«Bestes Geschenk»Berner Uni-Dozent verherrlicht Hamas-Terror in Tweet
Ein Mitarbeiter am Institut für Islamwissenschaft der Uni Bern lobt auf Social Media den Grossangriff der Hamas auf Israel. Islamverbände und -expertinnen zeigen sich empört.
Darum gehts
Die radikalislamische Hamas tötete und entführte am 7. Oktober 2023 – am jüdischen Feiertag Simchat Tora – Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten.
Am selben Tag veröffentlichte ein Dozent der Uni Bern zwei Tweets, in denen er im Zusammenhang mit dem Grossangriff von einem «Geschenk» spricht.
Islamexpertinnen und Islamexperten stufen die Posts als klar terrorismusverherrlichend ein.
Die Universität Bern kündigt disziplinarische Massnahmen gegen ihren Mitarbeiter an.
Der Mann macht keinen Hehl daraus, wo seine Sympathien liegen: Am 7. Oktober, als die radikalislamische Hamas ihre Terroroffensive gegen Israel startete, bedankte er sich auf X (vormals Twitter) beim palästinensischen Widerstand und sprach vom «besten Geschenk, das ich vor meinem Geburtstag bekommen habe». In einem weiteren Post kommentierte er auf Hebräisch ein Video, das den Überfall dokumentiert, mit den Worten «Shabbat Shalom» («Friede sei Sabbat»), einem gängigen jüdischen Sabbat-Gruss. Zur Erinnerung: Ihren Grossangriff, bei dem Hunderte israelische Zivilistinnen und Zivilisten getötet und entführt worden sind, lancierte die Hamas am jüdischen Feiertag Simchat Tora.
Pikant: Der User arbeitet seit 2020 an der Universität Bern. Er ist Dozent am Institut für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften. Der aus Nordafrika stammende Mitarbeiter ist zudem mit der Institutsleiterin Serena Tolino liiert, wie Recherchen von 20 Minuten zeigen.
«Unterstützung der terroristischen Attacke»
Bei Islamverbänden und Islamkennerinnen sorgen die Tweets für Bestürzung. Als «total primitiv und geschmacklos» bezeichnet sie etwa die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Saïda Keller-Messahli: «Wie sich hier jemand freut, dass Hunderte Menschen niedergemetzelt worden sind, schockiert mich und macht mich sprachlos.» Die Posts seien zudem klar als «Unterstützung der terroristischen Attacke und Ermutigung zu Gewalt» zu verstehen, so die Islamismus-Expertin.
Gerade als Hochschullehrer, der eine Vorbildfunktion gegenüber seinen Studentinnen und Studenten habe, handle der Mann höchst verantwortungslos, so Keller-Messahli weiter. Für die Universität sei er daher nicht länger tragbar: «Wer menschenverachtende Ansichten vertritt, hat an einer Uni nichts zu suchen. Ich würde diesem verkappten Islamisten fristlos kündigen.»
Uni kündigt Konsequenzen an
«Ich bin bestürzt», sagt auch Önder Günes, Vorstandspräsident der Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS). «Wenn Gewalt verherrlicht wird und Angriffe auf Zivilisten beklatscht werden, dann ist das aufs Schärfste zu verurteilen. Es kann nicht sein, dass eine Aktion, bei der Menschen sterben, aus selbsthergeleiteten Gründen als gerechtfertigt eingestuft wird.»
Für Günes sind die Tweets klar gewaltverherrlichend. «Mitgefühl für die Menschen, die in einer schwierigen Situation sind, auch im Gazastreifen, ist verständlich. Aber diese Emotionen dürfen niemals als Rechtfertigung eines Angriffs auf unbeteiligte Menschen genutzt werden.» Die Universitätsleitung müsse nun dringend das Gespräch mit ihrem Angestellten suchen, fordert der FIDS-Präsident. Denn: «Auf diese Weise sollte man sich nicht so äussern dürfen – vor allem in so einer Funktion geht das nicht.»
Tatsächlich könnte es für den Dozenten bald ungemütlich werden. Denn auch die Universität Bern hält die Inhalte seiner Tweets für «inakzeptabel», wie die Medienstelle verlauten lässt. Man distanziere sich von jeglicher Art von Gewalt und deren Unterstützung, schreibt die Uni – und kündigt Konsequenzen an: Der Vorfall werde «auf jeden Fall eine disziplinarische Massnahme nach sich ziehen», da sich der Betroffene «nicht gemäss den einschlägigen Richtlinien der Universität Bern verhalten» habe.
«Lehne Politik von Hamas ab»
Rückendeckung erhält der Uni-Angestellte indes von seiner Vorgesetzten und Ehefrau Serena Tolino. Zwar erachte auch sie – sowohl als Direktorin des Instituts als auch persönlich – die beiden Tweets als «inopportun», wie sie in ihrer Stellungnahme einräumt. Nach der Analyse der anderen Tweets sei sie jedoch zum Schluss gekommen, dass den fraglichen Posts «keine antisemitische Intention» zugrunde liege. «Im Gegenteil, der Mitarbeiter setzt sich sehr kritisch mit Hamas und Terrorismus auseinander», schreibt Tolino.
Dies beteuert auch ihr Gatte. «Es tut mir leid, wenn diese beiden einzelnen Tweets von mir diese Assoziationen hervorgerufen haben», hält der Dozent in seinem kurzen Statement gegenüber 20 Minuten fest. In seinen anderen Posts werde klar, «dass ich immer Gewalt gegen Zivilisten und Angriffe gegen Juden und Jüdinnen scharf kritisiert habe». Erst am Sonntag habe er etwa den Angriff auf israelische Touristen in Alexandria verurteilt, argumentiert er. «Ich lehne aus ideologischen Gründen die Politik von Hamas und ähnlicher Gruppen grundsätzlich ab.»
Wie diese Positionierungen mit den beiden Tweets, die der Dozent kurz nach der Anfrage von 20 Minuten gelöscht hat, in Einklang zu bringen sind, geht aus seiner Stellungnahme freilich nicht hervor.
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