Dozent lobte TerrorHamas-Freund an Uni Bern freigestellt – auch Institutsleiterin soll gehen
Ein Berner Dozent verherrlichte den Terror der Hamas. Nachdem ein weiterer antisemitischer Tweet auftauchte, stellt ihn die Uni jetzt frei. Auch die Institutsleiterin soll den Sessel räumen.
Darum gehts
Die Terrororganisation Hamas hat am 7. Oktober mehrere Ziele in Israel angegriffen. Dabei starben Hunderte Zivilistinnen und Zivilisten.
Daraufhin hat ein Berner Dozent zwei Tweets abgesetzt, welche auf Social Media für Empörung sorgten.
Am Mittwoch hat die Uni Bern den Mitarbeitenden mit sofortiger Wirkung freigestellt.
Von verschiedenen Seiten wird nun auch die Entlassung der Institutsleiterin gefordert.
Seine Reaktion auf den Angriff auf Israel sorgt für Entsetzen: «Danke dem palästinensischen Widerstand für das beste Geschenk vor meinem Geburtstag», tweetete ein Dozent des Instituts für Studien zum Nahen Osten am Abend des 7. Oktobers. Gleichentags hatte die Terrororganisation Hamas Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten getötet und verschleppt. 20 Minuten machte den Fall diese Woche publik, am Mittwoch schaltete sich die Berner Justiz ein. Wenig später teilte die Uni Bern mit, dass sie den Dozenten «bis zur abschliessenden Klärung der Konsequenzen» freistelle.
Antisemitischer Tweet aufgetaucht
Die Uni reagierte damit auf die wachsende Kritik auch aus Wissenschaftskreisen. So bezichtigte Nahost-Experte Daniel Rickenbacher den Dozenten der jahrelangen Verbreitung von Antisemitismus. Zum Beweis legt er einen älteren Tweet vor, in dem der Ägypter schrieb: «I didn’t say: ‹Gas the Jews!› I said: ‹A glass of juice!›» (Ich habe nicht gesagt: «Vergast die Juden!» Ich sagte:«Ein Glas Saft.»). Darunter war der Name Adolf Hitlers und der Hashtag «kopiert».
Als Reaktion auf den Screenshot hatte sich auch die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Saïda Keller-Messahli zu Wort gemeldet: «Die Leitung der Uni Bern muss jetzt klare Kante zeigen und handeln. Ausreden sind in diesen betrüblichen Zeiten inakzeptabel.» Auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund hatte in einem Brief an den Dekan «harte personalrechtliche Konsequenzen gefordert.»
Auch die Institutsleiterin soll gehen
Zunehmend in die Kritik gerät aber auch die Leiterin des Instituts, Serena Tolino. Diese ist zugleich die Partnerin des freigestellten Dozenten. Der Vorwurf: Sie habe sich nicht von ihrem Mitarbeiter distanziert. Gegenüber 20 Minuten sagte sie, sie betrachte die beiden Tweets als «inopportun». Nach der Analyse der anderen Tweets sei sie jedoch zum Schluss gekommen, dass den fraglichen Posts «keine antisemitische Intention» zugrunde liege. In einer später von «der Institutsleitung» unterzeichneten Mitteilung distanziert man sich von der Formulierung und dem Inhalt der Nachrichten. Eine Anfrage an Serena Tolino am Mittwoch blieb unbeantwortet.
Der bekannte Gerichtspsychiater Frank Urbaniok empört sich auf X (vormals Twitter) insbesondere am Ausdruck «inopportun»: «Dieser Begriff ist fast ebenso schlimm wie die an Widerlichkeit schwer zu überbietenden Tweets ihres Gatten.» Auch Johannes Saal, Postdoktorand der Uni Luzern, ist über das Statement der Institutsleiterin schockiert: Die Aussagen kämen einer Relativierung gleich, sagt er gegenüber 20 Minuten. «Natürlich hatte der Mord, die Vergewaltigung, Schändung und Entführung von Hunderten mehrheitlich jüdischen Menschen und somit auch deren Glorifizierung eine antisemitische Intention», sagt er gegenüber 20 Minuten. Er fordert deshalb: Das Tun von Frau Tolino und ihrem Institut müsse von einer unabhängigen Stelle geprüft werden.
Dem stimmt SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner zu: «Angesichts dessen, dass es sich nicht um den ersten solchen Tweet des Mitarbeitenden handelt und sich die Institutsleiterin nicht klar davon distanziert, denke ich, dass Frau Tolino für die Uni Bern nicht mehr tragbar ist.»
«Gleich beide sollen entlassen werden»
Inzwischen ist der Fall auch in der Politik ein Thema. Der Berner Jungpolitiker Sascha Zbinden etwa fordert, dass man neben dem Dozenten auch die Leiterin entlasse. Eine Forderung, der sich zahlreiche X-User anschliessen.
Zu möglichen Massnahmen für die Institutsleiter äussert sich die Uni Bern zurückhaltend: «Gegenwärtig werden die Prozesse am Institut abgeklärt», sagt Sprecherin Nathalie Matter.
Dozent verteidigte sich
Auf Anfrage von 20 Minuten hat sich auch der Berner Dozent am Montag zu seinen veröffentlichen Inhalten geäussert: «Es tut mir leid, wenn diese beiden einzelnen Tweets von mir diese Assoziationen hervorgerufen haben.» In seinen anderen Posts werde klar, «dass ich immer Gewalt gegen Zivilisten und Angriffe gegen Juden und Jüdinnen scharf kritisiert habe». Erst am Sonntag habe er etwa den Angriff auf israelische Touristen in Alexandria verurteilt, argumentiert er. «Ich lehne aus ideologischen Gründen die Politik der Hamas und ähnlicher Gruppen grundsätzlich ab.»
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Antisemitismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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