Tödlicher Crash in Arisdorf BL«Es ist, als hätte er seinem Sohn eine Waffe geschenkt»
Erst seit Kurzem hatte der Lenker des AMG, in dem am Samstag bei einem Unfall in Arisdorf ein 18-Jähriger ums Leben kam, seinen Führerschein. Ein Video zeigt, wie er während der Fahrt Lachgas konsumierte.
Ein Video aus der Unfallnacht zeigt, wie der Lenker und weitere Insassen während der Fahrt Lachgas konsumierten. Die Aufnahme ist spiegelverkehrt.
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Die Stimmung im Auto am Freitagabend war ausgelassen. Nach dem Clubabend beim FC Pratteln fuhren die fünf Teamkollegen in eine Basler Shisha-Bar in der Steinenvorstadt zum Feiern und kauften eine Flasche Lachgas und Lachgasballons. Distickstoffmonoxid ist legal erhältlich und eine beliebte Partydroge bei Teenagern. Die fünf Fussballfreunde konsumierten die Ballons im Auto, auch der 18-jährige Lenker des Mercedes AMG GT 63 zog während der Fahrt an einem Ballon. Das beweist ein Video, das noch in der Unfallnacht auf Snapchat die Runde machte und von seinem Beifahrer gefilmt wurde.
Durch den Konsum des Lachgases soll der Lenker kurzzeitig ohnmächtig geworden sein und die Herrschaft über den 639-PS-Boliden verloren haben. Das führte zum fatalen Crash vor dem Nordportal des Arisdorftunnels, bei dem der 18-jährige Insasse, der in der Mitte auf der Rückbank sass tödlich verletzt wurde. Die vier anderen Insassen überlebten.
Die Baselbieter Staatsanwaltschaft, die ein Strafverfahren eingeleitet hat, ist ebenfalls im Besitz von diesem und anderen Videos und wertet diese nun aus.
«Als ob er seinem Sohn eine Waffe geschenkt hätte»
Den Führerausweis hatte der Unfallfahrer erst vor Kurzem erhalten. Sein Vater hatte ihn dafür mit dem 180’000 Franken teuren Sportboliden belohnt. «Es ist, als ob er ihm eine Waffe geschenkt hätte», sagt ein Bekannter des Lenkers. Der Vater trage eine Mitverantwortung für das tragische Unglück, findet er.
Der Vater hält gegenüber 20 Minuten fest, dass beim Unfall weder Drogen noch Alkohol im Spiel gewesen waren, was auch die medizinische Untersuchung am Unispital bestätigt hätte. Sein Sohn sei auch nicht zu schnell gefahren. Auf den Vorhalt, dass der Lachgaskonsum den Unfall herbeiführte, ging er nicht ein.
Auch die Schwester des Unfallfahrers hat auf Facebook schon Partei für ihren Bruder ergriffen. Das Auto habe vier Leben gerettet, weil es «so robust war wie ein Panzer», schreibt sie. Den Kommentar, den sie auf der Facebookseite der Baselbieter Polizei veröffentlichte, löschte sie aber später wieder.
Bar ignoriert Lachgas-Verkaufsverbot
Die Bar, in der die Teenager vor dem Unfall das Lachgas kauften, wurde eigentlich längst vom Basler Gesundheitsdepartement mit einem Verkaufsverbot belegt. Gegen diese Verfügung hat das Lokal Einsprache erhoben. Diese habe aber keine aufschiebende Wirkung, da die gewerbliche Abgabe von Lachgas per Gesetz verboten sei, wie Departementssprecherin Anne Tschudin festhält. Weiter verrät sie, dass «zeitnahe Kontroll- und Nachkontrollkampagnen» geplant seien.
Am Dienstag hat auch der Basler SVP-Grossrat Joël Thüring eine schriftliche Anfrage bei der Regierung betreffend «Kontrolle des Lachgas-Verbots» eingereicht, in der er Bezug auf den tödlichen Autounfall nimmt und fragt, wie die Behörden das geltende Verbot durchzusetzen gedenken. Schliesslich habe schon 2009 die damalige SP-Grossrätin Brigitte Hollinger auf den Missstand hingewiesen. «Geändert hat sich wenig.»
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Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen