Sturm aufs Capitol«Du bist zu ehrlich» – so wollte Trump die Wahlbeglaubigung stoppen
Die Anklage gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump wegen der Attacke seiner Anhänger auf das US-Capitol nimmt der ehemalige Vizepräsident zum Anlass für scharfe Kritik.
Darum gehts
Schon wieder wurde der Ex-Präsident der USA angeklagt.
Die Anklageschrift gegen Donald Trump umfasst 45 Seiten und vier Anklagepunkte.
Er wurde wegen seiner Versuche, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl von 2020 zu kippen, angeklagt.
Sein früherer Vize Mike Pence kritisiert Trump scharf.
Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence hat die jüngste Anklage gegen Donald Trump zum Anlass für scharfe Kritik am Verhalten seines Ex-Chefs rund um den Capitolsturm am 6. Januar 2021 genommen. Die Vorwürfe gegen Trump dienten als wichtige Erinnerung, dass «jemand, der sich über die Verfassung stellt, niemals Präsident der Vereinigten Staaten sein sollte», hiess es in einer Erklärung von Pence vom Dienstagabend. Der Republikaner bewirbt sich um die Nominierung seiner Partei für die Präsidentschaftskandidatur 2024 – und fordert damit seinen früheren Vorgesetzten heraus, unter dem er als Vize diente. In den Umfragen im Vorwahlrennen ist Pence aber weit abgeschlagen, in der Gunst der republikanischen Wähler liegt derzeit Trump vorne.
Während seiner Zeit als Vize stand Pence öffentlich stets loyal zum damaligen Präsidenten, auch nach seinem Auszug aus dem Weissen Haus scheute Pence weitgehend scharfe öffentliche Kritik an Trump. Das hat sich mit Pences Einstieg ins Vorwahlrennen geändert, und am Dienstag legte er nach.
«Verfassung wichtiger»
Trump habe am 6. Januar 2021 von ihm verlangt, sich zwischen ihm und der Verfassung zu entscheiden, erklärte Pence. Er aber habe sich für die Verfassung entschieden. «Unser Land ist wichtiger als ein Mann. Unsere Verfassung ist wichtiger als die Karriere irgendeines Mannes.»
Die hartnäckig von Trump vorgebrachte Mär von massivem Wahlbetrug veranlasste laut der Anklageschrift zahlreiche seiner Anhänger, am 6. Januar 2021 das Capitol zu stürmen. Sie wollten die Beglaubigung des Wahlsiegs von Präsident Joe Biden stoppen, über die Pence in seiner damaligen Funktion als Senatspräsident wachte. Viele in der Menge skandierten «Hängt Mike Pence»; der Vizepräsident, sein Personal und seine Angehörigen versteckten sich in Todesangst.
In der am Dienstag veröffentlichten Anklageschrift wird erläutert, wie Trump Pence dazu gedrängt habe, die Beglaubigung der Wahl 2020 entweder hinauszuzögern oder zu stoppen. «Du bist zu ehrlich», soll der damalige Präsident in einem Telefonat vom 1. Januar 2021 seinem Vize gesagt haben.