Sollen Ufos von «Nordstream» ablenken?

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Irreführung?Darum glauben Verschwörungstheoretiker, dass UFOs von der «Nordstream» ablenken sollen

Die Vorfälle wirken mysteriös – und von offizieller Seite gibt es kaum Informationen zu den Flugobjekten, die über dem nordamerikanischen Luftraum abgeschossen wurden. Stattdessen gibt es viele Spekulationen und Verschwörungstheoretiker haben viel zu tun.

China nimmt Stellung zu den Anschuldigungen über einen angeblichen Spionageballon über Nordamerika.

Now-Beitrag

Darum  gehts

  • Der Abschuss von vier Flugobjekten über Nordamerika hat eine Flut von Gerüchten ausgelöst. 

  • Vermutet wird ein Ablenkungsmanöver.

  • US-Präsident Joe Biden habe die Flugobjekte abgeschossen, um von anderen Themen abzulenken

  • US-Whistleblower Edward Snowden meint, mit dem Abschuss versuche die USA vom Nord-Stream-Bericht des Journalisten Seymour Hersh abzulenken.

  • Snowden sei der «Cui bono»-Falle aufgesessen, sagen Experten. 

Insgesamt vier Flugobjekte wurden in den letzten Wochen im nordamerikanischen Luftraum abgeschossen, zuletzt am Sonntag. Eines der Objekte war ein chinesischer Ballon, so gross wie zwei oder drei Autobusse.

Das bestätigte Peking mit Hinweis auf «meteorologischen Forschung». Ansonsten ist weiterhin nicht eindeutig geklärt, was hinter den gesichteten Flugobjekten steht. Das Pentagon erklärte nur, die Objekte hätten keine Bedrohung dargestellt. Woher sie kamen und wozu sie gedient haben könnten, liess das Verteidigungsministerium offen.

Jetzt brodelt die Spekulationen-Sauce. In Kreisen von Verschwörungstheoretikern  wird ein Ablenkungsmanöver vermutet: US-Präsident Joe Biden habe die Flugobjekte womöglich selbst losgeschickt, um die Amerikaner mit deren Abschuss von anderen Themen abzulenken – von Einwanderung, Inflation, dem russischen Angriffskrieg und Nachforschungen zum Präsidentensohn Hunter Biden. 

Solche Behauptungen gingen überwiegend von Websites aus, die bei Rechtsextremisten beliebt sind, machten aber auch auf Twitter und Facebook die Runde:

  • Das Weisse Haus und das Pentagon nutzten die Flugobjekte, um im Zusammenhang mit einem Chemieunfall im Staat Ohio etwas zu verschleiern. Bei dem Unglück zu Beginn des Monats war ein mit gefährlichen Chemikalien beladener Güterzug entgleist.

  • Die Tatsache, dass Biden mit dem Abschuss des Ballons gewartet habe, lasse darauf schliessen, dass der US-Präsident mit China unter einer Decke stecke. In anderen Posts wiederum wird Biden vorgeworfen, dass er überhaupt einen Abschuss von fremden Flugobjekten genehmigt habe, da diese Biowaffen oder Atomwaffen hätten tragen können.

  • Auch wird spekuliert, dass die Flugobjekte ausserirdischen Ursprungs gewesen sein könnten. Bidens Presse-Sprecherin sah sich zur Klarstellung genötigt, dass es im Zusammenhang mit dem Abschuss der Flugobjekte keine Hinweise «auf Aliens oder ausserirdische Aktivitäten» gebe. 

Auch der US-Whistleblower Edward Snowden verbreitet die Theorie eines US-Ablenkungsmanövers: Mit dem Abschuss der Flugobjekte versuche die USA von dem Nord-Stream-Bericht des Journalisten Seymour Hersh abzulenken. Demzufolge stecken die USA hinter den mutmasslichen Sabotageakten an den Pipelines.

«Snowden ist der Cui-bono-Falle aufgesessen»

Aus Sicht von Josef Holnburger vom deutschen Thinktank Center für Monitoring, Analyse und Strategie ist das nicht plausibel: Nicht nur, dass es an Hershs Bericht legitime Zweifel gäbe. Snowden, der seit seiner Flucht nach Russland schon öfter mit Verschwörungserzählungen geliebäugelt habe, sei der «Cui bono»-Falle («wem nützt es») aufgesessen.

Dabei werden bei einem ungeklärten Ereignis die vermeintlichen Profiteure als mögliche Schuldige ausgemacht. «Bei dieser Herangehensweise werden oftmals nur noch Argumente gesucht, die die eigene Position unterstützen», sagt Holnburger. «Anstatt es mit der Medienökonomie zu erklären, dass dieses Thema so eine Aufmerksamkeit erhält, wird nach Mustern und Beispielen gesucht, wieso man jetzt die US-amerikanische Regierung dafür verantwortlich machen könnte und sollte.»

Komplexe Ereignisse und fehlende Informationen

«Es wird eine Untersuchung geben und wir werden mehr erfahren», meint Jim Ludes, Leiter des Pell Center for International Relations an der Salve Regina University im US-Staat Rhode Island.

«Bis dahin wird die Story ein Spielfeld für Leute sein, die an Spekulationen interessiert sind oder aus bestimmten Gründen die Stimmung anheizen wollen».  Die im Internet verbreiteten Spekulationen zeigten, was die Kombination aus komplexen weltpolitischen Ereignissen und fehlenden Informationen bewirken kann.

Die «Cui-Bono-Falle»: Oft werden nur noch Argumente gesucht, die die eigene Position unterstützen – anstatt es mit der Medienökonomie zu erklären, so Josef Holnburger vom «Center für Monitoring, Analyse und Strategie».

Die «Cui-Bono-Falle»: Oft werden nur noch Argumente gesucht, die die eigene Position unterstützen – anstatt es mit der Medienökonomie zu erklären, so Josef Holnburger vom «Center für Monitoring, Analyse und Strategie». 

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