Rassismus-DebatteDiese umstrittenen Begriffe wollen die meisten Schweizer weiterhin benutzen
Verschiedene Wörter führten jüngst zu heftigen Diskussionen, auch zum Thema Rassismus. Eine Umfrage von 20 Minuten und Tamedia zeigt nun: Die Mehrheit der Bevölkerung braucht sie trotzdem.
Der bisherige Begriff für Schokokuss sorgte immer wieder für Diskussionen. Im Restaurant Freihof in Gossau SG erhielten alle Gäste gratis eines der süssen Produkte der Firma Dubler. Auch die Vertigo Bar in Uznach SG warb auf Social Media mit der Süssigkeit. Das kam nicht überall gut an.
20minDarum gehts
Verschiedene Begriffe, die früher zum gängigen Sprachgebrauch gehörten, erhitzen heute die Gemüter.
Viele Betroffene fühlen sich durch die Bezeichnungen diskriminiert und lehnen sie ab.
Gemäss einer neuen Umfrage möchte eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer diese Wörter trotzdem weiterhin benutzen.
20 Minuten verzichtet im Rahmen einer inklusiven Sprache konsequent auf die Nutzung dieser Wörter.
20 Minuten und Tamedia haben in Zusammenarbeit mit Leewas in einer grossen Umfrage (siehe unten) untersucht, wie die Schweizer Bevölkerung zu verschiedenen Ausdrücken steht, die teils als diskriminierend wahrgenommen werden oder Rassismus-Debatten ausgelöst haben. Das sind die Ergebnisse.
«Zigeuner»
Dieses Wort wird nur von 19 Prozent der Befragten nicht mehr genutzt, weil sie es beleidigend finden. 13 Prozent nutzen es selten und 21 Prozent manchmal. 37 Prozent der Befragten nutzen das Wort oft und empfinden es als unproblematisch.
«Mohrenkopf»
Auch diese Bezeichnung ist für viele (46 Prozent) unproblematisch. Weitere 26 Prozent nutzen sie manchmal oder selten, 21 Prozent empfinden sie als Beleidigung und nutzen es nicht.
«Asylanten» statt «Asylsuchende»
Häufig verwendet wird auch dieser Begriff weiterhin: 62 Prozent empfinden das als unproblematisch und nutzen ihn häufig, nur elf Prozent verzichten ganz darauf.
«Eskimo»
55 Prozent nennen die indigenen Völker des nördlichen Polargebiets so und sehen darin kein Problem. Weitere zehn Prozent nutzen den Begriff manchmal und acht Prozent selten. Als beleidigend empfinden 18 Prozent das Wort.
20 Minuten verwendet diese Begriffe nicht mehr
«Krankenschwester»
Fast drei Viertel der Befragten (74 Prozent) geben an, diesen Begriff häufig zu benutzen. Nur sieben Prozent empfinden ihn als altmodisch oder beleidigend.
«Gastarbeiter», «Drittweltland», und «Stewardess»
Ähnlich sieht es bei diesen drei Begriffen aus, die von vielen Betroffenen nicht mehr verwendet werden. 61, 60, respektive 71 Prozent der Schweizer nutzen die Wörter trotzdem häufig. Als beleidigend empfinden das weniger als 15 Prozent der Befragten.
«Jugo»
Anders sieht es bei diesem Begriff aus, der seit dem Ende Jugoslawiens ohnehin wenig Sinn mehr macht: Hier sagt die Mehrheit (34 Prozent), dass sie das Wort nicht verwenden und es auch als beleidigend empfinden. 19 Prozent nutzen es häufig, 27 Prozent manchmal und nur, wenn sie mit bestimmten Personen kommunizieren und zwölf Prozent selten, weil ihnen nicht wohl ist dabei.
Benutzt du diese Ausdrücke noch?
«Fräulein»
Auch dieses Wort fällt heute durch: 36 Prozent empfinden das als abwertend und nutzen es nicht, 26 Prozent sehen damit keine Probleme und nutzen es häufig. Dazu kommen 15 Prozent, die es manchmal benutzen und neun Prozent, die das Wort selten verwenden.
Frauen sensibler als Männer
Auffallend ist bei der Befragung der Geschlechtergraben: Bei allen angefragten Begriffen geben Männer öfter an, sie häufig zu benutzen und als unproblematisch zu sehen. Dasselbe gilt für den Stadt-Land-Graben: Menschen, die auf dem Land wohnen, empfinden die Begriffe weniger häufig als problematisch und verwenden sie öfter.
«Boomer-Männer» sind verletzt
Spannend ist die Auswertung der Frage, wie Männer ab 40 zur Bezeichnung «Boomer-Männer» stehen: Die Mehrheit fühlt sich von diesem Ausdruck verletzt und kreuzte die Antwort «Nur weil ich weiss und etwas älter bin, sagt das noch lange nichts über mein Weltbild aus» an (41 Prozent). Dieser Anteil nimmt mit zunehmendem Alter zu.
«Aus einer Machtposition heraus ist es leicht, das als unproblematisch zu sehen»
Die Umfrage
30’754 Personen aus der ganzen Schweiz haben am 28. und 29. März 2023 an der Umfrage zu Sprache, Geschlecht und zur Diskussionskultur in der Schweiz von 20 Minuten und Tamedia teilgenommen. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit LeeWas durchgeführt. LeeWas modelliert die Umfragedaten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen. Der Fehlerbereich liegt bei 1,0 Prozentpunkten.
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