In Shein-Mode werden gefährliche Chemikalien nachgewiesen

Shein produziert seine supergünstigen Produkte in China.

Shein produziert seine supergünstigen Produkte in China.

Corbis via Getty Images
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Gefährliche ChemikalienOnlinehändler Shein überschreitet Giftstoff-Grenzwert um 68’500 Prozent

Mode, die es in die EU schafft, ist auch sicher? Der Ultra-Fast-Fashion-Riese Shein scheint ein Schlupfloch gefunden zu haben. Greenpeace findet in vielen Teilen schädliche Chemikalien.

Wenn bekannte Modeketten mit 52 neuen Kollektionen pro Jahr plötzlich alt aussehen, ist oft Shein im Spiel. 6000 bis 9000 neue Teile trudeln pro Tag auf der Website des Ultra-Fast-Fashion-Riesen ein. Jedes einzelne davon zu Dumpingpreisen, die einen die Arbeitsbedingungen in den Nähereien des Konzerns hinterfragen lassen.

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Ein neuer Produkttest von Greenpeace beim unabhängigen Bremer Umweltinstitut (BUI) zeigt jetzt, dass nicht nur Angestellte in Gefahr sind: Von 47 untersuchten Artikeln, die in die Schweiz, nach Österreich, Deutschland, Italien und Spanien bestellt wurden, enthalten 15 gefährliche Chemikalien in laut Greenpeace besorgniserregenden Mengen – das sind 32 Prozent aller Samples. Sieben (15 Prozent) davon übersteigen sogar EU-Grenzwerte.

Chemiecocktail in Kleidungsstücken

47 Artikel des Online-Fashionshops Shein wurden vom BUI untersucht. In 32 Prozent davon fanden sich Chemikalien in – laut Greenpeace – besorgniserregenden Mengen.

47 Artikel des Online-Fashionshops Shein wurden vom BUI untersucht. In 32 Prozent davon fanden sich Chemikalien in – laut Greenpeace – besorgniserregenden Mengen. 

Kay Michalak / Greenpeace

Unter den Stoffen finden sich etwa die Weichmacher Phthalate, von denen viele als gesundheitsschädlich und sogar fruchtbarkeitsgefährdend eingestuft werden. Sechs der 47 Produkte überschreiten dabei die Phthalat-Grenzwerte der sogenannten REACH-Verordnung. Sie regelt die Konzentrationen an Chemikalien, die in die EU exportiert werden dürfen. Besonders extrem ist der Wert bei einem Paar Schneestiefeln: Bei einem verarbeiteten Material wird der Grenzwert um satte 68’500 Prozent überschritten – das bestätigte Greenpeace 20 Minuten Lifestyle auf Nachfrage. 

In drei Kleidungsstücken, darunter ein Kleid für Kinder, wurde Formaldehyd nachgewiesen – der Stoff, der zum Beispiel dafür verantwortlich ist, dass minderwertiger Alkohol blind machen kann. Beim selben Kleid übersteigt eine Probe die Grenzwerte der REACH-Verordnung sowie die der Spielzeugrichtlinie der EU.

Zudem kommen giftige Alkylphenolethoxylate, Schwermetalle und krebserregende PAK in den Tests zum Vorschein. Damit gefährdet Shein laut Greenpeace «die Gesundheit der Kundinnen und Kunden sowie Arbeiterinnen und Arbeiter, die die Produkte produzieren».

Gesetze auch durchsetzen

Die Organisation fordert in ihrer Pressemitteilung, dass die EU die Gesetze zu gefährlichen Chemikalien auch durchsetzt. Viola Wohlgemuth, Campaignerin für Giftstoffe und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace Deutschland fügt an: «Die Vorschläge der EU müssen sich aber auch mit dem unmenschlichen System der Ausbeutung und Zerstörung durch Ultra-Fast-Fashion befassen, das in keiner Branche des 21. Jahrhunderts Platz haben sollte.» Weder Shein noch die EU hat sich bisher zu den Untersuchungen geäussert.

Ein Stiefel der Marke Shein wird zerteilt, um ihn auf giftige Chemikalien zu untersuchen.

Ein Stiefel der Marke Shein wird zerteilt, um ihn auf giftige Chemikalien zu untersuchen. 

Kay Michalak / Greenpeace

Die schwierigen Arbeitsbedingungen bei Shein

Der Ultra-Fast-Fashion-Gigant Shein gerät immer wieder wegen schlechter und unsicherer Arbeitsbedingungen in die Kritik. In einer Video-Reportage hat 20 Minuten genauer beleuchtet, was dahintersteckt.  

Video: Simona Ritter, Helena Müller

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