Ukrainer Ziferblat«Wir würden nicht mitmachen, wenn Russland Teil des ESCs wäre»
Die ukrainische Band Ziferblat kommt im Mai mit ihrer Hoffnungshymne «Bird of Pray» nach Basel. Sie wollen die Bühne am ESC nutzen, um ein Zeichen zu setzen.
Darum gehts
Die ukrainische Band Ziferblat tritt beim Eurovision Song Contest in Basel auf.
Die Bandmitglieder betonen, dass sie nicht teilnehmen würden, wenn Russland dabei wäre.
Ihr Song «Bird of Pray» thematisiert Heimweh, Schmerz und die Suche nach innerer Stärke.
Ziferblat sieht den ESC als Plattform, um auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam zu machen.
Die dreiköpfige Band Ziferblat geht für die Ukraine an den Eurovision Song Contest in Basel. Im Interview mit 20 Minuten sprechen zwei der Mitglieder, Daniel Leshchynskyi und Valentyn Leshchynskyi, über den Krieg in ihrer Heimat und welche Message sie in ihrer Peformance übermitteln wollen.
Wie beeinflusst der Krieg mit Russland eure Teilnahme am Eurovision Song Contest in Basel?
Valentyn: Es ist eine grosse Ehre, dass wir die Ukraine repräsentieren dürfen, insbesondere jetzt. Die Eurovision Bühne ist eine Möglichkeit, alle an den andauernden Krieg in der Ukraine zu erinnern. Viele werden müde von den Berichten über den Krieg, aber für uns ist es ein täglicher Kampf ums Überleben. Wir brauchen konstante Unterstützung, Verständnis und Empathie.
Daniel: Die Teilnahme ist eine grosse Ehre und gleichzeitig eine grosse Verantwortung. Für uns geht es um mehr als um eine gute Platzierung. An allererster Stelle wollen wir die Möglichkeit nutzen, zur Welt zu sprechen. Selbst in der dunkelsten Zeit hört die Ukraine nicht auf, Kunst zu kreieren.
Welche Message wollt ihr mit dem Song «Bird of Pray» herüberbringen?
Valentyn: Unser Lied ist eine tiefgründige, emotionale Reflexion der Realität der ukrainischen Bevölkerung. Der Song thematisiert Heimweh, Schmerz, Verlust und Gebete, sowie unterstützende Worte und die Suche nach der inneren Stärke. Das zentrale Symbol, der Vogel, steht für Freiheit, Wiedergeburt und die Vorfreude auf Veränderung. Wir wollen durch unsere Musik zeigen, dass die Ukraine kämpft und unbesiegbar bleibt.
Der Eurovision Song Contest hat die Werte Zusammenhalt und Diversität in den Statuten verankert. Wie hat der Krieg eure Wahrnehmung dieser Themen verändert?
Daniel: Unser Land hat den Wettbewerb schon immer geliebt. Die ESC-Bühne ist eine machtvolle Plattform für Künstler – nicht nur für ihre Musik, sondern auch für ihre Glaubenssätze. Der Krieg hat lediglich den Fokus verschoben, er liegt nun auf der Realität des Krieges. Zudem wollen wir Ukrainerinnen und Ukrainer erreichen, die das Land verlassen mussten. Wir wollen ihnen ein Gefühl von Zusammenhalt geben. Unser Auftritt soll ein Dialog zwischen ihnen und der Welt darstellen.
Glaubt ihr, dass der Eurovision Song Contest genug unternimmt, um diese Werte zu verbreiten?
Daniel: Ich glaube, sie geben ihr Bestes. Es ist schwer, allen gerecht zu werden.
Letztes Jahr in Malmö war die Stimmung angespannt wegen der Teilnahme Israels. Macht ihr euch Sorgen, dass es in Basel ähnlich wird?
Daniel: Ich sage das mit vollstem Respekt für jedes Land, aber ich sorge mich hauptsächlich um meine eigenen Leute, die seit zehn Jahren täglich um ihr Leben bangen. Für uns ist eine angespannte Atmosphäre leider zur Normalität geworden. Es fällt mir schwer, anderen Geschehnissen meine Gedanken zu widmen.
Über die Band Ziferblat
Würdet ihr am Eurovision Song Contest teilnehmen, wenn Russland dabei wäre?
Daniel: Unsere Stellung gegenüber Russland ist strikt und stark. Ich glaube, der schlimme Krieg, der seit zehn Jahren andauert, spricht für sich. Wir würden nicht mitmachen, wenn Russland Teil des ESCs wäre.
Ihr habt aktuell noch keine Erlaubnis, euer Land zu verlassen. Wie ist der aktuelle Stand?
Daniel: Unser Team gibt alles, damit wir die nötigen Papiere haben, um das Land für den ESC zu verlassen. Ich glaube ganz fest, dass alles gut kommt und die Welt unseren machtvollen Bühnenauftritt sehen wird.
Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?
Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Beratungsangebot (Deutsch, Ukrainisch, Russisch), von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55
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