Ukraine-KriegUSA und Russland beschuldigen sich gegenseitig wegen Drohnen-Crash
Erstmals seit Monaten telefonieren die Verteidigungsminister beider Staaten wieder miteinander.
Darum gehts
Am Dienstag ist eine US-Drohne ins Schwarze Meer gestürzt – sie sei zuvor bei einem Zusammenstoss mit einem Kreml-Kampfjet am Propeller beschädigt worden.
Am Mittwoch telefonierte der US-Verteidigungsminister mit seinem russischen Amtskollegen.
Beide warfen sich gegenseitig vor, die Drohne zum Absturz gebracht zu haben.
Ein Zwischenfall zwischen einer US-Drohne und russischen Kampfflugzeugen über dem Schwarzen Meer hat neue Sorgen vor einer Eskalation im Ukraine-Konflikt geschürt. Beide Seiten machten sich am Mittwoch gegenseitig dafür verantwortlich, dass die Drohne zerstört wurde. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin telefonierte deshalb auch erstmals seit Monaten wieder mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu – ein Signal, wie ernst beide Staaten den Zwischenfall einschätzen.
Russische Kampfflugzeuge hatten am Dienstag versucht, die Drohne vom Typ MQ-9 Reaper abzufangen. Nach US-Angaben geschah dies in internationalem Luftraum. Ein russischer Su-27-Kampfjet habe dabei den Propeller der Drohne berührt, die daraufhin gezielt zum Absturz gebracht worden sei. Russland sprach dagegen von einem scharfen Manöver der Drohne, das zu ihrem Absturz geführt habe. Die russischen Maschinen hätten die Drohne nicht berührt und auch keine Waffen eingesetzt.
«Es gibt vermutlich nicht viel zu bergen»
Noch sei unklar, ob Russland wirklich das Ziel gehabt habe, einen Absturz der Drohne herbeizuführen, sagte US-Generalstabschef Mark Milley am Mittwoch, bevor er mit seinem russischen Amtskollegen Waleri Gerassimow telefonierte. Dass die russischen Kampfjets den Auftrag erhalten hätten, die Drohne abzufangen, und sie auch berührt hätten, sei aber klar. Milley sagte, die Drohne sei nach dem Absturz in eine Meerestiefe von 1200 bis 1500 Meter gesunken und sei vermutlich zerbrochen. «Es gibt vermutlich nicht viel zu bergen.» Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, hatte zuvor erklärt, Russland wolle die Überreste der 32 Millionen Dollar teuren Drohne an die Oberfläche bringen. Russische Schiffen waren nach US-Informationen bereits vor Ort.
Patruschew sagte, der Zwischenfall sei ein erneuter Beleg dafür, dass die USA direkt in den militärischen Konflikt um die Ukraine verwickelt seien. Das russische Verteidigungsministerium erklärte nach dem Telefonat mit Austin, Schoigu habe seinem Gegenüber klar gemacht, dass die USA den Zwischenfall provoziert hätten, indem sie russische Flugbeschränkungen ignoriert hätten. Russland werde auf jegliche Provokationen entsprechend reagieren. Ähnliche Vorwürfe hatte zuvor bereits der russische Aussenminister Sergej Lawrow vorgebracht. «Jegliche Zwischenfälle, die eine Konfrontation zwischen den zwei grossen Mächten provozieren können, den beiden grössten Atommächten, verursachen sehr hohe Risiken», sagte er.
USA beschuldigt Russland
Austin sagte, der Zwischenfall sei Resultat eines von vielen aggressiven, riskanten und unsicheren Manövern russischer Piloten. Die USA würden überall dort weiter fliegen, wo internationales Recht dies zulasse. «Wir nehmen jedwedes Potenzial für eine Eskalation sehr ernst. Und deshalb ist es glaube ich wichtig, die Kommunikationskanäle offen zu halten.» Einzelheiten zu seinem Gespräch mit Schoigu wollte er nicht nennen. Auch das Gespräch der Generalstabschefs werde nicht öffentlich gemacht, sagte ein Sprecher des US-Generalstabs.
Austin und Schoigu hatten zuletzt im Oktober zweimal innerhalb von drei Tagen gesprochen, als schon einmal die Gefahr einer Eskalation hoch war. Schoigu hatte damals der Ukraine vorgeworfen, den Einsatz einer schmutzigen Bombe zu planen, was die USA als Vorwand Russlands sahen, selbst eine Eskalation herbeizuführen.