Eine Fast Fashion Mülldeponie ist jetzt aus dem All sichtbar

In der Atacama-Wüste ist inzwischen aus dem All sichtbar, wie wenig nachhaltig die Modeindustrie funktioniert.

In der Atacama-Wüste ist inzwischen aus dem All sichtbar, wie wenig nachhaltig die Modeindustrie funktioniert.

AFP/Martin Bernetti
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Chilenische WüsteDiese Fast-Fashion-Mülldeponie ist sogar aus dem All sichtbar

Der Müllberg aus Fast Fashion in der Atacama-Wüste in Chile ist inzwischen so gross, dass er aus dem Weltall sichtbar ist. Einige Marken finden sich auf den Mülldeponien besonders oft.

Der Hype um Fast Fashion bringt nicht nur einen übervollen Kleiderschrank, sondern sorgt besonders in der Umwelt für prekäre Zustände. Die Modeindustrie ist weltweit für schätzungsweise zehn Prozent der globalen CO2-Emmissionen verantwortlich und sorgt für riesige Müllberge. Besonders sichtbar sind diese Konsequenzen in der Atacama-Wüste in Chile

Müllberg vom All ersichtlich

In der Atacama-Wüste Chiles wird tonnenweise Kleidermüll deponiert – inzwischen sind es über 60’000 Tonnen. Die Mülldeponie ist mittlerweile so gross, dass sie auf Satellitenbildern aus dem Weltall zu sehen ist. Auf der Deponie landet so viel Fast-Fashion-Müll, dass die Vereinten Nationen die Situation als «ökologischen und sozialen Notfall für den Planeten» bezeichnen. 

«Jede Sekunde eine LKW-Ladung Altkleider entsorgt oder verbrannt»

Die Kleidung, die in der Wüste Chiles landet, kommt zum Grossteil aus Europa, Asien und Nordamerika. Die NGO Ekō und die chilenische Gruppe Desierto Vestido haben eine Deponie in der chilenischen Stadt Alto Hospicio untersucht.

Besonders oft wurden dabei Kleidungsstücke von Old Navy, H&M, Adidas und Levi’s gefunden. Laut der Zeitung «Metro» fanden sich daneben auch «Marken wie Zara, Hugo Boss, Under Armour, Tommy Hilfiger, Nike und viele mehr». Laut dem Magazin «Atmos Earth» soll sogar Chanel auf den Deponien landen. Dabei sind rund 85 Prozent der Kleidungsstücke ungetragen.

Laut der amerikanischen Public Interest Research Group stammt ein Grossteil der Bekleidungsabfälle von den Herstellern, die zu viel Kleidung produzieren und für ihre Textilien synthetische Fasern nutzen, die nicht recycelt werden können. Auch die Einzelhändler tragen zum Problem, indem ihr unverkauftes Angebot auf Deponien landet.

Wie lange trägst du deine Kleidung, bis du dich von ihr trennst?

Zwischen 2000 und 2014 hat sich die Bekleidungsproduktion verdoppelt. Konsumentinnen und Konsumenten kaufen bis zu 60 Prozent mehr Kleidung, wie der «Business Insider» schreibt, tragen diese aber nur halb so lange. Im vergangenen Jahr sind in der Region laut chilenischer Zollstatistik 44 Millionen Tonnen Kleidung aus Europa, Asien und Nordamerika angekommen. Was nicht für den Secondhand-Handel gekauft werden kann, landet auf der Deponie. «National Geographic» schreibt, dass «jede Sekunde eine LKW-Ladung Altkleider entsorgt oder verbrannt» wird.

Darum landet Fast Fashion auf dem Müllberg 

Die Zone, in der die Mülldeponie steht, ist eine von mehreren steuer- und zollfreien Zonen in Chile. Importeure von Kleidung werfen die Kleidung also lieber weg, als die Kosten für den Transport zu tragen. Zollfreie Häfen wie in Iquique, eine Stadt in der Nähe der Mülldeponie in der Atacama-Wüste, sollten die Wirtschaft ankurbeln. «Chile wurde zu einem der weltweit grössten Importeure von Secondhand-Kleidung und Iquique veränderte sich. Mit dem explosionsartigen Anstieg der Fast Fashion nahmen auch die Importe zu», schreibt «National Geographic».

Die Deponie in der Atacama-Wüste hat für Iquique verheerende Konsequenzen. Die Atacama-Wüste ist eine der trockensten Wüsten der Welt und wurde bereits von der Europäische Weltraumorganisation und der NASA als Ersatz für den Mars verwendet. Der Textilmüll, der in der Deponie landet, ist nicht nur ein Problem für die Umwelt, sondern auch für die Bevölkerung. Denn oftmals enthalten die Kleidungsstücke schädliche Chemikalien, die das Textil beim Verbrennen so giftig wie Plastik oder Reifen machen. Wochenlange Waldbrände führten im Juni 2022 in Iquique dazu, dass giftige Gase aus den synthetischen Fasern in die Atmosphäre gelangten und die Bewohner Iquiques in den Häusern bleiben mussten.

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