
Eine Mischung aus herb und süss: der Espresso Martini.
Unsplash / Hatfields LondonKoffein-KickDer Espresso Martini feiert sein Comeback zum perfekten Zeitpunkt
Der süsse Trend-Cocktail aus den 90er-Jahren ist zurück. Kaum ein anderer Cocktail passt besser in diese Zeit der Auferstehung wie der Espresso Martini.
Die ausgelassenen 90er-Jahre waren die Blütezeit von Stil-Experimenten, von «Sex and the City», seitenlangen Cocktail-Karten, Happy Hours und jedem süssen Drink, der aus eleganten Martini-Gläsern geschlürft wurde. So waren sie auch die Zeit des Espresso Martinis: Er verhiess endlose Energie, um die ganze Nacht ausgelassen in Baggy-Pants zu Hip-Hop und R&B oder im Netztop und engen Latex-Kleidern zu Techno zu tanzen. Wie es mit Trends aber nun mal so ist, geriet auch die süsse, braune Alkohol-Brühe bald in Vergessenheit.
Bis jetzt: Da ohnehin gefühlt jeder Trend aus den 90er-Jahren sein Comeback feiert – sei es die Mode, die US-amerikanische Sitcom «Friends», nun wird sogar von der Kultserie mit Carrie, Miranda und Charlotte eine Neuauflage gedreht – ist die Zeit auch wieder reif für die Rückkehr des Espresso Martinis. Doch auch die Pandemie mit ihren Lock- und Shutdowns hat ihm den Weg zum Drink des Jahres geebnet.
Ein Drink, der aufputscht und gleichzeitig umhaut
Genauso cool wie sein Auftritt ist auch der Mythos um seine Entstehung: In den späten 80er-Jahren soll ein junges Model, das heute weltberühmt sein soll, die Londoner Bar namens Fred’s Club betreten haben. Dort habe sie von Barkeeper Dick Bradsell einen Drink verlangt, der sie aufwecken und umhauen soll (gemäss Überlieferung soll der genaue Wortlaut «that wakes me up and f*cks me up» gewesen sein).

Ob als Feierabend-Drink oder für den Ausgang: Espresso Martinis heben deinen Energie-Pegel an.
Imago / Ramon LopezFür Bradsell – ein einflussreicher Bartender – war der Fall klar: Da hilft nur Vodka mit Espresso. Damit das Ganze auch ein wenig angenehm zum Trinken war, hat er Süsse in Form von Kaffeelikör und Zuckersirup beigefügt. Das Ganze servierte er in einem eleganten, gekühlten Martiniglas.
Rezept für Espresso Martini
Espresso Martini ist ziemlich schnell und einfach gemacht: Mische fünf Teile Vodka mit einem Teil Espresso, einem Teil Zuckerlikör und drei Teilen Kaffeelikör sowie Kahlua in einen mit Eiswürfeln gefüllten Shaker.
Schüttle ihn, bis sich die Aussenseite des Cocktailshakers eiskalt anfühlt. Anschliessend siebst du die Mischung in ein gekühltes Cocktailglas ab und garnierst den Drink mit drei Kaffeebohnen. Natürlich kannst du die Zutaten in der Menge deinem Geschmack anpassen.
Und so soll sich das cremige und äusserst erfrischende Getränk im Laufe des nächsten Jahrzehnts über den Erdball verbreitet haben. Obwohl der Espresso Martini – abgesehen vom Glas – wirklich nichts mit einem klassischen Martini zu tun hat, wurde aus dem ursprünglichen Namen Vodka Espresso der heute bekannte Espresso Martini.
Als dann im neuen Jahrtausend das Interesse an den süssen und ausgefallenen Cocktails der 90er-Jahre nachliess, mussten auch die Espresso Martinis neuen, eher subtileren Trinktrends weichen: Die Drinks wurden bitterer, die Leute bestellten öfter natürliche Weine und alkoholarme Cocktails und der Martini wurde nur noch als das ausgeschenkt, als was er mal berühmt war – als klassische Kombination aus Gin und Wermut.
Der Anstoss für das Comeback kam wohl unter anderem aus der Dosencocktail-Industrie, für die allgemein eine grosse Nachfrage registriert wird. So haben etwa die berühmte Kaffeelikör-Marke Kahlúa oder Deloce, ein junger amerikanischer Getränkehersteller, Espresso Martini in der Dose kreiert.
Seit 2019 sind die Google-Suchen nach Espresso Martini weltweit, aber auch in der Schweiz, stark in die Höhe gestiegen. Auf den Cocktail-Karten begegnet man immer öfter Espresso Martinis, und international ausschlaggebende Publikationen wie die «New York Times» proklamieren: «The Espresso Martini Is Everywhere (Again)» (Auf Deutsch: Der Espresso Martini ist (wieder) überall).
Kaffee ist überall – nun eben auch im Alkohol
Ein weiterer Grund dafür für dieses Comeback: Unsere Liebe zu Kaffee. Dieser gehört zwar schon seit jeher zum Grundbedürfnis vieler – während der Pandemie floriert die Kaffeekultur aber wie kaum zuvor: Die Kaffeemaschinen-Käufe schnellen in die Höhe, eine anständige Siebträgermaschine hat sich zum Must-have vieler Haushalte gemausert und ein Kaffeetrend löst den nächsten ab. An den fancy Dalgona-Kaffee, der auf Tiktok lange omnipräsent war, magst du dich bestimmt noch erinnern.

Eine Spezialität aus Südkorea: Ein mit dem Handrührgerät aufgeschlagener, sehr instagrammable Dalgona-Kaffee.
Unsplash / Mariana IbanezJetzt, da unsere Kaffeezubereitungs-Skills optimiert sind und die Bars und Clubs allmählich wieder ihre Türe öffnen, erklärt sich die neu entfachte Hingabe zur Kombination von Vodka und Kaffee von selbst: Ein Espresso Martini liefert die perfekte Menge an Alkohol und Koffein, die wir nach dem Wiedererwachen nötig haben. Und natürlich um – wie damals in den 90er-Jahren – wieder die Nächte durchtanzen zu können. Oder zumindest solange, wie es die Situation noch zulässt.

Schnell, einfach und mit wenigen Zutaten zubereitet: der Espresso Martini.
Getty Images / iStockAber Achtung, nur es am Rande erwähnt wird: Kaffee und Alkohol sind zwei dehydrierende Getränke – achte deinem Kopf zuliebe darauf, genügend Wasser zu trinken. Ausserdem kann dich der erhöhte Koffeingehalt vor dem Einschlafen abhalten. Wer empfindlich auf Koffein reagiert, geniesst seinen Espresso Martini also lieber als erfrischenden Aperitif oder als Dessert nach dem Essen statt spätabends in der Bar.
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