Aussage an Lega-ParteitagMusk will Freihandelszone: «Kein Widerspruch zu Trumps Politik»
Nachdem Donald Trump hohe EU-Zölle angekündigt hatte, wirbt Elon Musk für eine Freihandelszone zwischen Europa und den USA. Die Aussagen seien aber nicht als Konfrontation mit Trump, sondern als «strategischer Denkanstoss» zu verstehen, so ein Experte.
Darum gehts
Elon Musk fordert eine Freihandelszone zwischen Europa und den USA.
Rahul Sahgal, CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer, sieht darin keinen direkten Widerspruch zu Trumps Zollpolitik.
Er glaubt, dass Musks Vorschlag die EU zu Verhandlungen anregen könnte.
Elon Musk wurde am Parteitag der rechten italienischen Regierungspartei Lega am Samstag per Video zugeschaltet. Dabei sprach sich der Tesla-Chef für eine Freihandelszone zwischen Europa und den USA aus – ohne jegliche Zölle. Nur wenige Tage zuvor hatte Donald Trump ein neues Zollpaket angekündigt. Die EU soll mit Strafzöllen von 20 Prozent belegt werden. Was will Musk also mit seinen Aussagen bezwecken? Dazu Rahul Sahgal, CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer.
Herr Sahgal, Musk widerspricht mit seiner Forderung Präsident Trumps Zollpolitik. Wieso?
Das sehe ich nicht so. Elon Musk hat am Parteitag der Lega keine direkte Konfrontation mit Donald Trump gesucht, sondern vielmehr eine Art Zukunftsvision formuliert. Sein Vorschlag, eine Freihandelszone zwischen Europa und den USA zu schaffen, ist weniger als konkrete Forderung zu verstehen, sondern vielmehr als ein strategischer Denkanstoss. Er hofft, dass sich beide Seiten mittelfristig auf eine Lösung verständigen, bei der zum Beispiel Industriezölle reduziert oder sogar ganz abgeschafft werden. Ich fände das aus Schweizer Sicht auch wünschenswert.
«Musk Aussagen könnten dazu führen, dass die europäischen Entscheidungsträger noch eher bereit dazu sind, mit Washington zu verhandeln.»
Aber er spricht von einer «Null-Prozent-Situation» …
Richtig – ich glaube aber nicht, dass es Musk um eine sofortige Umsetzung geht. Vielmehr will er eine Richtung aufzeigen: weg von wirtschaftlicher Abschottung, hin zu vertiefter Zusammenarbeit. Seine «Null-Prozent»-Formel signalisiert, wohin die Reise aus seiner Sicht gehen sollte.
Zu Rahul Sahgal

Rahul Sahgal
Tamedia/Urs JaudasDr. Rahul Sahgal ist seit 2024 CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer. Zuvor war er bei der Steuerabteilung des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) in Bern und davor in verschiedenen diplomatischen Funktionen tätig. Bis 2021 war Sahgal in Washington, D.C. stationiert, wo er als Berater für Finanz- und Steuerfragen im Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) arbeitete. Seine diplomatische Laufbahn begann er 2013 als Attaché Diplomatique an der Schweizer Mission bei der EU in Brüssel.
Ist Musk hier also auf einer Linie mit Trump?
Grundsätzlich ja. Die Aussagen unterstützen letztlich auch Trumps Ziel, die Europäer unter Druck zu setzen, ihre Zölle zu senken – nur in einem anderen Tonfall. Musk Aussagen könnten dazu führen, dass die europäischen Entscheidungsträger noch eher bereit dazu sind, mit Washington zu verhandeln – den Dialog zu suchen.

Am 2. April hat Donald Trump Zölle für Dutzende Länder angekündigt.
AFPGleichzeitig könnte man es auch als eine Art Good-Cop/Bad-Cop-Strategie verstehen: Trump betont die Notwendigkeit von Zöllen, um die US-Industrie zu schützen, während Musk einen kooperativen Gegenpol darstellt. Beide kennen sich gut, teilen Grundüberzeugungen und wissen, wie sie einander politisch flankieren können.
Wie wird Trump auf die Forderung eines seiner engsten Vertrauten reagieren?
Es ist gut möglich, dass Trump gar nicht direkt reagiert. In ihrer Beziehung herrscht keine klare Finalität – vieles läuft über Zwischentöne. Vielleicht wird Trump in einem Nebensatz betonen, nicht zu wissen, woher Musk seine Informationen habe – um so Erwartungen zu dämpfen.
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