Repatriierung in die SchweizCovid-Kranke aus dem Ausland brachten hochresistente Bakterien mit
Alle Covid-Patientinnen und -Patienten, die aus dem Ausland in die Schweiz zurückgeholt wurden, um sich hier behandeln zu lassen, führten auch Keime ein, gegen die gängige Antibiotika nicht wirken. Das stellt die Schweizer Spitäler vor eine grosse Herausforderung.
Darum gehts
Repatriierte Covid-Erkrankte brachten Keime mit, die es in der Schweiz nicht gibt.
Das führt zu grossen Schwierigkeiten: Die Patientinnen und Patienten müssen isoliert werden, oft ist das nötige Antibiotikum in der Schweiz nicht vorhanden.
Zwei Spezialisten in der Infektiologie erklären Radio SRF, wie sie mit der Herausforderung umgehen.
Viele Personen aus der Schweiz, die im Ausland an Covid erkrankt waren und dort in einem Spital behandelt wurden, holte man in den letzten Monaten in die Heimat zurück. Was die Spitäler allerdings damals befürchteten, hat sich laut einer Recherche von Radio SRF jetzt bestätigt: Mit der Verlegung der Patienten und Patientinnen in die Schweiz wurden auch Bakterien eingeführt, gegen die gängige Antibiotika nicht mehr wirken. Denn in vielen ausländischen Spitälern sind solche Keime verbreitet, die resistent sind gegen Antibiotika.
Zum Import dieser Keime sagt Stephan Harbarth, Oberarzt an der Infektiologie am Universitätsspital Genf: «Seit August waren alle Patienten, die aus ausländischen Intensivstationen mit Covid in die Schweiz verlegt wurden, Träger von hochresistenten Bakterien.» Damit meint Harbarth wirklich «100 Prozent aller Patienten».
Antibiotika aus dem Ausland bestellen
Das stellt die Spitäler in der Schweiz vor mehrere Probleme. Zum einen könne man Patienten und Patientinnen hierzulande im Fall eines Infekts mit den üblichen Antibiotika teilweise nicht helfen. Das könne zu schweren Verläufen und Komplikationen führen.
Ausserdem können sich diese Bakterien ohne Massnahmen ausbreiten und auf weitere Patienten und Patientinnen übertragen werden. Stephan Harbarth spricht dabei von Superkäfern. Diese würden die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte nicht erleichtern. «Da müssen wir unsere Reserveantibiotika aus den Apotheken rausholen, zum Teil aus dem Ausland importieren, weil sie hier in der Schweiz nicht zur Verfügung stehen.»
Patienten und Patientinnen aus dem Ausland müssten zum Teil in Einzelzimmer, haben einen erhöhten Pflegebedarf - was schliesslich im Rahmen der Covid-Schutzmassnahmen zu einem erheblichen Mehraufwand führt.
Screenings von Erkrankten aus dem Ausland intensiviert
Das Problem mit den Krankheitserregern aus dem Ausland ist nicht neu. Es intensivierte sich jedoch mit der Rückführungsaktion von Covid-Erkrankten im letzten September. Alleine am Genfer Unispital belegte die Gruppe der repatriierten Patienten und Patientinnen ein Drittel der Intensivbetten. Sie kamen laut Radio SRF vor allem aus Süd- und Südosteuropa.
«Die Situation kennen wir schon seit Jahren. Nur, dass es jetzt im Rahmen von Covid innerhalb recht kurzer Zeit zur Rückverlegung von Patienten aus ausländischen Intensivstationen und Spitälern gekommen ist und dadurch auch zu einer gehäuften Einführung von diesen multiresistenten Erregern», erklärt Stephan Harbarth vom Genfer Unispital.
Die Schweizer Spitäler beobachten den Eintritt solcher Keime weiterhin ganz genau. Ihr Ziel: Zu verhindern, dass sie sich hierzulande ausbreiten und festsetzen. Aus diesem Grund seien sogenannte Screenings intensiviert worden für Patienten und Patientinnen, die aus dem Ausland verlegt wurden, erklärt Stephan Harbarth.
Verhindern, dass es zu grossen Ausbrüchen in Spitälern kommt
Nicht anders sieht es im Inselspital Bern aus, wie Radio SRF berichtet. Dort gibt Philipp Jent, Leiter Spitalhygiene in der Uniklinik für Infektiologie, an, dass regelmässig Auslandsclearings durchgeführt werden. Die grossen Schweizer Spitäler waren laut Hygiene-Spezialisten auf die zusätzliche Herausforderung gut vorbereitet. «Wegen der Pandemie sind die Intensivstationen in Zonen eingeteilt. Zum Schutz vor resistenten Krankheitserregern haben die Teams die Patienten und Patientinnen aus dem Ausland in Einzelzimmern isoliert», erklärt Philipp Jent. «Damit es nicht zu Übertragungen kommt und dass vor allem grosse Ausbrüche, wie es sie in einem Spital geben kann, vorsorglich verhindert werden können.»
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