen Tageszeit tun und sich überhaupt nicht körperlich betätigen. Wie so oft ist der Schuldige also nicht das Lebensmittel, sondern derjenige, der es verzehrt.

Dr. Björn Hollensteiner erklärt in «Gesund und schlank mit Brot», warum Brot nicht der Feind beim Abnehmen ist, und teilt seine 40 besten Backrezepte.

Dr. Björn Hollensteiner erklärt in «Gesund und schlank mit Brot», warum Brot nicht der Feind beim Abnehmen ist, und teilt seine 40 besten Backrezepte.

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Können Sie das genauer erklären?

Brot enthält sogenannte komplexe Kohlenhydrate. Diese sind für den Körper nur durch einen vorher zwingend erforderlichen Verdauungsprozess verfügbar. Das kostet selbst Energie und sorgt dafür, dass etwa der Blutzuckerspiegel viel langsamer ansteigt als nach dem Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln. Wer sich also die absolut notwendigen Kohlenhydrate in Form von Brot, am besten Vollkornbrot, zuführt, dies vor allem in der ersten Tageshälfte tut und die Bewegung nicht vernachlässigt, nimmt durch den Verzehr von Brot ganz sicher nicht zu.

Was macht Brot denn gesund?

Brot enthält auch viele andere gute Bestandteile. Etwa wichtige sekundäre Pflanzenstoffe wie das Beta-Glucan, das auf den Blutzuckerspiegel Einfluss nimmt, die B-Vitamine, viele Spurenelemente und Mineralstoffe, die der Körper braucht. Ausserdem schmeckt Brot einer Mehrzahl von Menschen einfach sehr gut und sättigt für mehrere Stunden. Und das ist ein wichtiger Aspekt, um auch mental in einen guten Tag zu starten.

Positive Effekte von Brot

Low-Carb-Diäten verteufeln Brot. Wie stehen Sie dazu? Ist das aus wissenschaftlicher Sicht Unsinn?

Viele Wege führen nach Rom. Low Carb kann aus meiner Sicht ein Weg sein, kurzfristig rasch etwas Gewicht zu verlieren. Aber schon mittelfristig fehlen dem Körper die notwendigen Kohlenhydrate, um einen gesunden Stoffwechsel zu gewährleisten. Unsere Körper sind optimiert für eine Mischernährung, in der Kohlenhydrate auch schon vor der Neuzeit eine entscheidende Rolle spielten.

Vollkornbrot entsteht aus geschrotetem oder gemahlenem Vollkorngetreide. Das Mehl enthält das gesamte Korn – also Schale, Keim und Mehlkörper.
Weissbrot, etwa Sandwichbrot, entsteht aus raffiniertem Weizenmehl, bei dem Schale und Keim entfernt wurden. Es hat weniger Nährstoffe und Ballaststoffe als andere Brote.
Mischbrot, Bauernbrot oder Graubrot wird mit Sauerteig (dann Sauerteigbrot) oder Hefe gebacken – aus einer Mischung von Weizen- und Roggenmehl.
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Vollkornbrot entsteht aus geschrotetem oder gemahlenem Vollkorngetreide. Das Mehl enthält das gesamte Korn – also Schale, Keim und Mehlkörper.

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Wer sich gesund ernährt, setzt oft auf Vollkornbrot. Ist dunkles Brot automatisch gesünder?

Wenn es wirklich aus einem hohen Anteil oder ganz aus Vollkorn besteht und nicht mit Färbemalzen nachgeholfen wurde, dann ist es gesünder als Weissbrot. Das heisst aber nicht, dass Weissbrot ungesund ist. Es enthält lediglich etwas weniger der guten Nährstoffe. Wer sich wirklich gesund und nachhaltig ernähren will, wählt hauptsächlich Vollkornbrot.

Sie sind leidenschaftlicher Bäcker. Was raten Sie Menschen, die gerade mit dem Brotbacken zu Hause anfangen?

Sie sollten sich nicht verunsichern lassen von dem vermeintlich riesigen theoretischen Wissen. Ein gutes Rezept, das nicht zu kompliziert ist und ein paar Versuche reichen schon, um ein feines, gesundes Brot aus dem Ofen zu ziehen.

Wie siehst du es mit dem Brot? Isst du einfach, worauf du Lust hast oder kaufst du eine spezielle Brotsorte, weil sie gesünder sein soll?

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