Domodossola (I)«Man tut so etwas, weil man es kann»
Ein 26-Jähriger vergewaltigte in Domodossola nahe der Schweizer Südgrenze eine Obdachlose. Laut Experten könnten fehlende Sicherheitsmassnahmen eine Rolle gespielt haben.
Auf Aufnahmen von Überwachungskameras ist der Ablauf der Tat und das Eingreifen des Touristen zu sehen.
20minDarum gehts
In der Nacht auf Sonntag vergewaltigte ein 26-jähriger Senegalese nahe der Schweizer Grenze eine 60-jährige Randständige, die im Bahnhof übernachten wollte.
Offenbar hatte derselbe Täter sich Tage zuvor schon einmal an der Frau vergangen.
Beim zweiten Mal schlug ein chinesischer Tourist Alarm, der Mann konnte verhaftet werden.
Wie es zu so einer Tat kommen konnte, erklären ein Migrationsforscher und ein forensischer Psychiater.
Im italienischen Domodossola, nahe des Grenzübergangs zur Schweiz, kam es in der Nacht auf Sonntag zu einer brutalen Vergewaltigung: Ein 26-jähriger Senegalese zerrte eine 60-jährige Randständige aus dem Bahnhof in einen nahegelegenen Keller und vergewaltigte sie dort. Ein chinesischer Tourist, der dort gestrandet war, informierte die Polizei, die den Täter noch während der Tat verhaften konnte.
Der forensische Psychiater Thomas Knecht sagt, dass solche Taten in der Regel eine reine Machtdemonstration darstellen und aus zwei Gründen verübt würden: «Erstens, weil man es kann. Es war kein Apparat, keine Behörde oder Person da, die das in diesem Moment verhindert hätte. Und zweitens, weil der Mann offenbar einen ungestillten Sexualtrieb hatte.»
«Solche Aggression ist durch nichts zu entschuldigen»
Knecht stellt klar: «Es handelt sich um einen feindseligen Akt, um eine Aggression, die mit nichts zu entschuldigen ist. Ein so gelagertes Delikt hat ähnliche Züge wie ein Raubüberfall: Der Täter nimmt sich etwas vom Opfer, auch wenn es hier nichts Materielles ist.»
Das 60-jährige Opfer sei vom Täter wohl als schutzlos, unbegleitet und physisch unterlegen beurteilt worden. «Auch wenn sie vom Alter her möglicherweise nicht in das übliche Beuteschema des Täters gepasst hat: Ist der Notstand, das Verlangen nach Sex, gross genug, ist der Täter nicht mehr wählerisch.»
«Nicht automatisch auf die Thematik der Migration zurückzuführen»
Gianni D’Amato, Migrationsexperte an der Universität Neuenburg, sagt: «Es handelt sich hier um einen jungen Mann, der offenbar das Gefühl hatte, mit der älteren, wehrlosen Frau tun zu können, was er will. Und das gleich zweimal. Das ist mit nichts zu rechtfertigen. Es soll keinesfalls relativierend wirken, aber allein aufgrund des Ortes des Geschehens an einem Grenzübergang und der Herkunft des Mannes aus dem Senegal kann man das Verbrechen nicht automatisch auf die Thematik der Migration zurückführen.»
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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