St. Margrethen SGRuben (8) besucht Regelklasse – Behörden wollen ihn in Sonderschule stecken
Ruben (8) aus St. Margrethen SG hat Trisomie 21 und besucht derzeit die erste Klasse. Obwohl er sich in der Regelklasse wohlfühlt, will ihn der Kanton in eine Sonderschule schicken. Die Eltern wehren sich dagegen. Eine Petition soll ihnen dabei helfen.
Darum gehts
Ruben (8) besucht derzeit die erste Klasse in St. Margrethen.
Doch der Bub, der das Down-Syndrom hat, soll in eine Sonderklasse.
Seine Eltern finden dies unverständlich und zogen ihre Beschwerde durch sämtliche Instanzen.
Die Beratungsstelle Inklusion aus St. Gallen hat eine Petition lanciert, die bereits fleissig unterzeichnet wurde.
Laut dem Verein Procap Schweiz müssen sich Eltern häufig gegen einen Schulwechsel wehren.
Der achtjährige Ruben aus St. Margrethen SG hat Trisomie 21 und besucht seit August die erste Klasse in St. Margrethen. Laut seinen Eltern Michal und Reto Schmid fühlt sich der Bub wohl und ist in der Klasse integriert. «Er ist noch selbstständiger geworden, macht ständig Fortschritte und ist sehr glücklich», so Schmids weiter. Auch mit seinen Schulgspänlis versteht sich Ruben laut seinen Eltern sehr gut: «Alle empfinden ihn als grosse Bereicherung in der Klasse.»
Doch aufgrund von Rubens Down-Syndrom verlangt der Kanton St. Gallen, dass er eine Sonderschule besuchen soll. Für Michal und Reto Schmid unverständlich: «Wir sind nicht bereit, unseren Sohn in eine Sonderschule zu schicken, wenn die Integration so gut läuft.» Laut der Familie gebe die Bundesverfassung und die UNO-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) Ruben das Recht, in eine Regelklasse gehen zu können. «Das Problem sind aber die kantonalen Gesetze, die noch nicht nach der BRK vorgehen», so Familie Schmid weiter.
Bundesgericht muss über Rubens Schulbesuch entscheiden
Bereits seit einem Jahr kämpft die Familie gegen diesen Entscheid. Sie hat das Verfahren durch verschiedene Instanzen gezogen, Ende April ging die Beschwerde weiter ans Bundesgericht. Der Kampf sei laut Schmids sehr emotional und fordernd. Sie hoffen, nun vor dem Bundesgericht mehr Anklang zu finden. «Es ist sehr bedenklich, dass auch noch in der heutigen Zeit die Zukunft für Menschen mit Beeinträchtigungen bereits durch ein System vorausgeplant wird», so Schmids.
Ruben besucht momentan immer noch die erste Klasse in St. Margrethen. «Wir wünschen uns, dass Ruben ein Teil der Gesellschaft sein darf, dass er gefordert wird und nicht nur auf seine Behinderung reduziert wird», sagen Michal und Reto Schmid.
Petition findet grosse Zustimmung
Um Schmids vor dem Bundesgericht zu helfen, lancierte die St. Galler Beratungsstelle Inklusion am Montag eine Petition, die verlangt, dass Ruben in der Regelschule bleiben kann. «Wir erhielten den Wunsch von Rubens Eltern, eine Petition zu starten, um beim Bundesgericht vorzulegen, wie viele Menschen ihr Anliegen unterstützen», sagt Cem Kirmizitoprak, Leiter Beratungsstelle Inklusion zu 20 Minuten.
Bisher wurde die Petition 3700-mal unterzeichnet. «Die vielen Unterstützer und die positiven Kommentare freuen uns sehr», sagt Kirmizitoprak. Dies zeige, dass das Thema Inklusion beschäftigt.
Diagnose Trisomie 21 bedeutet nicht gleich Sonderschule
Kinder mit Lernschwierigkeiten lernen laut Kirmizitoprak besser in Regelschulen als in Sonderschulen. «Die Diagnose Trisomie 21 heisst nicht gleich, dass ein Kind in die Sonderschule muss», so der Leiter der Beratungsstelle weiter. Jedes Kind mit Behinderung müsse im Einzelfall angeschaut werden und es dürfe nicht gleich schubladisiert werden.
Die Beratungsstelle Inklusion steht laut Kirmizitoprak auch im Kontakt mit dem Kantonsrat, um einen Vorstoss bezüglich der Inklusion zu lancieren. «Die Volksschule sollte inklusiver werden», so Kirmizitoprak.
Auf Anfrage von 20 Minuten äussert sich die Schule St. Margrethen nicht zum Fall von Ruben. «Da wir uns in einem laufenden Verfahren vor Bundesgericht befinden, sind wir als erstinstanzliche Schulbehörde nicht in der Lage, uns zu äussern», heisst es. Auch das Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen äussert sich nicht konkret zum Fall.
Lebst du oder lebt jemand, den du kennst, mit einer Behinderung?
Hier findest du Hilfe:
Verzeichnis der Behindertenorganisationen des Bundes
Inclusion Handicap, Dachverband der Behindertenorganisationen Schweiz, Information und Rechtsberatung
EnableMe, Portal und Community von und für Menschen mit Behinderungen
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