Chips, Glace und Co. machen abhängig – so stark wie Kokain

Ist es Lust, oder wurde der Appetit auf Chips und Co. schon zur richtigen Sucht? Laut US-amerikanischen Forschenden wäre das gut möglich.

Ist es Lust, oder wurde der Appetit auf Chips und Co. schon zur richtigen Sucht? Laut US-amerikanischen Forschenden wäre das gut möglich.

Pexels/Tim Samuel
Publiziert

Neue AnalyseChips, Glace und Co. machen so abhängig wie Kokain

Bei Chips und Glace kannst du einfach nicht widerstehen? Kein Wunder: Eine neue Studie fand jetzt heraus, dass sie in gleichem Mass abhängig machen sollen wie harte Drogen.

Mehr als einer von zehn Menschen ist abhängig. Und das nicht etwa von harten Drogen, Alkohol oder Videospielen, sondern von stark verarbeiteten Lebensmitteln (auf Englisch ultra processed Foods oder UPFs). Das fand eine Analyse heraus, bei der 286 Studien aus 36 Ländern untersucht wurden. 

Wie oft kommen bei dir Fast Food, Süssigkeiten oder salzige Snacks auf den Tisch?

Du hast noch nie von UPFs gehört? Gegessen hast du sie garantiert schon: industriell verarbeitete Wurst, Kartoffelchips, Glace, Guetzli, zuckrige Frühstücksflocken … Dass man, wenn man einmal mit ihnen angefangen hat, nur schwer wieder aufhören kann, ist längst bekannt. Der drogenähnliche Sucht-Effekt konnte jetzt aber bewiesen werden.

Glace ist lecker – du solltest es aber massvoll geniessen.

Glace ist lecker – du solltest es aber massvoll geniessen.

Pexels/Anthony Rahayel

Unter anderem dank Ashley Gearhardt, Professorin an der University of Michigan. Sie leitete die Untersuchung, nachdem sie eine Skala für Lebensmittelsucht entwickelt hatte. Sie wandte dabei die gleichen Kriterien an wie für die ärztliche Diagnose einer Drogenabhängigkeit: unkontrollierbarer, übermässiger Konsum, Heisshunger und die Tatsache, dass du nicht aufhörst zu konsumieren, obwohl du weisst, dass es dir nicht guttut. Immerhin bringen verschiedene Studien UPFs in Zusammenhang mit Diabetes, Übergewicht, einem Reizdarm und sogar Krebs.

Das sind die Ergebnisse

Nach den Auswertungen der Studien kommt Gearhardt zu einer Theorie für den unstillbaren Appetit: «Die Kombination aus raffinierten Kohlenhydraten und Fetten, die häufig in UPFs stecken, scheint im Gehirn eine besonders starke Wirkung auf das Belohnungszentrum zu haben – viel höher, als die beiden Stoffe einzeln konsumiert. Das könnte das Suchtpotenzial erhöhen.» Enthaltene Zusatzstoffe könnten diesen Effekt noch weiter verstärken.

Im Übermass konsumiert, wird es immer schwerer, auf stark verarbeitete Lebensmittel zu verzichten.

Im Übermass konsumiert, wird es immer schwerer, auf stark verarbeitete Lebensmittel zu verzichten. 

Pexels/Jonathan Borba

Und noch etwas zeigte sich: UPFs liefern Kohlehydrate und Fette besonders schnell zum Magen und machen sie dort verfügbar. Bei Drogen wie Kokain konnte zuvor herausgefunden werden, dass sie ein höheres Potenzial für Abhängigkeit haben, je schneller sie wirken. Immerhin verursacht auch das stark verarbeitete Lebensmittel erst Lust, dann einen schnellen Dopaminkick – und kurze Zeit später einen Crash, bevor alles wieder von vorn losgeht.

Wer ist gefährdet?

Wie bei anderen Drogen ist nicht jeder Konsument oder jede Konsumentin gleich stark gefährdet, abhängig zu werden. «Suchterzeugende Produkte lösen nicht bei jedem sofort eine Abhängigkeit aus», so Chris van Tulleken, ebenfalls ein Autor der Analyse. «Fast 90 Prozent der Menschen können Alkohol probieren, ohne ein Problem zu entwickeln. Viele können Zigaretten probieren oder sogar Kokain.» Trotzdem erhöhe sich das Risiko ständig, da Menschen konstant stark verarbeiteten Lebensmitteln ausgesetzt seien. «Heute mit UPFs aufhören zu wollen, ist so schwierig, wie in den 1960ern auf das Rauchen zu verzichten.»

Um in einem gesunden Mass zu bleiben, musst du nicht ganz auf Süsses und Fast Food verzichten, es sollte aber die Ausnahme bleiben. Eine Reihe Schokolade etwa, eine Glacekugel oder drei Guetzli sind laut der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung unproblematisch. Schlägst du mal über die Stränge, solltest du in den folgenden Tagen besonders stark auf eine ausgewogene Ernährung achten. 

Hast du oder hat jemand, den du kennst, eine Essstörung?

Hier findest du Hilfe:

Fachstelle PEP, Beratung für Betroffene und Angehörige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit Suchtmitteln?

Hier findest du Hilfe:

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Feel-ok, Informationen für Jugendliche

Infodrog, Information und Substanzwarnungen

Anonyme Alkoholiker, Tel. 0848 848 885

Narcotics AnonymousSelbsthilfegruppe für Suchtbetroffene 

Stopsmoking.ch, Tel. 0848 000 181

Vergiftungsnotfälle, Tel. 145

Wie schaffst du es, dich gesund zu ernähren?

Deine Meinung zählt

35 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen