Feuermelanismus: Mehr schwarze Tiere nach Waldbränden

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Feuer-MelanismusMehr schwarze Tiere nach Waldbränden – Flammen nur indirekt schuld

Die Brände von Los Angeles haben nicht nur die Landschaft verändert: Künftig könnten auch mehr dunkle oder gar schwarze Tiere dort auftauchen. Das steckt dahinter.

Feuer in Kalifornien: Der Palisades-Abschnitt des Pacific Coast Highway <a data-li-document-ref="103256931" href="https://20min.ch/103256931">nach der Feuersbrunst</a>: Dort, wo vorher Häuser und Grünflächen waren, ist nur noch verbrannter Schutt zu sehen.
Die Feuer von Anfang Januar in Los Angeles haben über 15'000 Hektar Land verbrannt.
Die massive Veränderung der Landschaft hat auch Auswirkungen auf die Tierwelt. (Im Bild: Pacific Palisades, 21. Januar 2025)
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Feuer in Kalifornien: Der Palisades-Abschnitt des Pacific Coast Highway nach der Feuersbrunst: Dort, wo vorher Häuser und Grünflächen waren, ist nur noch verbrannter Schutt zu sehen.

VCG via Getty Images

Darum gehts

  • Waldbrände wie in Los Angeles beeinflussen die Farbe von Tieren in betroffenen Regionen.

  • Dunkle oder schwarze Tiere sind dann häufiger.

  • Grund dafür ist der sogenannte Feuer-Melanismus: Die Tiere ändern infolge der veränderten Umgebung ihre Farbe.

  • Dies dient der Tarnung.

  • Der Effekt ist oft nur vorübergehend und nimmt mit der Rückkehr der Vegetation wieder ab.

Heftige Feuer wie die Waldbrände von Las Vegas haben nicht nur Einfluss auf Menschen und Bauwerke in den betroffenen Regionen, sondern auch auf Tiere. Viele Arten dürften nachfolgend dunkler sein als vor den Feuern – nicht, weil sie mit den Flammen in Berührung kamen: Grund ist vielmehr der sogenannte Feuer-Melanismus.

Feuer-Melanismus: Was ist das?

Darunter versteht man, dass schwarze oder dunkle Tiere in verbrannten Landschaften häufiger vorkommen. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Prozess: Die Tiere ändern infolge von etwa Waldbränden wie in Los Angeles ihre Farbe, um sich in der veränderten Umgebung besser tarnen zu können – um dem Angriff von Fressfeinden zu entgehen oder von potenzieller Beute nicht erkannt zu werden.

Melanismus kann unterschiedliche Ursachen haben

Melanismus tritt bei Tieren häufig auf. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort «mélās» (dt. schwarz) ab und beschreibt eine dunkle Pigmentierung von zum Beispiel Haut, Fell oder Schuppen. Dies kann genetische Ursachen haben, aber auch auf andere Faktoren wie eine erhöhte Sonneneinstrahlung, grössere Luftfeuchtigkeit oder niedrige Temperaturen zurückgehen. In der Nähe des 1986 havarierten AKW Tschernobyl haben Forschende Frösche entdeckt, die ihre Farbe von Grün auf Schwarz geändert haben – wohl, um besser vor schweren Strahlenschäden geschützt zu sein.

Mutiert vs. «normal»: Der linke Frosch stammt aus einer Linie, die sich an die Strahlung angepasst hat.

Mutiert vs. «normal»: Der linke Frosch stammt aus einer Linie, die sich an die Strahlung angepasst hat.

IFLScience/ Germán Orizaola und Pablo Burraco

Besonders bei sich schnell vermehrenden Arten wie Insekten oder Nagetieren fördert die natürliche Selektion die Entstehung dunklerer Formen, die vor dem pechfarbenen Untergrund eine bessere Tarnung bieten, heisst es in einem Beitrag von «The Biologist» der Royal Society of Biology.

Hast du vorher schon einmal von Feuer-Melanismus gehört?

Von welchen Tieren ist Feuer-Melanismus bekannt?

Zu den besten erforschten Arten, von denen Feuer-Melanismus bekannt ist, zählt die Säbel-Dornschrecke (Tetrix subulata). Diese kommt in ganz Europa vor. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Osten bis nach Sibirien und im Süden bis Nordafrika. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2011 zeigte, dass im Jahr nach einem Grossfeuer in Schweden 50 Prozent der Heuschrecken eine deutlich dunklere Färbung aufwiesen als jene in Gebieten, in denen es nicht gebrannt hatte. Das sei Beweis für eine «ungewöhnlich grosse, extrem schnelle adaptive zeitgenössische Evolution».

So sieht die Säbel-Dornschrecke normalerweise aus.
Doch nach Bränden ändert sie häufig ihre Farbe – der besseren Tarnung wegen.
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So sieht die Säbel-Dornschrecke normalerweise aus.

Wikimedia Commons/Fritz Geller-Grimm/CC BY-SA 2.5

Laut den Autorinnen und Autoren ist der beobachtete Feuer-Melanismus aber nicht von Dauer: Vier Jahre später war der Anteil der dunklen bis schwarzen Tiere in den einst verbrannten Landschaften auf 30 Prozent gesunken. Worauf das zurückzuführen ist, ist unklar. Möglicherweise fand infolge der Erholung der Vegetation ein umgekehrter Prozess zurück zum Ursprungsfarbton statt, weil die dunklen Tiere in der nun wieder grünen Umgebung mit dem dunklen Look weniger gut getarnt wären.

Studie zeigt, dass Feuer-Melanismus für eine bessere Tarnung sorgt

In einer weiteren Studie untersuchten Forschende aus Schweden, ob der Farbwechsel der Tiere in puncto Tarnung wirklich von Vorteil ist. Die menschlichen Teilnehmenden wurden gebeten, auf Fotos nach Heuschrecken Ausschau zu halten. Dabei zeigte sich, dass die dunklen Tiere in verbrannter Umgebung viel schwieriger zu erkennen waren. Daraus schlossen die Forschenden, «dass Tarnung und Raubtierverhalten» wichtige Faktoren für den Feuer-Melanismus bei den Säbel-Dornschrecken ist.

Feuer-Melanismus gibt es auch bei Säugetieren

Auch das Fuchshörnchen (Sciurus niger) ändert seine Farbe infolge von Waldbränden. Davon berichteten 2020 Forschende aus Florida in einer Studie. Bei der Art kämen zwar grundsätzlich unterschiedliche Fellfarben vor, wobei die Färbung von grau bis völlig schwarz reiche (siehe folgende Bildstrecke). Allerdings habe ihre Untersuchung gezeigt, dass die Hörnchen auf verbrannten Flächen durchwegs dunkleres Fell haben als beispielsweise solche, die auf Ackerflächen lebten.

Gestatten, ein Fuchshörnchen. Aufgenommen wurde es im US-Bundesstaat Indiana.
Vertreter der Art können unterschiedliche Fellfarben haben.
Dieses mehrfarbige Exemplar wurde in Florida fotografiert.
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Gestatten, ein Fuchshörnchen. Aufgenommen wurde es im US-Bundesstaat Indiana.

Wikimedia Commons/PD

Laut einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1967 scheinen auch Arktische Ziesel (Urocitellus parryii) als Reaktion auf Feuer dunkler zu werden. Bilder davon gibt es jedoch nicht.

Wie pfiffig sich eine im Jahr 2023 neu entdeckte Froschart tarnt, erfährst du hier. Und hier verraten wir dir, warum eine einseitige Ernährung für den Östlichen Tigerschwalbenschwanz (Papilio glaucus) lebensrettend sein kann.

Ein paar Tiere, die wirklich Meister der Tarnung sind, findest du auch hier:

Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist der einzige mitteleuropäische Vertreter der Füchse und wird daher meistens einfach als «der Fuchs» bezeichnet. Die Meister ihres Fachs sind im Buch&nbsp;«Meisterhaft getarnt: Von der Kunst nicht gesehen zu werden» des Fotograf Art Wolfe festgehalten.
Der Pracht-Riedfrosch ist in Afrika südlich der Sahara sowie auf Inseln im Indischen Ozean zu Hause. Die meisten Vertreter sind wie die Laubfrösche mit Haftscheiben an den Fingern und Zehen ausgestattet, mit denen sie ausgezeichnet klettern können.
Der Papua-Drachenkopf (Scorpaenopsis papuensis) lebt ausschliesslich in Teilen des Pazifiks. Er ist extrem giftig. er ist in der Sahara sowie auf Inseln im Indischen Ozean zu Hause. Die meisten Vertreter sind wie die Laubfrösche mit Haftscheiben an den Fingern und Zehen ausgestattet, mit denen sie ausgezeichnet klettern können.
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Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist der einzige mitteleuropäische Vertreter der Füchse und wird daher meistens einfach als «der Fuchs» bezeichnet. Die Meister ihres Fachs sind im Buch «Meisterhaft getarnt: Von der Kunst nicht gesehen zu werden» des Fotograf Art Wolfe festgehalten.

art Wolfe Inc.

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