DeutschlandAlice Weidel nominiert – so tickt die chancenlose Kanzlerkandidatin
Alice Weidel tritt als Kanzlerkandidatin der AfD an und polarisiert: Kritiker werfen ihr Opportunismus und Inkompetenz vor, Anhänger loben ihre Intelligenz und Durchsetzungskraft.
Darum gehts
Alice Weidel ist Kanzlerkandidatin der AfD für die Bundestagswahl am 23. Februar.
Die AfD hat mit Umfragewerten von 18 bis 19 Prozent keine realistische Chance auf die Kanzlerschaft.
Weidel ist in einer eingetragenen Partnerschaft mit einer Schweizerin mit Migrationshintergrund.
Eine reelle Chance auf die Kanzlerschaft hat die AfD mit Umfragewerten zwischen 18 und 19 Prozent zwar nicht. Im Bundestag käme mangels Unterstützung durch andere Parteien keine Mehrheit für eine AfD-Kanzlerin zustande. Trotzdem kürt die Partei Alice Weidel (45) zur Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl am 23. Februar und will damit einen Regierungsanspruch unterstreichen. Wer ist Alice Weidel, und wie tickt sie?
Frage nach Partnerin kommt ihr «zu den Ohren raus»
Eine Frage wird ihr in abgewandelter Form immer wieder gestellt – und sie komme ihr zu den Ohren raus, wie Weidel schon 2017 einmal sagte: Wie passt das zusammen – AfD und in eingetragener Partnerschaft mit einer Frau mit Migrationshintergrund und zwei Kindern?
Zuletzt passiert das bei einer Veranstaltung in Zürich. Der Moderator stellt besagte Frage. Sie antwortet: «Ich muss Ihnen sagen, ich sehe Hautfarben nicht.» Es folgt ein demonstratives: «Sarah, ich liebe Dich!» an die im Publikum sitzende Partnerin. Später im Interview mit den Zeitungen der CH-Media begründet Weidel den Schritt. Sie sei nicht erfreut über die Frage mit der Hautfarbe gewesen. «Da gehe ich innerlich hoch.» Ihre Frau, Sarah Bossard, sei Schweizerin, adoptiert, mit drei Monaten aus Sri Lanka gekommen und in Appenzell aufgewachsen.

Alice Weidel und Sarah Bossard sind seit 15 Jahren zusammen. Das Paar hat zwei Kinder.
PrivatAber wie passt das nun zur AfD?
Ihre Antwort hat Weidel schon vor sieben Jahren in einer Wahlkampfrede gegeben. Sie sei nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Homosexualität in der AfD, sagte Weidel da und zog die Verbindung zur Sicherheits- und Migrationspolitik. Schwule und Lesben könnten sich kaum noch Arm in Arm auf die Strasse trauen. Es gebe No-go-Areas für Homosexuelle und «muslimische Gangs», die Jagd auf sie machten.
Politische Gegner als «Schiessbudenfiguren»
Auf der politischen Bühne legt die Ökonomin Wert auf ein seriöses Auftreten: weisses Hemd, Perlenkette, dunkelblaue Jacke. In Interviews spricht sie gedehnt und betont ruhig, sagt in westfälischer Mundart «Wiatschaft» wenn sie über «Wirtschaft» spricht. Ihr Ton ist dennoch scharf und teils verachtend, wenn sie über die Regierung und politische Gegner spricht und diese als «Würstchenkabinett» oder «Schiessbudenfiguren» bezeichnet. Sie versuche, unterkühlt zu wirken, obwohl es in ihr brodelt, sagt ein AfD-Bundestagspolitiker.
Weidel-Fans loben «tollen Humor»
Leute in der AfD, die sie gut kennen und auf ihrer Seite stehen, beschreiben Weidel als Sympathieträgerin, als Frau mit «tollem Humor», die abseits der öffentlichen Bühne auch albern sein könne, nicht so, wie sie öffentlich rüberkomme. «Gescheit», «seriös», «fokussiert», «intelligent» sind weitere Zuschreibungen. Und es fallen auch Worte wie «durchsetzungsstark» und «streng». Weidel kann herrisch wirken, wenn sie Leute zurechtweist, die sie etwa bei einem Gespräch ablenken oder anders verärgert haben.
Was denkst du über Alice Weidels Kandidatur als Kanzlerin der AfD?
Kurze Zündschnur? «Überhaupt nicht», sagt sie dazu selbst. Man müsse Ruhe bewahren in allen Situationen, aber als Führungsperson auch deutlich werden. «Führung heisst auch, sich nicht unbedingt beliebt zu machen und manchmal auch schwierigere, unangenehmere Entscheidungen zu treffen, wenn es nötig ist.»
«Spitzname Eisprinzessin»
Kritiker, die viel mit ihr zu tun haben und hatten, aber lieber anonym bleiben wollen, lassen kein gutes Haar an Weidel und beschreiben sie als «egozentrisch» und «arrogant». Sie habe nicht umsonst den Spitznamen «Eisprinzessin». Vorgeworfen wird der AfD-Chefin auch Inkompetenz, und dass sie vor allem nach innerparteilicher Macht strebe. «Der gehts nur darum, vorne zu sein.» Von aussen handelte sie sich den Vorwurf ein, eine «Opportunistin der schlimmsten Sorte» zu sein. Junge-Union-Chef Johannes Winkel nahm dabei Bezug darauf, dass sich Weidel einst für einen Parteiausschluss von Björn Höcke eingesetzt hatte und nun so tue, als sei das nie passiert. Mit dem führenden Vertreter der Rechtsaussenströmung der AfD zeigt sie sich inzwischen Arm in Arm auf der Wahlkampfbühne.
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