Umstrittener Weltmeister«Wir haben mit der Heftigkeit der Reaktionen nicht gerechnet»
Die Verpflichtung von Benjamin Mendy sorgt für Unruhe. Nun äussert sich FCZ-Boss Ancillo Canepa und gibt dabei auch Fehler zu.
FC Zürich: «Du bist nicht sicher vor uns»: Benjamin Mendy wird im Netz von Fans bedroht.
barrikade.infoDarum gehts
Nach dem Transfer von Benjamin Mendy zum FC Zürich drohen ihm Fans anonym im Internet.
Der Club steht wegen der Verpflichtung des freigesprochenen Spielers in der Kritik.
Präsident Canepa verteidigt Mendy und hebt seine Integration ins Team hervor.
Der FC Zürich distanziert sich klar von Gewalt gegen Frauen.
Pfiffe, Flugblätter, Transparente und viel Kritik: Die Personalie Benjamin Mendy sorgt auch mehr als zwei Wochen nach seinem Transfer zum FC Zürich für rote Köpfe. Zuletzt gab es beispielsweise anonyme Drohungen von FCZ-Fans auf der linksextremen Plattform barrikade.info. Auch Anhänger anderer Clubs, wie am Donnerstag die YB-Fans mit einem Banner im Cup-Kracher, kritisierten die Mendy-Verpflichtung.
Nun äusserte sich FCZ-Präsident Ancillo Canepa erneut zur Personalie Mendy. So veröffentlichte der FC Zürich am Freitag auf Social Media ein ausführliches Interview Canepas mit der unabhängigen Moderatorin und Mediatorin Karin Frei. Im Gespräch mit Frei gab der FCZ-Boss zu: «Wir haben mit der Heftigkeit der Reaktionen nicht gerechnet.»
FC Zürich: Das sagt Ancillo Canepa über Benjamin Mendy
«Bekannte Fussballer sind oft begehrte Objekte, um sie auch ohne ein Fehlverhalten einzuklagen», hatte Canepa nach dem Transfer von Mendy erklärt. Nun gibt er zu, dass dies unglücklich formuliert gewesen sei. Immer wieder betonte Canepa zudem, dass der FC Zürich sich ganz klar gegen Gewalt an Frauen stelle und alles «widerlich» finde, was mit Vergewaltigungen oder Ähnlichem zu tun habe. Betreffend Mendy erzählte Canepa, dass es mit ihm zwei Gespräche gegeben habe.
So fand ein erstes Gespräch mit dem französischen Weltmeister von 2018 vor dem Vertragsabschluss statt. «Es war sehr ausführlich», so Canepa, «und auch Heliane, die sehr kritisch ist mit der Beurteilung von Charakteren, sagte am Schluss, dass Benjamin glaubwürdig sei.» Das zweite Gespräch fand dann nach all der Kritik und Fan-Protesten statt.
«Das führten wir noch vertiefter als das erste», erklärte Canepa. «Nach diesem sind wir nochmals mehr überzeugt, dass sich Benjamin geändert hat. Heute definiert er seine Rolle als Mensch anders.» Der FCZ-Boss erwähnte hier im Interview auch nochmals seine Frau, die «wirklich sehr kritisch mit der Beurteilung von Charakteren sei.» Ancillo Canepa stellte klar, dass man hinter dem neuen Star-Spieler stehe.
Wie stehst du zu der Verpflichtung von Benjamin Mendy durch den FC Zürich?
Benjamin sei Vater von zwei Kindern und lebe in einer festen Beziehung, so der Präsident. Er habe sich fantastisch in das Team integriert und die Spieler seien begeistert von ihm. Dann verriet Canepa: «Er hat die jungen Spieler auch schon zu sich nach Hause eingeladen und hat für sie gekocht.»
Mendy von allen Anklagepunkten freigesprochen
Doch warum sorgt Benjamin Mendy eigentlich für so viel Aufruhr? Im August 2021 wurde der Linksverteidiger, damals im Dienst von Manchester City, verhaftet. Bis Januar 2022 sass er in Untersuchungshaft. Der Grund: 13 Anklagen wegen Sexualdelikten – unter anderem auch Vergewaltigung.
Mendy wurde in allen Anklagepunkten freigesprochen. Allerdings gilt zu sagen: Selbst seine Anwältin sagte während des Prozesses: Ihr Mandant habe sich «gefühllos» und «moralisch zweifelhaft» verhalten, jedoch nicht strafrechtlich falsch.
Der Ex-ManCity-Star kam zuletzt auch in einem Dokumentarfilm des «Tages-Anzeiger» über den Partyveranstalter «Travis the Creator» vor. Benjamin Mendy bezeichnete Travis in einem Video als «Bruder».
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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