Schlacht um BachmutDarum opfert Putin Tausende Soldaten für die Einnahme einer Kleinstadt
Um Bachmut tobt seit Monaten eine zermürbende Schlacht zwischen der Ukraine und den russischen Invasoren. Die Einnahme der Stadt wäre wohl vor allem von symbolischer Natur.
Darum gehts
Die Schlacht um Bachmut hat in sechs Monaten Tausende Menschenleben gekostet.
Die Kleinstadt hat für Russland eine grosse symbolische Bedeutung.
Laut Analysten ist sie die einzige Stadt seit Monaten, in der sich Russland vorwärts statt rückwärts bewegt hat.
Das ist passiert: Um Bachmut, eine Kleinstadt in der Oblast Donezk, tobt seit sechs Monaten eine zermürbende Schlacht zwischen den russischen Invasoren und der ukrainischen Armee. Die Frontlinie hat sich seither nur um wenige Meter verschoben. Weder Russland noch die Ukraine teilt mit, wie viele Soldaten in den sechsmonatigen Kämpfen getötet wurden. Serhiy Grabskiy, ein ehemaliger Oberst der ukrainischen Armee, ist Militäranalyst in Kiew. Er schätzt, dass die Ukraine jeden Tag «eine halbe Kompanie» – etwa 30 bis 50 Soldaten – verliert. Grabskiy geht davon aus, dass die russischen Verluste vier- oder fünfmal so hoch sein könnten. Dies sagte er gegenüber CBC, der staatlichen Rundfunkgesellschaft Kanadas.
Darum ist Bachmut für Russland so wichtig: Militäranalyst Grabskiy sagt, dass Bachmut der einzige Teil der langen Frontlinie sei, an dem Russland in der Lage zu sein scheine, in die Offensive zu gehen. Dies sei wichtig für das Militär, um Kremlchef Wladimir Putin einen Erfolg auf dem Schlachtfeld liefern zu können. Dieser Meinung ist auch Jon Roozenbeek, Wissenschaftler der Britischen Akademie an der Universität Cambridge. Gegenüber «Newsweek» sagt er, dass die Einnahme der Stadt für Russland vor allem von symbolischer Natur wäre, da sie Putin die Möglichkeit gäbe, nach den erfolgreichen Gegenangriffen der Ukraine im vergangenen Monat eine Art militärischen Sieg zu erringen. «Es ist einfach die einzige Stadt, in der sich Russland vorwärts statt rückwärts bewegt hat», sagte er.
Darum ist Bachmut für die Ukraine so wichtig: Eine Einnahme von Bachmut würde die ukrainischen Nachschublinien unterbrechen und den Russen die Möglichkeit geben, auf Kramatorsk und Slowjansk vorzustossen. Über die Lage rund um die Kleinstadt sagte jüngst der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski: «Dort gibt es eine sehr harte Konfrontation. Jeder Meter zählt.» Die Besatzer hätten Bachmut zerstört. «Bachmut, Soledar, Marjinka, Kremmina – für lange Zeit gibt es keinen Lebensraum mehr in diesen Gegenden», so Selenski.
Diese Rolle nimmt die Wagner-Gruppe ein: Neben den regulären Streitkräften Russlands ist die berüchtigte Söldnergruppe Wagner auf dem Schlachtfeld im Einsatz. «Es geht um Geld», sagt Militäranalyst Grabskiy. Er vermutet, dass die Söldnergruppe vom Kreml beauftragt worden sei, Bachmut einzunehmen, und dass dies mit einer beträchtlichen finanziellen Belohnung verbunden sein werde – unabhängig von der Zahl der russischen Todesopfer. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wolle beweisen, dass er ein wichtiger Bestandteil der russischen Militärmaschinerie sei, so Grabskiy.
Das sagen ausländische Beobachter: Sowohl die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) als auch das britische Verteidigungsministerium haben die Möglichkeit einer Einnahme der Stadt durch Russland zwar eingeräumt, sind jedoch der Ansicht, dass die damit verbundenen Kosten den Nutzen bei weitem überwiegen würden. Nach Angaben des ISW wäre die Einnahme von Bachmut zwar von grosser symbolischer Bedeutung, aber die russischen Streitkräfte hätten danach dennoch Schwierigkeiten, tiefer in das Gebiet Donezk vorzudringen.
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Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Beratungsangebot (Deutsch, Ukrainisch, Russisch), von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55
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