Buchs SGSandra schenkt Teenagern in Armut eine Shoppingtour
Sandra Fritsche aus Grabserberg nimmt jedes Jahr mehrere Teenager aus einkommensschwachen Familien zum Shoppen mit.

Sandra Fritsche ging im letzten Jahr mit drei Teenagern shoppen.
PrivatDarum gehts
Sandra Fritsche organisiert seit sieben Jahren Shoppingtouren für Teenager, deren Eltern am Existenzminimum leben.
Die finanzielle Armut in der Schweiz sei ein Tabuthema.
Das persönliche Engagement und Spenden helfen den Betroffenen.
«Teenager leiden darunter, wenn sie Kleider tragen müssen, die andere schon zuvor getragen haben. Oft kommt es vor, dass Teenager in der Schule für ihre Kleidung gemobbt werden, wenn diese schon fast abgetragen ist», so Sandra Fritsche aus Grabserberg SG. Deshalb bietet die Tierliebhaberin ein- bis zweimal im Jahr eine Shoppingtour für Teenager an, deren Eltern am Existenzminimum leben.
Seit sieben Jahren bietet Fritsche diese Gelegenheit über Facebook an. Dieses Jahr hätten sich erst fünf Familien bei ihr gemeldet. «Zwei Kinder waren aber zu jung und bei einem wurde klar, dass die Eltern nicht am Existenzminimum leben», so die Frau. Das Ganze basiere auf Vertrauensbasis, denn sie verlange keinen Nachweis über die Einkünfte der Eltern. «Es wird seinen Grund haben, weshalb sich diese Menschen bei mir melden», sagt Fritsche im Gespräch mit 20 Minuten.
Finanzielle Armut sei ein Tabuthema
In der Schweiz dürfe man laut Fritsche kaum zeigen, dass man nicht vermögend ist. «In anderen Länder ist finanzielle Armut mehr verbreitet. Dort ist es ganz normal, dass Menschen sich gegenseitig unterstützen. In der Schweiz fehlt aber oft das Umfeld dafür und weniger Leute sind betroffen davon. Die Betroffenen schämen sich oft für ihre finanzielle Armut», so die Grabserbergerin. Sie fände es einfach schön, wenn Menschen sich getrauen, sich bei ihr zu melden.
2017 half Fritsche einer Familie mit Essen aus. Sie habe dort die drei Kinder nach deren Wünsche gefragt. Die damals 16-jährige Samira wünschte sich eine Shoppingtour, da Klassenkameraden oft über solche Erlebnisse berichtet hätten. Ein solches Einkaufserlebnis sei für Samira dazumal noch fremd gewesen. Fritsche habe die Wünsche des Mädchens erfüllt und sie seien gemeinsam im Glattzentrum in Wallisellen einkaufen gegangen. «Nach diesem Einkauf hatte das Mädchen einen anderen Stellenwert in der Klasse», sagt die Grabserbergerin.
Spendest du regelmässig?
Auch sie selbst habe kein grosses Einkommen
«Jedes Kind ist anders», so Fritsche. «Die einen wissen genau, was sie wollen und haben ganz klare Vorstellungen. Andere hingegen haben so Freude, dass sie am liebsten alles kaufen würden. Gewisse Kinder sind aber auch sehr zurückhaltend.» Die Eltern seien sehr dankbar dafür. Noch Jahre später würden sie sich melden und sich erkundigen, wie es der Grabserbergerin geht.
Dabei habe Fritsche selbst auch kein grosses Einkommen. Sie brauche einfach für sich selbst nicht viel. Auf eine Shoppingtour könne sie ein bis zwei Jugendliche mitnehmen. Sie rechnet mit ungefähr 300 Franken Budget pro Kind. «Wenn diese Kinder sowas erleben, können sie das in Zukunft vielleicht anderen weitergeben», sagt die Frau.

Mit der damals 16-jährigen Samira hat alles begonnen. Samira wurde zum Patenkind von Sandra. Heute ist Samira 23 Jahre alt und beide sind weiterhin in Kontakt miteinander.
PrivatVor vier Jahren hätten einige Leute auf ihren Facebook-Beitrag reagiert. Ein Tierarzt aus ihrem Dorf habe ihr 200 Franken für die Shopping-Aktion gespendet. Seit ihrem Post sammle das Bekleidungsgeschäft «All sisters» aus Küsnacht Kleider und spende sie an Fritsche.
«Die Kleider verteile ich an bedürftige Familien», so die Gründerin der Facebook-Gruppe «Licht-Blick Schweiz». Diese Gruppe habe sie gegründet, um ein Netzwerk zu schaffen, wo Menschen sich gegenseitig vernetzen und um Unterstützung fragen können.
Lebst du oder lebt jemand, den du kennst, in Armut?
Hier findest du Hilfe:
Tischlein deck dich, Lebensmittelhilfe
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