Archäologische Sensation: Sitzende Gallier in Frankreich entdeckt

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DijonWarum sitzen die Skelette?

Im Stadtzentrum von Dijon haben Archäologinnen und Archäologen 13 Rundgräber mit darin sitzend bestatteten Galliern entdeckt. Diese ungewöhnliche Form der Bestattung wirft Fragen auf.

Dieses Skelett ist über 2000 Jahre alt. Es stammt von einem Gallier.
Archäologen haben dieses und zwölf weitere im Stadtzentrum von Dijon entdeckt.
Neben der runden Form des Grabes ist auch die sitzende Haltung der Skelette besonders.
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Dieses Skelett ist über 2000 Jahre alt. Es stammt von einem Gallier.

Hervé Laganier/Inrap

Darum gehts

  • Archäologinnen und Archäologen haben auf einem Schulgelände in Dijon 13 Rundgräber mit sitzend bestatteten Galliern entdeckt.

  • Die Skelette stammen aus der Latènezeit und sind über 2000 Jahre alt.

  • Die Verstorbenen wurden mit Blick nach Westen und stark gebeugten Beinen beerdigt.

  • Die ungewöhnliche Bestattung wirft Fragen auf – solche Funde sind sehr selten.

  • Möglicherweise gehörten die Personen zu einer Elite oder hatten eine besondere Rolle in ihrer Gesellschaft.

Einzeln begraben, sitzend und den Blick Richtung Westen gerichtet: Die gallischen Skelette, die Archäologinnen und Archäologen des französischen Archäologie-Instituts Inrap mitten in der französischen Stadt Dijon entdeckt haben, stellen die Fachleute vor ein Rätsel: Wer sind die Verstorbenen? Und warum wurden sie so bestattet? Bislang gibt es nur Anhaltspunkte, aber keine Antworten.

Die 13 Gallier-Gräber wurden mitten in Dijon entdeckt.

Die 13 Gallier-Gräber wurden mitten in Dijon entdeckt.

Google Earth Pro

Gräber zuerst für Silos gehalten: Entdeckung war eine Überraschung

Die in Rundgräbern bestatteten sterblichen Überreste, die laut dem Inrap-Team aus der Latènezeit (ca. 450 v. Chr. bis in die Zeit um Christi Geburt) stammen, wurden im Dezember 2024 unter der Josephine-Baker-Primarschule in Dijon entdeckt, die derzeit umgestaltet wird.

Dass sie auf Gräber gestossen waren, war den Archäologinnen und Archäologen beim Fund der ersten Knochen nicht klar. «Denn Grabgruben waren immer eher länglich oder rechteckig», so die Archäoanthropologin Annamaria Latron zu Sciencesetavenir.fr. Deshalb habe der wissenschaftliche Leiter der Grabungen, Hervé Laganier, zunächst an ein Silo gedacht, in dem sich einzelne Knochen befinden. Doch er irrte: Das Team hatte vollständige Skelette entdeckt. Insgesamt 13 Stück in 13 Rundgräbern, die auf einer Länge von etwa 25 Metern von Norden nach Süden ausgerichtet sind.

Rund statt eckig: Die Form der Gräber führte den wissenschaftlichen Leiter der Ausgrabungen in Dijon zunächst auf eine falsche Fährte.

Rund statt eckig: Die Form der Gräber führte den wissenschaftlichen Leiter der Ausgrabungen in Dijon zunächst auf eine falsche Fährte.

Hervé Laganier/Inrap

«Beine sind stark gebeugt, oft asymmetrisch»: Spezielle Haltung und Ausrichtung

Wer genau mitten im heutigen Zentrum von Dijon begraben liegt, ist unklar. Bisher ist nur bekannt, dass es sich bei den Verstorbenen um erwachsene Personen handelt, die vor über 2000 Jahren in identischer Weise, auf dem Boden der Grube sitzend, mit dem Rücken an der Ostwand der Grube lehnend und nach Westen blickend bestattet wurden, schreibt Inrap. Die Arme der Verstorbenen ruhten neben der Brust, ihre Hände lagen in der Nähe des Beckens oder der Oberschenkelknochen. «Ihre Beine sind stark gebeugt, oft asymmetrisch», heisst es weiter.

Hintergründe liegen noch im Dunkeln

Warum die Menschen damals auf diese ungewöhnliche Weise bestattet wurden, ist nicht bekannt. Üblicherweise wurden die Toten auch in der damaligen Zeit liegend bestattet. Bisher seien nur etwa ein Dutzend archäologische Stätten mit rund 50 «sitzenden» Verstorbenen bekannt, so Inrap.

«Diese Bestattungen erinnern an eine Praxis, die wahrscheinlich für bestimmte Personen gedacht war.»

aus der Inrap-Mitteilung

«Neun dieser Stätten befinden sich in Frankreich, eher in der nördlichen Hälfte des ehemaligen Galliens, und drei liegen in der Nähe von Genf», erklärt Latron. Laut dem Institut liegen alle diese Gräber in der Nähe von Adelssiedlungen oder sogar Heiligtümern oder Kultstätten, abseits von Nekropolen. «Diese Bestattungen erinnern an eine Praxis, die wahrscheinlich für bestimmte Personen gedacht war.»

Ob es sich bei den 13 Verstorbenen um Mitglieder dominanter Familien, Krieger, Vorfahren oder Personen, die mit der politischen oder religiösen Sphäre verbunden waren, handelt, sei unklar. «Es ist noch zu früh, um Rückschlüsse zu ziehen», so Inrap.

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Einzelnes Schmuckstück gibt Alter der Skelette preis

Trotz der vielen offenen Fragen ist sich das Team punkto Alter der Skelette sicher. Dies dank eines Armreifs aus schwarzem Stein: «Dieses Schmuckstück ermöglichte uns, das Grab und damit auch die Grabanlage auf die Zeit zwischen 300 und 200 v. Chr. zu datieren», so Latron zu Sciencesetavenir.fr. Ein Glücksfall, denn weitere Grabbeigaben konnten nicht gefunden werden.

Die Archäologinnen und Archäologen berichten von der Entdeckung auf ihrer Website.

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