Das bedeutet Donald Trump als US-Präsident für die Schweiz

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US-Wahlen«Langfristig drohen Jobverluste»: Das bedeutet Trump für die Schweiz

Donald Trump wird wieder US-Präsident. Das hat Folgen für die Schweizer Wirtschaft. So geht es nun weiter.

Donald Trump hat die Präsidentschaftswahlen in den USA gewonnen. Im Januar wird er neuer US-Präsident.
Das betrifft auch die Schweiz: Während die Pharmaindustrie profitiert, sind Jobs in exportorientierten Branchen gefährdet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweizerische Nationalbank mit Devisenmarktinterventionen in den Markt eingreifen muss, ist mit der Wahl von Trump gesunken.
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Donald Trump hat die Präsidentschaftswahlen in den USA gewonnen. Im Januar wird er neuer US-Präsident.

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Donald Trump: Darum gehts

  • Die Schweizer Pharmaindustrie dürfte von Trumps Sieg profitieren.

  • Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz könnte aber sinken.

  • So könnte es auch zu einem Abbau von Jobs kommen.

Donald Trump kann sich erneut als Präsident der USA feiern lassen. Das hat bereits Auswirkungen auf die Märkte – auch in der Schweiz. Was sind die kurz- und langfristigen Folgen der Trump-Wahl? Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz, nimmt Stellung.

Unsicherheit auf Märkten ist weg

Kurzfristig sei die Trump-Wahl für die Wirtschaft positiv, sagt Geissbühler auf Anfrage. So verschwinde die Unsicherheit an den Märkten, die im Vorfeld für Zurückhaltung an den Börsen sorgte.

Donald Trumps Sieg beseitigt die Unsicherheit auf den Märkten - zumindest kurzfristig.

Donald Trumps Sieg beseitigt die Unsicherheit auf den Märkten - zumindest kurzfristig.

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Schweizer Börse reagiert positiv – in China ist es umgekehrt

Der Swiss Market Index (SMI) ist heute Morgen grün: Er legte im frühen Handel rund 1,4 Prozent zu. Die wichtigen US-Indizes Dow Jones Industrial und Nasdaq 100 notieren vorbörslich etwa zwei Prozent höher.

Die Anleger rechneten damit, dass die von Trump angekündigten Steuersenkungen und Deregulierungen die Märkte beflügeln, sagt Geissbühler.

Weniger positiv sieht es in Asien aus: Hongkongs Hang-Seng-Aktienindex ist um gut zwei Prozent gesunken, was mit Angst vor Zöllen zu tun haben dürfte.

Novartis und Roche profitieren

Freuen über einen Sieg von Trump dürfte sich die Schweizer Pharmaindustrie, denn seine Konkurrentin Kamala Harris versprach tiefere Preise für Medikamente und eine stärkere Regulierung der Branche. Für Firmen wie Novartis und Roche wäre das ein Risiko gewesen, sagt Geissbühler.

Pharmaunternehmen wie Novartis und Roche dürften von Donald Trumps Sieg profitieren.

Pharmaunternehmen wie Novartis und Roche dürften von Donald Trumps Sieg profitieren.

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So bewegt sich der Franken

Der US-Dollar ist gegenüber dem Franken und dem Euro erstarkt. Ein US-Dollar kostet aktuell rund 0.875 Franken, rund einen Rappen mehr als am Dienstagabend. Da die Unsicherheit an den Märkten gerade sinkt, sei der Franken als sicherer Hafen nun weniger gefragt, sagt Geissbühler – zumindest kurzfristig. So sinke auch die Wahrscheinlichkeit, dass die SNB mit Devisenmarktinterventionen in den Markt eingreifen müsse.

Schweizer Exportindustrie könnte leiden

Leiden könnte die Schweizer Exportindustrie – vor allem, wenn Trump die angekündigten Zölle umsetzt. Für Unternehmen, die in der Schweiz produzieren und in die USA exportieren, wären die Zölle klar negativ. Sie wären so gegenüber US-Firmen weniger konkurrenzfähig. «Viele Schweizer Unternehmen produzieren aber auch in den USA», sagt Geissbühler. Sie könnten so den negativen Effekt der Zölle zumindest zum Teil abfedern.

Schweizer Unternehmen, die viel in die USA exportieren, könnten unter dem Sieg von Donald Trump leiden.

Schweizer Unternehmen, die viel in die USA exportieren, könnten unter dem Sieg von Donald Trump leiden.

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Sind Schweizer Jobs gefährdet?

«Setzt Trump die Zölle konsequent um, könnte das der Schweiz rund ein halbes Prozent Wachstum kosten», sagt Geissbühler. Raiffeisen prognostizierte für 2025 bisher ein Plus des Schweizer Bruttoinlandprodukts um gut ein Prozent.

Wie siehst du die Auswirkungen von Donald Trumps Präsidentschaft auf die Schweizer Wirtschaft?

Bleibt das Wachstum aus, könnte das zu einem Wegfall von Jobs in der Schweiz führen, vor allem bei exportorientierten Schweizer Firmen, so Geissbühler. In Deutschland sehen Wirtschaftsexperten wegen Trump gar 150'000 Jobs bedroht, wie «Bild» schreibt.

In den USA droht eine höhere Inflation

Komme es zu Steuersenkungen, könnte der Konsum in den USA anziehen, sagt Geissbühler. Führe Trump auch die versprochenen Zölle ein, dürfte die Inflation in den USA wieder ansteigen.

Setzt Donald Trump seine Zollpläne um, würden sich viele Produkte in den USA wohl stark verteuern, was die Inflation wieder ankurbeln könnte.

Setzt Donald Trump seine Zollpläne um, würden sich viele Produkte in den USA wohl stark verteuern, was die Inflation wieder ankurbeln könnte.

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So hätte die US-Notenbank weniger Spielraum, um den Leitzins weiter zu senken. Dies würde den Aufwertungsdruck auf den Franken reduzieren, weil so die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Schweiz nicht weiter sinken würde.

Gold verliert an Wert

Der Goldpreis ist dieses Jahr um mehr als 30 Prozent gestiegen. Nun ist er gegenüber dem US-Dollar wieder um über ein halbes Prozent gefallen. Kurzfristig beflügle die Trump-Wahl den US-Dollar, sagt Geissbühler.

Mittelfristig werde Gold aber gefragt bleiben. Die Wahl von Trump könnte auch zu neuen Handelskonflikten führen, was die Nachfrage nach Gold wohl weiter ankurbeln würde.

Bitcoin schnellt nach oben

Positiv entwickelt hat sich der Bitcoin: In der Nacht auf heute gabs ein neues Rekordhoch. Ende Juni versprach Trump, als US-Präsident dafür zu sorgen, dass die USA beschlagnahmte Krypto-Assets nicht mehr verkaufe. Stattdessen soll das Land eine «strategische Bitcoin-Reserve» aufbauen.

Ob Trump dieses Versprechen hält, ist unklar. Er werde sich wohl zuerst auf die Grenzsicherung, die Zölle und auf Steuersenkungen konzentrieren, sagt Geissbühler: «Krypto steht für Trump sicher nicht zuoberst auf der Prioritätenliste.»

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