Schon bald nötig?«Die Schweiz darf nicht auch die vierte Impfung verschlafen»
Laut einer britischen Studie sinkt der Pfizer-Boosterschutz gegen Omikron ab der zehnten Woche auf unter 50 Prozent. Experten fordern den Bund nun auf, Vorbereitungen für eine allfällige vierte Impfung zu treffen.
Darum gehts
Die Omikron-Variante rollt über die Schweiz: In den letzten Tagen breitete sich die neue Virus-Variante rasant aus, in verschiedenen Kantonen ist sie bereits dominant. Doppelt Geimpfte und Genesene infizieren sich beinahe gleich oft mit Omikron wie Ungeimpfte. Zumindest gegen schwere Verläufe sind sie gemäss Fachleuten jedoch besser gewappnet. Einen deutlich besseren Schutz verspricht die Booster-Impfung – im Falle des Pfizer-Boosters jedoch nur kurzfristig, wie ein Bericht der U.K. Health Security Agency zeigt.
«Die Daten aus dem Vereinigten Königreich zeigen, dass der Pfizer-Boosterschutz gegen symptomatische Omikron-Infektionen ab der zehnten Woche auf unter 50 Prozent fällt», warnt der Epidemiologe Dominique de Quervain auf Twitter. «Es bleibt zu hoffen, dass die Schweiz den nächsten Booster diesmal rechtzeitig plant.» Andere Länder sind bereits weiter: Etwa Israel impft bereits erste Risikogruppen zum vierten Mal.
Vorbereitung auf alle Szenarien
«Die Schweiz darf nicht auch eine allfällige vierte Impfung verschlafen», sagt Andreas Faller, Berater in gesundheitspolitischen Fragen. In einer Krise sei es die Aufgabe der Verantwortlichen, sich auf alle Szenarien vorzubereiten. «Es ist daher absolut unerlässlich, dass der Bund die nächste Runde Booster bereits jetzt plant.»
Bestätigten sich erste Berichte, dass Omikron-Infektionen viel milder verlaufen und zu viel weniger Hospitalisationen führen, könne man die Pläne immer noch in der Schublade verschwinden lassen. «Etwas gut Vorbereitetes abzusagen ist immer viel einfacher, als unter hohem Zeitdruck planen und umsetzen zu müssen – das hat man schon bei der schlechten Vorbereitung zur Drittimpfung gesehen», sagt Faller.
Vierte Impfung für Risikopersonen denkbar
Auch Stefan Felder, Gesundheitsökonom an der Universität Basel, sagt: «Fällt der Impfschutz nach dem Pfizer-Booster auf unter 50 Prozent, ist das bedauerlich. In dem Fall könnte bei gefährdeten und älteren Personen eine vierte Impfung angezeigt sein.»
Vorstellbar sei aber auch, dass der Bund jetzt den Moderna-Booster aufgrund des besseren Impfschutzes für Risikopersonen reserviere. «Je nachdem, wie gefährlich Omikron ist, braucht es dann nur noch eine spezifisch an Omikron angepasste Impfung – oder gar keine mehr.» Zum jetzigen Zeitpunkt sei aber wichtig, dass sich möglichst viele Personen mit der dritten Impfung boostern lassen könnten.
«Panik wegen einer Studie macht keinen Sinn»
Dass die Drittimpfung momentan im Fokus liegen soll, sagt auch Daniel Speiser, Immunologie-Professor an der Uni Lausanne. «Gemäss zur Verfügung stehenden Daten verhindert diese schwere Verläufe und Todesfälle zuverlässig.» Gegen Omikron sei der Impfschutz nicht perfekt, vor allem für gefährdete und ältere Personen sei der Booster aber wichtig und werde sicher viele Leben retten, so Speiser.
Um das Gesundheitswesen zu entlasten und einen Shutdown zu vermeiden, sei der kontinuierliche Aufbau des Immunschutzes in der ganzen Bevölkerung wichtig – vor allem bei Ungeimpften, betont der Immunologe. Eine Diskussion über eine allfällige vierte Impfung lohne sich jedoch erst, falls verschiedene Untersuchungen und Studien die entsprechende Wirksamkeit belegten. «Momentan ist es noch zu früh, um abschätzen zu können, ob es eine vierte Impfung brauchen wird», sagt Speiser. «Es macht keinen Sinn, wegen eines einzelnen Berichts aus Grossbritannien jetzt Panik zu verbreiten.»
Bund löst Option auf 7 Millionen weitere Impfdosen ein
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