Elektro-Macan: Porsches kühner Schritt in die elektrische Zukunft

Auf Porsches eigener Rennstrecke in Leipzig musste der elektrische Macan Turbo zeigen, was er kann.

Auf Porsches eigener Rennstrecke in Leipzig musste der elektrische Macan Turbo zeigen, was er kann.

Porsche
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Mitfahrt im PrototypDer Elektro-Macan wird der Überflieger im Stromland

Ab 2024 wird es den meistverkauften Porsche nur noch als E-Auto geben. Das ist ein mutiger Schritt.

Ausgerechnet den meistverkauften Porsche wird es künftig nur noch mit E-Motoren und einer dicken Batterie geben. Der in neun Jahren bisher 800’000-mal verkaufte Sport-SUV Macan mit seinen hochdrehenden und kraftstrotzenden Benzinmotoren geht zumindest in Europa in den Ruhestand. Ganz schön mutig, ausgerechnet das seit 2015 meistverkaufte und bislang günstigste Modell der Marke als zweites E-Auto neben der Luxuslimousine Taycan ins Schaufenster zu stellen.

Die besten Argumente, zögernde Porsche-Fans vom elektrischen Neuling zu überzeugen, lauern im Innenleben des rund 4,80 Meter langen SUV. Klar doch, jedes E-Auto zeigt den meisten Verbrennern sein Heck, wenn es ums Beschleunigen aus dem Stand geht. Beim Topmodell des neuen Macan, rätselhafterweise nach wie vor Turbo genannt, wird das besonders deutlich. Zwei Motoren verteilen ihre Kraft auf beide Achsen, leisten zusammen 450 kW/612 PS. In unter vier Sekunden katapultieren sie den 2,3-Tonnen-SUV auf 100 km/h. Da kann der bisherige Macan GTS nicht mithalten.

Sportlerherz in Wallung

Spürbar ist das vor allem beim Beschleunigen aus engen Kurven heraus. Eine ausgeklügelte Fahrwerksabstimmung mit Luftfederung zieht und schiebt den Macan in Richtung nächste Gerade. Kein Wanken der Karosserie, kaum Seitenneigung. Das Sportlerherz kommt in Wallung, ist das wirklich ein E-Auto? Wenn schnelle Biegungen in kurzer Folge zu meistern sind, hilft die ebenfalls neue Hinterachslenkung. Der Wendekreis verdient dadurch das Prädikat «Altstadt-geeignet».

Nach einigen Runden neben einem Porsche-Werksfahrer auf der Haus-Teststrecke in Leipzig wartet die nächste Prüfung. Gleich nebenan muss der Neuling mit seinem Allradantrieb steile Auf- und Abfahrten auf lockerem Geläuf bewältigen, deren Begehung zu Fuss nicht ratsam wäre. Auf einem Drehschalter wird zuvor von «Sport Plus» auf «Offroad» gewechselt. Dann steht eine Wasserdurchfahrt an, in der die 180 Batteriezellen zur Tauchstation gezwungen sind. «Keine Sorge, die sind gut gekapselt und damit geschützt», beruhigt der Mann hinterm Lenkrad.

Eine ausgeklügelte Fahrwerksabstimmung mit Luftfederung zieht und schiebt den Macan eindrücklich schnell in Richtung der nächsten Gerade.
Auch Gelände kann der E-Macan – doch wer würde seinem Edel-SUV so etwas abverlangen?
Im Innenraum finden sich Anleihen an Porsches Elektrovorreiter Taycan: Drei Bildschirme, zwei für den Fahrer, einer für den Co-Piloten.
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Eine ausgeklügelte Fahrwerksabstimmung mit Luftfederung zieht und schiebt den Macan eindrücklich schnell in Richtung der nächsten Gerade.

Porsche

Was das neue Topmodell des Macan kosten wird, verrät Porsche noch nicht. Der aktuelle GTS kostet über 110'000 Franken, Zukunftskunden sollten da gedanklich noch einiges drauflegen. Deutlich günstiger könnte das Basismodell werden, das mit einem Motor entsprechend weniger Leistung bietet. Einen Hinweis liefert der kommende Audi Q6-etron: Bei dessen Einstiegsmodell ist von 275 kW/375 PS die Rede. Die beiden teilen sich eine neue 800-Volt-Plattform mit einer 100-kWh-Batterie – damit schafft der Macan rund 500 Kilometer. Geladen wird mit bis zu 270 kW. An einer entsprechenden Ladesäule ist der Akku in 22 Minuten von zehn auf 80 Prozent gefüllt.

Was die Sportlichkeit, das Fahrerlebnis und die Fahrleistungen betrifft, sollte der E-Macan den Nerv der verwöhnten Kunden treffen, auch wenn gerade diese Klientel wohl in Mehrheit zur Gruppe der Verbrenner-Freaks zählt. Umdenken ist nötig. Schliesslich sind bereits ein elektrischer 718 (Boxster/Cayman), ein ebensolcher Cayenne und ein neuer Luxus-SUV in Arbeit.

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