«Ich bin zu schön und zu klug für eine Beziehung»

Ashley ist Single. Vor kurzem veröffentlichte sie auf Tiktok ein Video, in dem die Texanerin über die Gründe spricht: «Ich bin single, weil ich hübsch und intelligent bin. Männer sind davon eingeschüchtert», sagt sie. Ihr Aussehen habe ihre Chancen auf eine romantische Beziehung ruiniert. Menschen in ihrem Umfeld seien von ihrem aktuellen Beziehungsstatus überrascht, gerade weil sie so attraktiv sei, erzählt die Fashion-Stylistin weiter.

Angesichts ihrer natürlichen Schönheit, die mit ihrem hart erarbeiteten Erfolg kombiniert werde, «hat man eine sehr furchterregende Frau in den Händen – eben keine einfache Frau», sagt «Ash». Männer seien davon abgeschreckt. Männer, die sie umwürben, seien komisch oder bereits vergeben. «Am Ende des Tages bin ich nur eine Fantasie. Ich bin kein echter Mensch: Weil ich hübsch und einschüchternd bin.» In der Videocaption schreibt sie: «Alleine, weil du deinen Wert kennst.»

Ashley mag Single sein, aber sie ist nicht alleine mit dem Gefühl, dass ihr Aussehen, ihre Klugheit und ihr Erfolg ihr Dating-Leben erschweren: In den über 2300 Kommentaren unter dem Video erhält die Texanerin viel Zuspruch. «Es ist so schwer, hübsch und intelligent zu sein. Ich wünschte, ich hätte keine Standards», lautet ein Top-Kommentar.

Janek Lobmaier ist Oberassistent am Psychologischen Institut der Universität Zürich mit Schwerpunkt auf soziale Wahrnehmung. «Die meisten Menschen wollen eine Partnerin oder einen Partner, die ihrem eigenen Attraktivitäts-Niveau entsprechen – also aus der gleichen ‹Bubble›. Innerhalb dieser Blase fühlen sich die Menschen wohler und weniger bedroht», sagt Lobmaier. «Da sich Ashley als sehr attraktiv und klug wahrnimmt, verkleinert sich der Kreis der potenziellen Partner.»

Ashley sagt im Video, als schöne Frau sei es schwieriger, einen Mann zu finden. «Sie wirkt im Video sehr selbstbewusst, was auf einige Männer vielleicht einschüchternd wirken kann.» Laut Lobmaier gebe es evolutionspsychologisch keinen Grund, eine Person nicht zu daten, weil sie zu attraktiv sei. «Schlussendlich will man jemanden, der schön ist.»

Lobmaier wagt eine Mutmassung: «Vielleicht sinkt bei manchen Männern nach solchen Aussagen, wie hier im Video, schlicht und einfach auch das Interesse, die Person näher kennenzulernen». Schlussendlich achte man bei der Partnerwahl immer noch auf den Charakter eines Menschen.

Was aber vorkomme: «Wenn der wahrgenommene Marktwert zwischen den Partnern zu unterschiedlich ist, kann dies zu Spannungen führen. Der weniger attraktive Partner könnte Angst haben, dass der attraktivere Partner ihn oder sie verlässt, sobald eine noch attraktivere Option verfügbar ist.» Deshalb würden Menschen oft nach ähnlich attraktiven Beziehungspartnern suchen, so Lobmaier.

Anders sei es in Bezug auf die Intelligenz: «Gewisse Männer könnten sich eingeschüchtert fühlen, wenn ihre Partnerin als intelligenter wahrgenommen wird.» Dies habe mit tief verwurzelten Rollenbildern zu tun, die immer noch in der Gesellschaft vorherrschten.

Es sei schon mehrfach bestätigt worden, dass es schöne Menschen nicht immer einfach haben. Kürzlich wurde «Pretty Privilege» auf Social Media breit diskutiert: Dabei debattierten Menschen die Vor- und Nachteile ihres guten Aussehens. Einige prahlten mit den kostenlosen Reisen und Geschenken, die sie erhalten haben, während andere sich beschwerten, dass sie nicht ernst genommen werden.

Vielleicht klappt es bei Ashley nun doch, nachdem ihr Tiktok über 700'000 Menschen erreicht hat.