Steigende Fallzahlen – Die Omikron-Wand kommt – was erwartet uns jetzt?

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Steigende FallzahlenDie Omikron-Wand kommt – was erwartet uns jetzt?

Im Tessin explodieren die Omikron-Zahlen, bald dürfte die Welle auch den Rest des Landes erfassen. Braucht es schweizweit harte Massnahmen oder reicht freiwilliges Einschränken an Silvester? Experten und Expertinnen schätzen ein.

Die Schweiz wird von der Omikron-Welle erfasst. Seit Montag ist klar, dass die neue Variante in der Schweiz dominant ist – nur fünf Wochen nach dem ersten Nachweis im Land.
Im Tessin ist die Omikron-Wand bereits sichtbar: «Die extreme Zunahme der Fallzahlen im Kanton ist definitiv auf die neue Variante zurückzuführen», sagte BAG-Krisenmanager Patrick Mathys am Dienstag. Er rechne damit, dass die Fallzahlen nun auch in anderen Kantonen rasch zunehmen, so Mathys weiter.
Seit Anfang November gibt es in der Schweiz bei Über-65-Jährigen wieder eine Übersterblichkeit. Wie Taskforce-Chefin Tanja Stadler am Dienstag sagte, könne durch Drittimpfungen eine breitflächige Immunität gegen Omikron hergestellt werden. Es ist aber erst rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung geboostert.
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Die Schweiz wird von der Omikron-Welle erfasst. Seit Montag ist klar, dass die neue Variante in der Schweiz dominant ist – nur fünf Wochen nach dem ersten Nachweis im Land.

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

Mitten in der abflachenden Delta-Welle wird die Schweiz von Omikron erfasst. Seit Montag ist klar, dass die neue Variante in der Schweiz dominant ist – nur fünf Wochen nach dem ersten Nachweis im Land. Im Tessin ist die Omikron-Wand bereits sichtbar: «Die extreme Zunahme der Fallzahlen im Kanton ist definitiv auf die neue Variante zurückzuführen», sagte BAG-Krisenmanager Patrick Mathys am Dienstag.

So explodieren die Fallzahlen im Tessin.

So explodieren die Fallzahlen im Tessin.

BAG

Er rechne damit, dass die Fallzahlen nun auch in anderen Kantonen rasch zunehmen, so Mathys weiter. Die Taskforce rechnet in ihren Szenarien mit täglich fast 20'000 neuen Coronafällen in der ersten Januarwoche. Die Luzerner Spitäler warnen vor harten Triage-Entscheiden.

«Preis für Nachlässigkeit»

Seit Anfang November gibt es in der Schweiz bei Über-65-Jährigen wieder eine Übersterblichkeit. Wie Taskforce-Chefin Tanja Stadler am Dienstag sagte, könne durch Drittimpfungen eine breitflächige Immunität gegen Omikron hergestellt werden. Es ist aber erst rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung geboostert.

Für Epidemiologe Andreas Cerny geht die Schweiz deshalb mit einem grossen Handicap in die Omikron-Welle: «Das ist der Preis für die nachlässige Strategie, die wir bisher gefahren haben», sagt er zu 20 Minuten. Am Moncucco-Spital in Lugano, wo Cerny arbeitet, sei die Unsicherheit gross: «Wir sind beunruhigt, wie es jetzt weitergehen könnte.»

Experte fordert Clubschliessungen

Für den Epidemiologen kommt die Ausbreitung von Omikron zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt: «Über die Festtage verbringt man viel Zeit mit der Familie und trifft viele verschiedene Leute.» Aus seiner Sicht wären rasch weitere Kontaktbeschränkungen angebracht: «Es wäre sinnvoll, private Treffen generell auf zehn Personen zu limitieren.»

Derzeit finde das Infektionsgeschehen vor allem innerhalb von Familien statt, so Cerny: «Wegen Schulferien und Festtagen nehmen viele das Virus mit nach Hause.» Man müsse nun möglichst verhindern, dass die Epidemie vom Privaten wieder ins Schul- und Arbeitsleben übergreift: «Darum braucht es rasch umfassende Test- und Schutzkonzepte für die ersten Januarwochen.»

Im Hinblick auf Silvester fordert Cerny ausserdem die Schliessung von Clubs in der ganzen Schweiz. Auch für den Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf ist schnelles Handeln wichtig: «Es braucht jetzt schweizweite Massnahmen», sagt er an der Pressekonferenz.

«Sich einfach einschliessen bringt nichts»

Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri legte am Dienstag den Fokus hingegen auf das persönliche Verhalten: Das beinhalte auch die freiwillige Reduktion von Kontakten. Auch Infektiologe Jan Fehr von der Universität Zürich sagt zu 20 Minuten: «Wichtig ist jetzt, dass sich alle überlegen, wie man auch im kleineren Kreis und mit bewährten Schutzmassnahmen ein schönes Silvester feiern kann.»

Sich vor lauter Angst völlig einzuschliessen bringe nichts, so Fehr: «Wir brauchen auch soziale Kontakte – bei der Pandemiebekämpfung darf nicht nur das Infektionsgeschehen im Fokus stehen.»

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Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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