
Fluorid in Zahnpasta schützt vor Karies. Kann das die angebliche Alternative HAP auch?
Getty ImagesZahnpflegeIst HAP wirklich eine Alternative zu Fluorid? Zahnärztin warnt
Fluorid schützt deine Zähne vor Karies, doch vielen ist bei der Verwendung des Wirkstoffs nicht ganz wohl. HAP wird als Alternative beworben – laut einer Zahnärztin solltest du dich darauf aber noch nicht verlassen.
Fluorid ist aus den meisten Zahnpasten nicht wegzudenken. Die chemische Verbindung ist gut erforscht und schützt nachweislich vor Karies. In hohen Mengen kann sie allerdings schädlich sein – ein Umstand, der bei manchen Menschen für Unsicherheit sorgt. Zwar betonen Fachleute immer wieder, dass Fluorid in den üblichen Mengen, etwa durch Zahnpasta zwei- bis dreimal täglich, völlig unbedenklich ist. Dennoch suchen viele nach Alternativen. Eine davon ist Hydroxylapatit (HAP). Zahnärztin Hannah Selzner erklärt, was dahintersteckt und warum HAP bisher nicht mit Fluorid mithalten kann.
Über die Expertin

Zahnärztin Dr. med. dent. Hannah Selzner
Wieso könnte HAP helfen?
Natürlich kommen Fachleute nicht grundlos mit einem Stoff daher und testen mal, ob er zufällig gegen Karies hilft. «HAP ist ein Mineral und Bestandteil von menschlichen Knochen und Zähnen. Indem es die Remineralisation des Zahnschmelzes fördert, soll es vor Karies schützen», erklärt Selzner. Denn Karies entsteht durch die Demineralisation des Zahnschmelzes – wenn durch Säure Mineralstoffe aus den Zähnen herausgelöst werden. Bei der Remineralisation werden sie wieder eingebaut. Die grosse Preisfrage ist nun: Tut das Mineral wirklich, was es angeblich kann?
Welche Zahnpasta nutzt du?
Die Zahnärztin weiss: «Das Problem bei HAP ist, dass fundierte Forschungsergebnisse und Langzeitstudien bisher fehlen.» Es gibt laut ihr aber immer mehr Studien, die sich dem Mineral als Kariesschutz widmen. «Einige davon sagen ja, HAP remineralisiert den Zahnschmelz, andere kommen zum gegenteiligen Ergebnis. Die Studienlage ist also noch nicht eindeutig.»
So kommen Studien von 2021 und 2019 zu vielversprechenden Ergebnissen und einer mit Fluorid vergleichbaren Wirksamkeit beim Schutz vor Karies. In einem Übersichtsartikel, der in der Fachzeitschrift «Zahnärztliche Mitteilungen» erschienen ist, bemängeln Forschende aber, dass die vorhandenen Studien nicht den methodischen Standards entsprechen, weshalb ihre Aussagekraft begrenzt ist.

Erste Hersteller setzen bereits auf Zahnpasta mit HAP statt Fluorid. Zahnärztin Hannah Selzner bewertet das kritisch.
Pexels/Ron LachTipp der Zahnärztin: Warte noch mit dem Wechsel
Deswegen warnt Selzner: «Wenn man jetzt umsteigt und nur noch Zahnpasta mit HAP statt Fluorid verwendet, obwohl fundierte Forschungsergebnisse fehlen, kann das Kariesrisiko wieder ansteigen. Das kann auch für Kinder mit Milchzähnen schon gefährlich werden, weil es zu Entzündungen kommen kann.» Du solltest dich also zumindest noch ein wenig gedulden: «Um sich auf HAP als Kariesschutz zu verlassen, braucht es unbedingt Langzeitstudien.»
Was passiert, wenn du Fluorid weglässt?
Die Zahnärztin findet HAP spannend und die Forschung auf dem Gebiet wichtig. Sie betont aber: «Wir wissen einfach noch nicht, wie zuverlässig HAP vor Karies schützt. Lässt man Fluorid weg, können sich schneller Kariesstellen bilden, die – wenn sie grösser werden – auch den Nerv betreffen können.» Die Folgen sind bekannt: Schmerzen und grosse, kostenintensive Zahnbehandlungen. «Ich würde deshalb unbedingt weiter Fluoride verwenden. Am Ende ist aber natürlich die eigene Entscheidung. Das Risiko trägt jeder und jede für sich selbst.»
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