St. Margrethen: «Eltern müssen sich häufig gegen einen Schulwechsel wehren»

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St. Margrethen SG«Eltern müssen sich häufig gegen einen Schulwechsel wehren»

Rubens Eltern wollen, dass ihr Sohn, der Trisomie 21 hat, in eine Regelklasse kann. Der Verband Procap Schweiz setzt sich dafür ein, dass alle Kinder mit einer Behinderung in eine Regelschule integriert werden können. Im Kanton St. Gallen entscheidet derzeit die lokale Schulbehörde. 

Ruben (8) aus St. Margrethen besucht seit August die erste Klasse in St. Margrethen.
In der Regelklasse fühlt er sich wohl – doch der Kanton St. Gallen verlangt, dass er eine Sonderklasse besucht.
Bereits seit einem Jahr kämpft die Familie gegen diesen Entscheid. Sie hat das Verfahren durch verschiedene Instanzen gezogen, Ende April ging die Beschwerde weiter ans Bundesgericht. (Symbolbild)
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Ruben (8) aus St. Margrethen besucht seit August die erste Klasse in St. Margrethen.

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Darum gehts

In St. Margrethen SG besucht Ruben (8), der das Down-Syndrom hat, die erste Regelklasse. Laut seinen Eltern hat der Achtjährige, seit er die Schule besucht, grosse Fortschritte gemacht und fühle sich in der Klasse wohl. Der Kanton St. Gallen will den Bub jetzt aber in eine Sonderschule schicken. Bereits seit einem Jahr kämpft die Familie gegen diesen Entscheid.

Integration bietet Mehrwert für Regelschüler

Doch wie sieht die Lage in der Ostschweiz diesbezüglich aus? Der Verband Procap Schweiz verfolgt das Ziel, alle Kinder mit einer Behinderung, sofern möglich, in eine Regelschule zu integrieren. «Heute sind wir noch weit davon entfernt», so Claudia Jost, Beratungsleiterin von Procap St. Gallen-Appenzell. Grund dafür seien vor allem mangelnde Ressourcen und die Gesetzlage des Kantons. 

Die Integration von einem Kind mit Behinderung, wie Ruben, biete häufig einen Mehrwert für Regelschülerinnen und Regelschüler. «Die Kinder profitieren beim Entwickeln ihrer Sozialkompetenzen und lernen, unter anderem, Rücksicht zu nehmen», sagt Jost.

Jeder Fall muss individuell abgeklärt werden

Jeder Fall sei individuell und wird vom schulpsychologischen Dienst abgeklärt, basierend auf dessen Einschätzungen wird eine Entscheidung gefällt. «Es kann sein, dass der Junge mit Trisomie 21 an einer Sonderschule besser aufgehoben ist», so Jost.

Weiter betont die Expertin: «Das Wohl des Kindes steht an oberster Stelle.» Für eine genaue Einschätzung wisse sie zu wenig über den Fall. Weiter sagt die Beratungsleiterin: «Heute ist es leider so, dass sich Eltern häufig gegen einen Schulwechsel wehren müssen.»

Lokale Schulbehörde entscheidet über Besuch einer Sonderschule

Im Kanton St. Gallen ist das sonderpädagogische Angebot Teil des Bildungsauftrags der Volksschule. «Im kantonalen Sonderpädagogikkonzept wird festgehalten, dass bei der Beschulungsform den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler Rechnung getragen werden soll», teilt das Bildungsdepartement auf Anfrage mit. Die Regelschulen bieten dabei, je nach lokalem Förderkonzept, verschiedene sonderpädagogische Massnahmen an.

«Die Förderung in Sonderschulen ist für Kinder mit einem intensiven oder spezifischen Förderbedarf vorgesehen», so das Bildungsdepartement weiter. Die Wahl des Förderorts erfolge nach sorgfältiger Einschätzung der Entwicklungs- und Bildungsziele des Kindes. «Anhand des standardisierten Abklärungsverfahrens klärt der Schulpsychologische Dienst den Bedarf ab und erstellt zuhanden der Schulbehörde einen Bericht, der eine Einschätzung, den Handlungsbedarf und einen Antrag enthält», heisst es weiter. Die lokale Schulbehörde verfüge anschliessend allfällige Massnahmen, wie zum Beispiel den Besuch einer Sonderschule.  

Lebst du oder lebt jemand, den du kennst, mit einer Behinderung?

Hier findest du Hilfe:

Verzeichnis der Behindertenorganisationen des Bundes

Inclusion Handicap, Dachverband der Behindertenorganisationen Schweiz, Information und Rechtsberatung

EnableMe, Portal und Community von und für Menschen mit Behinderungen

Brauchst du oder braucht jemand, den du kennst, eine Rechtsberatung?

Hier findest du Hilfe:

Reklamationszentrale, Hilfe bei rechtlichen Fragen

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