Zweites Produkt entdecktDas «Fisting»-Backfett gibts nun nur noch bei den Gleitmitteln
Eine laszive Produktbeschreibung auf Digitec Galaxus sorgt weiter für Wirbel. Das «Fisting»-Backfett wird erst Lebens- und dann wieder Gleitmittel. Der Wortschmied nimmt Stellung.
Digitec Galaxus: Bereits bei dem eigentlich als Backfett bekannten Crisco überraschte die Produktbeschreibung als «Gleitmittel fürs Fisting».
IMAGO/DepositphotosDigitec Galaxus: Darum gehts
Digitec Galaxus sorgte mit einer Produktbeschreibung für Crisco für Wirbel. Das Backfett wurde als Gleitmittel für sexuelle Praktiken beschrieben.
Galaxus änderte die Beschreibung nach der Berichterstattung von 20 Minuten mehrfach, kehrte schlussendlich aber zur Originalversion zurück.
Andreas Hungerbühler von Gay-Store.ch, Verfasser der Original-Produktbeschreibung, äussert sich zu den Änderungen.
«Als ich die Angaben genau gelesen habe, lese ich plötzlich den Begriff Fisting – statt Frosting.» Eine Leserin stolperte letzten Donnerstag auf der Suche nach dem Backfett Crisco über dessen Beschreibung als «Gleitmittel» – ein alternativer Verwendungszweck der in der amerikanischen Schwulen-Szene aus den 60er und 70er Jahren aufkam.
Seit 20 Minuten über die aufsehenerregende Produktbeschreibung berichtete, hat diese einige Veränderungen durchgemacht. Die ursprüngliche Produktbeschreibung stammte aus der Feder von Andreas Hungerbühler, Geschäftsführer mehrerer einschlägiger Onlineshops. Gegenüber 20 Minuten erzählt er, wie er die veränderten Produktbeschreibungen sieht.
Denn davon gab es einige Ausgaben. Die anfangs auch in der Kategorie Lebensmittel zu findenden Produkte erhielten bereits vor dem ersten Bericht eine neue Beschreibung. Von Sexualpraktiken war dort keine Spur mehr zu finden. Zwischenzeitlich waren dann die Produkte gar nicht mehr verfügbar. Nun sind sie wieder zurück.
«Wollen das Produkt nicht als Backfett verkaufen»
Wie Hungerbühler aufklärt, stammten die neue Beschreibung vom Onlinehändler selbst. «Galaxus hat die Hoheit über die Produkttexte, deshalb wurde unser initial gelieferter Produkttext für das Produkt Crisco von Galaxus selbst auf die Variante mit dem Verwendungszweck ‹Backen› abgeändert.»
Auch J-Jelly überrascht mit seiner Beschreibung
Wie Hungerbühler erzählt, gibt es noch ein weiteres Produkt mit einer etwas überraschenden Beschreibung. J-Jelly kommt eigentlich aus dem Veterinärbereich, wird dort unter anderem bei der Geburtshilfe angewendet und kommt in Pulverform oder bereits angemischt als Flüssigkeit. Der alternative Name J-Lube lässt verglichen mit Crisco jedoch etwas schneller auf einen alternativen Verwendungszweck verleiten.
Auf Galaxus liest sich ziemlich direkt, wofür es aus Sicht des Verkäufers gedacht ist. «J-Jelly ist ein geruchs- und geschmacksneutrales, sehr glitschiges, fettfreies Gleitmittel auf Basis des bekannten Pulvers und kann, ohne Flecken zu hinterlassen, rückstandslos entfernt werden.»
Wie Hungerbühler ausführt, sollten Schwulen-Gleitmittel aber keinesfalls bloss auf Backfett oder tiermedizinische Mittel reduziert werden. Beide Mittel seien aus einem Mangel an Alternativen entstanden. Mittlerweile gebe es natürlich aber ein breites, modernes Sortiment an wasser- und silikonbasierten Gleitmitteln.
Dass Galaxus den zweiten Verwendungszweck ausgelassen hat, findet Hungerbühler fragwürdig. «Wir von Gay-Store.ch möchten das Produkt nicht als Backfett verkaufen, sondern als Hilfsmittel für schwulen Anals**.» In der Schwulen-Szene in der Schweiz sei Crisco vor allem bei den älteren Generationen noch gut als günstiges und praktisches Hilfsmittel bekannt.
Ein Happy End für Crisco
«Irreführende oder verschleierte Verwendungszwecke sind unserer Meinung und Erfahrung nach hinderlich für eine ehrliche und faire Aufklärung für mündige Bürger», so Hungerbühler. Das Thema schwuler Anals** sei in der Schweiz – «leider» – immer noch ein Tabu-Thema.
Zu Hungerbühlers Glück hat auch Galaxus mittlerweile eingelenkt. «Da waren wir effektiv etwas übereifrig», so ein Sprecher. Da die Produkte nun nur noch in der Kategorie Gleitmittel zu finden sind, «wurden die Produktbeschreibungen wieder mit dem Verwendungszweck bei Sexualpraktiken live geschaltet» – inklusive «Fisting».
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