Meiringen BEDie Ärztin glaubte, neun Frauen seien «satanistisch programmiert»
Nach Münsingen nun auch Meiringen: In der Berner Oberländer Privatklinik wurden Patientinnen mit der Verschwörungstheorie therapiert.
Im Video siehst du die wichtigsten Aussagen aus der SRF-Reportage von 2021.
20min/SRFDarum gehts
Von der «Satanic Panic» ergriffene Patientinnen sind überzeugt, Opfer satanistischer Rituale geworden zu sein.
Auch manche Therapeuten sitzen diesem Irrglauben auf – und bestärken ihre Patientinnen darin.
Nachdem im letzten Jahr bereits zwölf Fälle am Psychiatriezentrum Münsingen bekannt wurden, kommen nun weitere neun in der Privatklinik Meiringen dazu.
Laut der Verschwörungstheorie «Satanic Panic» werden Frauen von satanistischen Tätern in Ritualen misshandelt und ihre Gedanken programmiert. Doch nicht nur Patientinnen verfallen dem Irrglauben, sondern auch manche Therapeuten, welche die Patientinnen entsprechend behandeln. Im Frühling 2022 etwa wurden zwölf Fälle publik, die sich am Psychiatriezentrum Münsingen ereignet hatten.
Doch auch an anderen Berner Psychiatrien hielt der Glaube an satanistische Gewaltrituale Einzug: In der Privatklinik Meiringen kam es zu neun weiteren solcher Fehlbehandlungen, wie SRF berichtet. Im Auftrag der bernischen Gesundheitsdirektion (GSI) wurden die Patientendossiers aus den letzten zehn Jahren auf Begriffe hin untersucht, die mit der Verschwörungserzählung in Zusammenhang stehen.
Es hätten konkrete Hinweise auf die Verbreitung der Verschwörungstheorie an der psychiatrischen Klinik vorgelegen, sagt GSI-Sprecher Gundekar Giebel zu SRF: «Wir waren also vorgewarnt, aber dennoch etwas überrascht.» Der Kanton verlange von den Kliniken nun neue Überwachungsprozesse. Es müsse sichergestellt werden, dass sich die Verschwörungserzählung nicht mehr in Kliniken verbreiten könne.
Ärztin wurde entlassen
Die Privatklinik Meiringen bedauert, dass sich die Verschwörungserzählung einnisten konnte. «Jeder Patient, der nicht aufgrund der wissenschaftlichen Leitlinien behandelt wurde, ist einer zu viel», sagt Christian Mikutta, der als stellvertretender ärztlicher Direktor die Untersuchung leitete. Es habe sich um eine einzelne Ärztin gehandelt, die mit diesen Theorien Patientinnen behandelte. Auch ein Supervisor sei in die Behandlungen involviert gewesen. Mit beiden Personen arbeite man nicht mehr zusammen, so Mikutta.
Dem Chefarzt zufolge wurden Massnahmen getroffen, um der Verschwörungstheorie den Riegel vorzuschieben. «Wir haben beispielsweise innerhalb der Klinik Weiterbildungen gemacht und die Unwissenschaftlichkeit der Verschwörungserzählung aufgezeigt.» Zudem hätten die Diagnostik Verbesserungen und die Therapien Neuausrichtungen erfahren.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, eine psychische Erkrankung?
Hier findest du Hilfe:
Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858
Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Angehörigen
Verein Postpartale Depression, Tel. 044 720 25 55
Angehörige.ch, Beratung und Anlaufstellen
VASK, regionale Vereine für Angehörige
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Angst- und Panikhilfe Schweiz, Tel. 0848 801 109
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